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Schon lange warnen Umweltschützer und Experten vor den Effekten, die der hohe Wasserverbrauch der Tesla-Fabrik haben könnte.

© REUTERS

Tesla-Konflikt offenbart grundlegendes Problem: Experten warnen vor Wasserknappheit in Berlin und Brandenburg

Im Potsdamer Landtag sprachen Experten eine deutliche Warnung aus. Grund für die Wasserknappheit sei nicht nur der Klimawandel, sondern auch der hohe Verbrauch der Tesla-Fabrik.

Teslas Gigafactory in Grünheide hat Aufmerksamkeit auf ein grundlegendes Problem gelenkt, das auch anderswo in der Hauptstadtregion droht: Um für die absehbare Wasserknappheit gerüstet zu sein, haben Versorgungsunternehmen, Experten und Kommunalvertreter am Mittwoch auf einer Anhörung im Potsdamer Landtag eindringlich ein Gesamtmanagement auf Regierungsebene Brandenburgs und Berlins angemahnt. Das fehlt bisher.

Die Anhörung im Umwelt- und Agrarausschuss unter dem Titel „Perspektiven der Trinkwasserversorgung im Berliner Umland“ war nicht zuletzt wegen der Probleme um die Tesla-Fabrik anberaumt worden. „Alle müssen handeln, damit Trinkwasserversorgung nicht zum limitierenden Faktor der Entwicklung der Region wird“, sagte etwa Joachim Jost, Stabstellenleiter der Berliner Wasserbetriebe (BVB), der auch im Namen einer Initiative von 16 regionalen Wasserversorgern sprach. Klar sei, dass es nur gemeinsam bewältigt werden könne. „Denn Wasser schert sich nicht um Landesgrenzen.“

So stünden fünf der sechs BWB-Klärwerke in Brandenburg, sie gewinnen in beiden Ländern Wasser aus denselben Grundwasserleitern. Der Trinkwasserbedarf wird in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen, auch angesichts der Dynamik in Metropole und Umland. Und zwar nach der BWB-Präsentation bis 2050 um 28 Millionen Kubikmeter in Berlin und um 20 Millionen Kubikmeter jährlich in Brandenburg.

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Für diesen Bedarf sei dann „nicht genug Wasser da“, sagte Jost. Nötig seien daher schnellere Genehmigungsverfahren. Denn die Wasserwerke geraten mit den bisherigen Kapazitäten und Erlaubnissen mittelfristig in kritische Bereiche – so wie im Umfeld der Tesla-Fabrik.

„Es wäre gefährlich, die Grundwasserstände weiter absenken zu lassen.“

Hinzu kommt der Klimawandel. So hat Karsten Rinke, Experte vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leibnitz, in der Region bereits die Austrocknung des Seddiner Sees unter die Lupe genommen, der in den letzten Jahren ein Drittel seiner Seefläche verlor. Typisch für den mitteldeutschen Raum sei, dass anders als in Westdeutschland die Grundwasserneubildung hier sehr gering sei, sagte Rinke. „Es wäre gefährlich, die Grundwasserstände weiter absenken zu lassen.“ Man kann also nicht einfach mehr Grundwasser fördern.

Ein Faktor werde auch sein, dass mit dem Braunkohleausstieg – und dem Wegfall eingeleiteten Wassers aus den Tagebauen in die Spree - in Berlin weniger Wasser ankommen werde. Rinke empfahl, die anstehenden Nutzungskonflikte um das Wasser schon jetzt „in Friedenszeiten“ zu klären und etwa Kontingente auszuhandeln. Nötig sei, Wasser zu sparen, gereinigtes Abwasser zur Grundwasseranreicherung zu nutzen, den Waldumbau zu forcieren.

Unverständnis äußerte André Bähler, Chef des Wasserbandes Strausberg-Erkner (WSE), dass das Umweltministerium bisher nicht einmal einen kleinteilig regionalisierten Überblick über das Wasserangebot habe. Offenbar befinde man sich bisher im Blindflug, so Bähler. Schon 2019 habe man bei der Landesregierung einen strategischen „Trinkwasserversorgungsplan“ angemahnt, „gegebenenfalls eine Neustrukturierung der Aufgabenträger.“

Der WSE selbst habe aktuelle Fördererlaubnisse für 14 Millionen Kubikmeter jährlich, wobei vier Millionen davon durch den Prozess am Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder strittig seien. Entfiele dieses Kontingent, „ist nicht nur Tesla, sondern auch die Trinkwasserversorgung gefährdet“, so Bähler.

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Eigentlich benötige der WSE eine Jahresförderung von 18 Millionen Kubikmetern. Ob bei Erlaubnissen oder beim wegen Tesla nötigen Neubau eines Klärwerks „vermissen wir die Tesla-Geschwindigkeit, die sonst an den Tag gelegt wird“. Bähler zufolge wird man auch Fernleitungen bauen müssen, um Wasser aus brandenburgischen Regionen mit größeren Vorkommen ins engere Umland zu transportieren.

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