zum Hauptinhalt
Die Musikerin Vivi veröffentlicht ihre Musik seit dem Lockdown in der Coronapandemie.

© Musikvideo zu „Tegel“ auf Youtube, gefilmt von Quirin Bellmann

Tegel-Abschiedshymne von Musikerin Vivi: „Gibt keine Flieger mehr in Tegel, Baby“

Die Berliner Musikerin Vivi hat einen traurigen Song für Tegel aufgenommen. In der Coronakrise hat sie beschlossen, ihre Musik zu veröffentlichen.

Jeder Flughafen bekommt die Hymne, die er verdient. Für den BER drängen sich da natürlich Hits wie „Patience“ von Take That, „No No Never“ der Band Texas Lightning oder „Wenn Nicht Jetzt, Wann Dann?“ von Höhner auf, die sich auch bereits alle in einer Spotify-Playlist zusammengefunden haben. Und TXL?

Der von vielen Berlinern geliebte Flughafen, der nun, da der BER tatsächlich eröffnet ist, am 8. November schließen muss, hat jetzt seinen ganz eigenen Song gewidmet bekommen: „Tegel“ von der jungen Berliner Musikerin Vivi trägt nicht nur den passenden Titel. Das Lied handelt auch von einer Liebe, die zu Ende geht.

„Unsere Liebe ist wie Tegel, Baby/ Gibt keine Flieger mehr in Tegel, Baby/ Nicht auf dem Flugfeld/ Und auch nicht unter meinem Zwerchfell“, heißt es im Refrain in weichem Sprechgesang auf langsamen Hip-Hop-Beats.

Und natürlich darf bei so einem Song auch die „Flugzeuge im Bauch“-Anspielung nicht fehlen – obgleich sich die 27-jährige Künstlerin dabei wohl eher an die Oli-P.-Version aus den Neunzigern erinnert haben dürfte denn an das Original von Herbert Grönemeyer.

Aber das passt ja auch wieder zu TXL: Verschiedene Generationen verbinden mit dem Flughafen dasselbe – und doch etwas ganz anderes.

Die beinahe leeren Hallen von Tegel im Musikvideo der Musikerin Vivi.
Die beinahe leeren Hallen von Tegel im Musikvideo der Musikerin Vivi.

© Musikvideo zu „Tegel“ auf Youtube, gefilmt von Quirin Bellmann

Im gestern veröffentlichten Video zum Song bewegt sich Vivien Hard, wie die Musikerin mit bürgerlichem Namen heißt, über den nächtlichen, menschenleeren Flughafen, vorbei an Unterführungen, Auffahrten, Haltestellen.

Dazwischen immer wieder die ikonische Tegel-Architektur, elegisch gefilmt, fast wie in einem Traum, der bald zu Ende geht – das letzte Flugzeug hebt bald ab.

Tegel-Abschiedssong: „Dann kam der Liebeskummer dazu“

Das Lied ist direkt unter der Einflugschneise des Flughafens entstanden. Auf dem Balkon ihrer Wohnung in Wedding kann sie die Flieger beobachten, die den Berliner Norden zur Landung anpeilen, erzählt Vivien Hard am Telefon. Mit Tegel verbindet sie nicht nur die Aufregung vor großen Reisen, sondern auch die Geräuschkulisse im eigenen Zimmer.

„Ende Mai hat mein Kopf um die Schließung des Flughafens geschwirrt“, sagt sie. „Und dann kam der Liebeskummer dazu und kurze Zeit später wurde ein Song daraus.“ Schon seit ihrer Jugend spielt Vivien Hard Klavier und schreibt eigene Texte.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können. ]

Der Entschluss, ihre Musik zu veröffentlichen, nahm mit dem Erwerb eines E-Pianos und mit der Pandemie – genauer gesagt, der vermehrten Zeit, die sie seitdem mit sich selbst in ihrem Zimmer verbringt – Konturen an.

Auch eine EP ist geplant. Darauf wollen Vivi und ihr Musik-Kollege Alexander, der auch für die Beats bei „Tegel“ zuständig war, ihren musikalischen Stil weiter Richtung Hip-Hop und R'n'B ausbauen. Die Grundstimmung des Debüt-Songs soll aber erhalten bleiben.

Der Song ist im Do-It-Yourself-Format erschienen, ein Label im Hintergrund gibt es noch nicht. Das hört man der Komposition auch an, sie bleibt zurückhaltend. Ein instrumenteller, facettenreicher Höhenflug bleibt aus. Das einnehmende Sprach- und Soundgefühl der Musikerin aber lässt den engen Fußraum des Shutdowns zumindest für eine kleine Weile vergessen.

Alexandra Ketterer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false