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Geflügelte Worte. Sebastian Leber mit seiner Trophäe.

© Andi Weiland/reporterslam.de

Tagesspiegel-Reporter gewinnt Slam in Berlin: Gute Geschichten aus dem Paralleluniversum

Sebastian Leber schreibt über Querdenker, Verschwörer, Schwurbler - und erzählt, wie er einen Unbescholtenen für einen fanatischen Reichsbürger hielt.

Roboter Slam („Simultaneous Localization and Mapping“) ist faszinierend, aber Reporter Slam ist unterhaltsamer. Samstagabend war es wieder soweit: Kür der unterhaltsamsten Reporterin oder des unterhaltsamsten Reporters im Heimathafen Neukölln.

Beim letzten Mal hatten Ann-Kathrin Hipp und Nadine Voß vom Team Checkpoint die Abstimmung gewonnen, die eigentlich nur vom Probebetrieb am Flughafen BER erzählt hatten, was unvermeidlich witzig war.

Diesmal gewann Tagesspiegel-Reporter Sebastian Leber, der sich vor allem mit denen beschäftigt, bei denen es wehtut. Zwischen den Ohren, und wenn man nicht aufpasst, auch auf der Nase.

Von seinen vielen unangenehmen beruflichen Begegnungen präsentierte Leber die fünf schlimmsten – in aufsteigender Reihenfolge, beginnend mit einem Querdulli, der trotz „übernatürlicher“ Kräfte nicht mal eine Alufolie verbiegen konnte, aber mit dem Anwalt drohte.

Auf Platz 4 kam der verhaltensauffällige Patrick L., der als Rapper „Fler“ heißt und Leber wegen eines durchaus sachlichen Artikels verkloppen wollte. Der Hausbesuch scheiterte an der falschen Adresse.

[Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im "Checkpoint" über Berlins Irrungen und Wirrungen. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de]

Gruselplätze 3 und 2 teilen sich die kroatischen Grenzpolizisten, die Leber bei einer Reportage über verbotene „Pushbacks“ an der EU-Außengrenze festnahmen, später zum „Schleuser“ erklärten und eine Nacht ins Gefängnis steckten.

Lebers erster Uff-Platz ging an eine Reichsbürger-Generalbevollmächtigte, die ihm im Interview u.a. von Millionen arischen Kindern berichtete, die aus der Antarktis abzuholen wären, nachdem bei Hitler was dazwischengekommen sei.

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Als die Geschichte erschienen war, erhielt Leber von den "vereinten Völkern und Stämmen" einen Strafbefehl über 9000 Feinunzen Gold, woraufhin er zum Stämmesitz in eine feudale Wohnstraße nach Lichterfelde fuhr und dort einen vermeintlichen Reichsbürger mit knallharten Fragen konfrontierte, der sich später als unbescholtener, mit beiden Beinen und klarem Verstand im Leben stehender Großvater erwies. Wo das Leben die beknacktesten Geschichten schreibt, schreibt Leber die besten.

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