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Vorläufig erlaubt: Tesla geht auf Risiko beim Bau seiner Gigafactory.

© Patrick Pleul/dpa

Tesla plant fast fertige Gigafactory bei Berlin um: Neuer 11.000-Seiten-Antrag für Fabrik in Grünheide

Das Rätselraten, wie groß die Batteriefabrik im Grünheider E-Autowerk sein wird, hat ein Ende. Die Pläne liegen jetzt aus – mit einigen Schwärzungen.

Die Gigafactory von Tesla in Grünheide gilt als größte Bedrohung für die deutsche Automobilindustrie: Der von Elon Musk geführte US-Elektroautobauer hat jetzt die Konfiguration der schon fast fertigen Fabrik, in der 500.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band rollen sollen, erneut umgeplant und um eine Batteriezellenfabrik erweitert. 

Der neue Antrag, der mehr als 11.000 Seiten umfasst, kann seit Freitag in Rathäusern der Oder-Spree-Region oder online eingesehen werden. Es ist die dritte Auslegung. Das Projekt war im November 2019 gestartet worden. Laut Antrag will Tesla unbedingt die Produktion noch im Jahr 2021 beginnen.

„Für jeden Monat Bauverzögerung kann davon ausgegangen werden, dass die CO2-Emissionen in Deutschland und Europa um mehr als eine Megatonne höher sein werden“, heißt es in einem Dokument.

Ein Überblick über die wichtigsten Veränderungen in der Gigafactory und bislang unbekannte Details.

Batteriezellenproduktion

Die größte Batteriefabrik der Welt, wie es Elon Musk einmal für „Giga Berlin“ angekündigt hatte, wird es nun doch nicht: Aber die größte Europas dürfte es mit der erstmals angegebenen Kapazität von 50 Gigawattstunden (GWh) werden, „was einer Zellanzahl von 500 Millionen Zellen pro Jahr entspricht“, wie es im Antrag heißt.

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Das reicht für die Ausstattung der hier produzierten 500.000 Autos aus, sogar für noch mehr. Zum Vergleich: Der VW-Konzern plant eine neu Batteriezellfabrik in Salzgitter, die erst in einigen Jahren ine Kapazität von 40 GWh erreichen soll. Tesla wird eine neue Generation von Batteriezellen in einem Trocken-Elektroden-Verfahren herstellen, eine Art beschichtete Folie, die dann zu einer Zelle gewickelt wird. 

Das alles ist geheim, Angaben zu Prozessketten und Stoffen sind in den öffentlich ausgelegten Unterlagen teils geschwärzt, ebenso zu den Kosten. Tesla befürchtet wohl Industriesspionage. Die Halle der Batteriefabrik, um die viel gerätselt wurde, ist schon im Bau – als „Lagerhalle“ beantragt und genehmigt. Tesla wird eine Umnutzung beantragen.

Autofabrik, neu konfiguriert

Die Autofabrik ist etwa zu 80 Prozent fertig, sagte jüngst Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Jetzt wird noch mal vieles anders: Denn eine Kunststofffertigung, in der etwa Spiegel und Stoßstangenteile hergestellt werden, kommt hinzu. Die Fertigungstiefe und damit die Wertschöpfung werde erhöht, heißt es.

[Wie weit ist die Tesla-Fabrik? „Elon Musk ruft nur noch selten an“ (T+)]

Neu ist auch, dass das Presswerk erweitert wird, wofür zusätzlich zu den 550 für das bisherige Fundament weitere 1180 Betonpfähle in den Boden gerammt werden müssen, um Standsicherheit zu gewährleisten. Die Rohkarosseriefertigung wird von zwei Produktionslinien auf eine gestrafft – mit der gleichen Leistung von 10.000 Stück pro Woche. 

Die bisher geplante Teststrecke mit Rüttelpisten, um Klappergeräusche festzustellen, fällt weg: Stattdessen wird der Qualitätscheck der Teslas „made in Grünheide“ hydraulisch erfolgen. Es werden mehr Zulieferfahrzeuge nach Grünheide rollen, 1515 Lkw am Tag. 

Kein höherer Wasserverbrauch

Die kombinierte Auto- und Batteriefabrik kommt mit den vorher allein für das Autowerk geplanten maximal 1,44 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aus, deren Lieferung vom Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) vertraglich garantiert worden ist. Für das Niederschlagswasser setzt das Konzept nicht mehr auf eine zentrale, sondern dezentrale Versickerung.

Der Fahrplan

Einen Monat darf der Antrag gelesen werden, einen weiteren Monat können Einwendungen beim Landesumweltamt eingereicht werden. Beim letzten Mal waren das 416, schließlich kam es zum Showdown von Kritikern, Bürgerinitiativen und Umweltverbänden mit Tesla in der Stadthalle von Erkner. Vorsorglich hat das Landesumweltamt einen neuen Erörterungstermin für den 13. September in Erkner angesetzt. 

Ob der stattfindet, ist aber offen, heißt es. Vor Oktober kann Tesla demnach nicht mit einer Hauptgenehmigung für die Gigafactory rechnen. Auf Grundlage erteilter Voraberlaubnisse kann Tesla aber weiter bauen und Maschinen einjustieren. Allerdings versuchen Umweltverbände gerade mit einer Eilklage, einen Baustopp durchzusetzen. 

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