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Tagesspiegel stellt Hertha-Buch vor: Frank Zander: „So is’ halt Mitte, wa?!“

Herthas Fanliebling Frank Zander war Gast in der Zitty-Leserlounge mit Tagesspiegel-Autoren – und brachte dem coolen Berlin das Schunkeln bei.

Plötzlich beendete der Ehrengast einfach selbst die Lesung und setzte sich an den Tresen. Von da an wollte niemand mehr zur Bühne gucken, alles strömte zum Barhocker, auf dem nun Frank Zander saß. „Die Veranstaltung entgleitet mir“, rief Moderator Matthias Kalle mit ironischem Lächeln von der Bühne, „bleiben Sie gesittet!“ Da war es längst zu spät.

Es war ja auch ein wirklich schön-schräger Abend in der Veteranenstraße in Mitte, gleich am Weinbergspark in der „FC Magnet Bar“. Dorthin hatte die Zitty zur „Leserlounge“ geladen, Stücke aus dem Tagesspiegel-Buch „Hertha BSC – das Buch zum Aufstieg“ sollten gelesen werden und Zander, 69, war der Ehrengast. Klar, er ist der Hertha-Hymnenschreiber, seit 1993 ertönt sein Lied „Nur nach Hause gehen wir nicht“ nun im Olympiastadion. Auch an diesem Sonnabend wieder, wenn die Liga startet und Hertha gegen Nürnberg antritt.

Dieser Donnerstagabend aber gehörte allein Zander. Schon als der Musiker draußen vor der Bar parkte, prosteten ihm die ersten Fans fröhlich zu, drinnen dann: tosender Applaus. Zander, gekleidet in Lederjacket mit blau-weißen Streifen, setzte sich routiniert an den Tresen – „erst mal’n Bier, ihr wisst ja, ich mag Kneipen“. Und siehe da: „Hier gibt’s ja sogar Wodka ohne Alkohol – na, so is’ halt Mitte, wa!?“ Zander wohnt in Charlottenburg am Lietzensee. Sein großer Auftritt sollte später kommen.

Auf dem Podium saßen Gerd Appenzeller, der Tagesspiegel-Herausgeber, und Robert Ide, der Tagesspiegel-Sportchef. Sie lasen einige ihrer Lieblingstexte aus dem Buch vor. Etwa jenen, wie die Berliner die Liebe zur Hertha neu entdeckten, oder wie es war in der S-Bahn auf dem Weg nach Köpenick, wo Hertha antrat zum packenden Stadtderby („Noch jemand ‘ne Karte über? Nee, keena.“). Gelesen wurde auch ein Doppelinterview mit Herthas Präsidenten Werner Gegenbauer und Unions Pendant Dirk Zingler. Matthias Kalle verteilte die Rollen. Er stellte die Fragen, Ide antwortete als Zingler, Appenzeller als Gegenbauer. Ost gegen West, Arm gegen Reich, überspitzt vorgetragen – Zander lachte Tränen. Dann kletterte auch er auf die Bühne.

Kleine Diskussionsrunde über Hertha? Ach, nö, Zander griff sich das Mikrofon und legte einfach mal los. „Die Texte aus eurem Buch haben mir ganz jut gefallen“, sagte er also, „ihr vom Tagesspiegel seid ja ’ne echte Alternative zur Bild-Zeitung“. Dann brachte auch schon Sohn Marcus den Gitarrenkoffer und Zander nahm seine blau-weiße Hertha-Fender in den Arm. Hymnenzeit – und alle sangen und schunkelten mit. Eine Stimmung zwischen Weihnachten und Schlagerparade. Passanten blieben vor den geöffneten Fenstern verwundert stehen. Jubel, Gelächter, Tränen vor Lachen. Dann stand Frank Zander auch schon wieder auf, packte die Gitarre ein und sagte: „Wisst ihr, eigentlich bin ich ja Union-Fan.“

Ein Scherz, na klar. Da war Zander aber auch schon wieder runter von der Bühne, machte sich auf den Weg zum Tresen und trank ein paar Bier mit den Fans bis spät in den Abend.

Hertha BSC – Das Buch zum Aufstieg“ gibt es für 16,90 Euro im Tagesspiegel-Shop, Askanischer Platz 3, Kreuzberg. Geöffnet Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr. Oder im Internet unter www.tagesspiegel.de/shop

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