zum Hauptinhalt
Polizeipräsidentin Barbara Slowik tauft das neue Boot der Berliner Wasserschutzpolizei auf den Namen „Schwanenwerder“.

© picture alliance/Wolfgang Kumm/dpa

Taufe des Schiffs „Schwanenwerder“ in Berlin: Wasserschutzpolizei bekommt modernes, neues Boot

Die Wasserschutzpolizei erhält ein neues Schiff: das erste seit 2015, das die 36 Jahre alte Flotte ergänzt. Dem modernen Unikat fehlt nur eine Abgasreinigung.

Das Material muss wirklich erstklassig sein: Da haben die Leute aus der polizeieigenen Bootswerkstatt extra einen Klappmatismus gebaut, auf dem die Sektflasche – Rotkäppchen, halbtrocken, nullfünfundsiebzig – zwecks Taufe mit Schmackes gegen den Rumpf des Schiffes schwingt. Und dann lässt Polizeipräsidentin Barbara Slowik die Flasche schwingen, es gibt einen mächtigen Rumms – und das grüne Gefäß stürzt unversehrt auf den Betonboden der Dienststelle West der Wasserschutzpolizei (WSP) in Hakenfelde an der Havel.

Also nächster Versuch, zumal Slowik zuvor mit Verweis auf die „Titanic“ gesagt hatte, dass ungetaufte Boote Unglück bringen. Der zweite Anlauf gelingt; das Getränk schäumt zwischen glücksbringenden Scherben, das Boot ist getauft auf den Namen „Schwanenwerder“.

Der Name bedeutet trotz des enthaltenen Schwanes den Bruch mit der Tradition, dass Berliner Polizeiboote stets wie Wasservögel heißen. Die Ausnahme wurde laut Slowik im Gedenken an die 2008 aufgegebene Dienststelle auf der Insel und zu Ehren des langjährigen Polizeipräsidenten Georg Schertz, der mutmaßlich prominenteste Inselbewohner, gemacht.

[245.000 Leute, 1 Newsletter: Den Tagesspiegel-Newsletter für Spandau gibt's hier - voller Debatten, Ideen, Tipps und Terminen: leute.tagesspiegel.de]

Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte sich zuvor als Rahnsdorfer Kind geoutet, als das er in jungen Jahren mit dem Faltboot über den Müggelsee gepaddelt sei und die Schiffspatrouillen bestaunt habe: „Die Herren standen da mit den weißen Mützen drauf und ich dachte: Mensch – gute Sache.“

Die Tätigkeit bei der Wasserschutzpolizei gehöre wohl „zu den schönsten“ innerhalb der Riesenbehörde. Die gesunde Gesichtsfarbe und die tiefenentspannte Freundlichkeit der vielen anwesenden Beamten scheint diesen Eindruck zu bestätigen, aber ein langjähriger Bootsführer sagt, im vergangenen Sommer seien manche Zwölfstundenschichten an Bord ohne Klimaanlage schwer auszuhalten gewesen.

Echolot, dreidimensionales Sonar und Navi in TV-Größe

Das neue Schiff, polizeiintern: WSP 24, ist nicht nur klimatisiert, sondern auch rundum mit Kameras bestückt, mit vorausschauendem Echolot für Untiefen, mit Navi in TV-Größe und mit dreidimensionalem Sonar, das beispielsweise versunkene Tresore oder womöglich auch Ertrinkende so klar anzeigt wie nie. Eine Infrarotkamera, um Straftäter und Hilfsbedürftige auch bei Nacht und Nebel zu orten, soll nachgerüstet werden. Ansonsten ist alles an Bord des 13,5 Meter langen Aluminiumschiffs, was WSP-Beamtenaugen zum Leuchten bringt.

Keine Abgasreinigung

Na ja, fast alles: Auf eine Abgasreinigung für die beiden 169-PS-Diesel wurde bei WSP 24 verzichtet – wegen schlechter Erfahrungen mit der 2015 in Dienst gestellten WSP 23 „Seeadler“, die mit verstopftem Partikelfilter regelmäßig ausfiel. 36 Jahre sind die 16 „uniformierten“ Boote (es gibt außerdem vier zivile) der Berliner WSP durchschnittlich alt, und manche verbringen mehr Zeit in der Werkstatt als auf dem Wasser.

Was die Werkstatt leistet, ist auf dem Trailer neben der „Schwanenwerder“ zu sehen: Die „Kormoran“ sieht ebenfalls wie neu aus, ist aber von 1974, wie Peter Rieck weiß. Als Technischer Leiter der WSP ist Rieck einer von vielen, die heilfroh über den Neuzugang sind, der mit 890 000 Euro aus dem Siwana-Investitionsfonds finanziert wurde.

Das älteste Berliner Polizeischiff

Rieck empfiehlt einen Blick in die Bootshalle, in der nicht nur ein schlaraffenländisch anmutendes selbstgebackenes Kuchenbuffet steht, sondern auch das mit 56 Jahren älteste Berliner Polizeischiff – und daneben Riecks Vater, der es als junger Mann mit einem Kollegen auf der damaligen Spandauer Werft „Deutsche Werke“ gebaut hat. Vier Monate hätten sie für den Bootskörper damals gebraucht, sagt Rieck Senior, der sein Alter mit „knapp 80“ angibt und die Frage nach seinem Vornamen abwinkend mit „oller Schiffbauer“ beantwortet.

Solche Geschichten gibt es bei der WSP. Die „Schwanenwerder“ wurde von der Werft Hermann Barthel in Derben an der Elbe gebaut, einem Familienbetrieb in siebter Generation, gut 100 Kilometer westlich von Berlin: acht Monate Planung, ein Jahr Bauzeit, Handarbeit. Sie löse ein Exemplar von 1979 ab, sagt Innensenator Geisel und fügt hinzu, „dass es bei diesem ersten Boot nicht bleiben kann“.

WSP-Leiter René Behrendt wünscht sich fünf bis 2025 und verspricht, „auch Umweltaspekte stärker in den Fokus zu nehmen“, sobald die Einsatzfähigkeit verbessert wird. Zu tun gibt es auf den 220 schiffbaren Berliner Wasserstraßenkilometern genug: Zu den Umweltdelikten komme neuerdings speziell am Müggelsee eine regelrechte Raserszene. Die wird die „Schwanenwerder“ mit ihren maximal 32 Stundenkilometern kaum aus dem Verkehr ziehen können. Aber zumindest kann sie sie filmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false