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Die Diskuswerferin Ilke Wyludda.

© ddp

Teilnahme bei den Paralympics: Ilke Wyludda bekommt neuen Sponsor

Der Diskus-Olympiasiegerin Ilke Wyludda musste 2010 ein Bein abgenommen werden. Mit einem Berliner Sponsor möchte sie jetzt zu den Paralympics

Am Ende hat es Ilke Wyludda eilig. „Ich sollte eigentlich seit 30 Minuten im Bett sein“, sagt sie, als sie um 22:30 Uhr den Capital Club in der Mohrenstraße verlässt. Auch mit 47 Jahren und nur noch einem Bein bleibt sie Vollblut-Profi. Sieben Mal die Woche trainiert sie Kugelstoßen und Diskuswurf, nebenher arbeitet sie in der Unfall-Chirurgie. „Ich brauche einfach eine gewisse Motivation“, sagt sie und erklärt, dass sie nach drei Olympischen Spielen und den Paralympics in London nun nach Rio de Jainero möchte. Wyludda zuckt mit den Schultern, als sei das alles ganz normal.

Dabei war in ihrer Karriere bisher wenig ganz normal. Bereits als Jugendliche in der DDR stellt sie Weitenrekorde auf. 1988 schleudert sie den Diskus 75,36 Meter weit - noch immer der drittweiteste Wurf aller Zeiten. Trotzdem bleibt ihr der ganz große Erfolg lange verwehrt. Zu den Olympischen Spielen in Seoul wird sie nicht berufen, in Barcelona 1992 wird sie lediglich Neunte.

Hinzu kommen immer wieder Verletzungen: Kreuzbänder, Patellasehne, Achillessehne, Bauchmuskeln - sie kämpft sich trotzdem zurück. „Der Schmerz ist mein ständiger Begleiter“, sagt sie ironisch. Wie oft sie operiert wurde, weiß sie nicht. In Atlanta 1996 belohnt sie ihre Leiden mit olympischen Gold im Diskuswurf. Ihr größter Kampf beginnt jedoch erst nach ihrem Karriereende.

Für ihren Traum von Brasilien braucht sie Unterstützung

Im Dezember 2010 muss sie in Folge einer Blutvergiftung ihr rechtes Bein oberhalb des Knies amputieren lassen. Trotzdem arbeitet sie als Ärztin in einem Krankenhaus in Halle und beginnt mit paralympischen Sport. Bei den Paralympics in London 2012 wirft sie zwar deutschen Rekord, doch es reicht nur zu Platz fünf. „Bis es nicht mehr geht“, will Wyludda weitermachen.

Doch für ihren Traum von Brasilien braucht sie Unterstützung, denn die Kosten für Training, Reisen und technische Geräte muss sie zum Großteil selbst stemmen. „Bisher war mein größter Sponsor mein Arbeitgeber, der mich bezahlt freigestellt hat“ sagt sie. Doch nun bekommt sie Hilfe über die Kampagne „Ungehindert. de Janeiro“ vom Berliner Behinderten-Sportverband und den Berliner Wirtschaftsgesprächen.

Unternehmen können dabei Patenschaften für einzelne Sportler übernehmen und sie finanziell unterstützen. Beim Sponsoren-Dinner am Mittwoch lernt Wyludda ihren neuen Sponsor kennen. Die Volkssolidarität, ein ostdeutscher Sozial- und Wohlfahrtsverband, der alte, kranke und benachteiligte Menschen betreut, möchte die Leichtathletin fördern.

„Ich halte das für eine Selbstverständlichkeit, außerdem passt Frau Wyludda als Ärztin perfekt zu uns,“ sagt der Berliner Landesgeschäftsführer der Volkssolidarität, André Lossin. Auch Wyludda freut sich: „Mit diesem Sponsor kann ich mich identifizieren, das war mir wichtig.“

 „Ich möchte auch etwas zurückgeben“

Zusammengebracht wurden die Sportlerin und der Verband durch den Geschäftsführer des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin, Klaas Brose und Reinhard Heitzmann von der Consulting-Firma SportsReputation. „Als Westdeutscher kannte ich die Volkssolidarität gar nicht“, erinnert sich Heitzmann.

Nach einem Gespräch mit André Losen ist schnell klar, dass die Volkssolidarität einen Sportler unterstützen möchte. „So eine Partnerschaft bringt einem Unternehmen ja auch Aufmerksamkeit“, sagt Heitzmann zu den Anreizen für die Sponsoren. Tatsächlich möchte Ilke Wyludda nicht einfach nur das Geld einstreichen. „Ich möchte auch etwas zurückgeben“, sagt sie. Beispielsweise könne sie als Botschafterin behinderten Kinder und Nachwuchssportler Mut machen.

Ähnlich sieht das auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Er ist als Schirmherr zum Sponsoren-Dinner in den Capital Club gekommen und zeigt sich beeindruckt: „Was Sie leisten, schaffen viele Menschen nicht, die kein Handicap haben und keinen Hochleistungssport betreiben“, lobt er und dankt den Sponsoren für ihr Engagement: „Diese Menschen brauchen die Unterstützung für sich, aber auch für unsere Gesellschaft, denn sie sind nicht nur Sportler, sondern auch Vorbilder.“

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