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Die Kleingartenkolonie auf dem Westkreuzpark in Charlottenburg mit dem ICC - Internationales Congress Center - im Hintergrund.

© Kitty Kleist-Heinrich

Update

Tagesspiegel-Debatte in der Urania: Wie geht klimafreundliche Stadtentwicklung?

ÖPNV, Gründächer und Kleingartenkolonien: Berlins Verkehrssenatorin Günther und Experten aus Stadtentwicklung und Wohnen diskutierten, wie Berlin grüner wird.

Am Tag des Auftritts von Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel in New York hätte die Diskussion in der Berliner Urania kaum aktueller sein können. Thema: Klimafreundliche Stadtentwicklung. Dass Klimaschutz ein gemeinschaftlicher Kraftakt ist – darüber waren sich alle Teilnehmer der vom Tagesspiegel und der Architektenkammer organisierten Veranstaltung einig. Und dass es in Berlin durchaus vorangeht, diese optimistische Einschätzung vertrat Berlins Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (Bündnis 90/ Grüne): „In fünf Jahren wird die Stadt eine andere sein“, versicherte sie. Dann werde es mehr und bessere Radwege geben und auch viele neue S-Bahnwagen.

Es geht um Klimaschutz und die Anpassung der Stadt ans Klima

Auf dem Podium der von Robert Ide, geschäftsführender Redakteur beim Tagesspiegel, moderierten Diskussion saßen am Montagabend neben Regine Günther auch Experte Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Angelika Frommer von der Deutsche Wohnen und Ingo Malter, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land über klimafreundliche Stadtentwicklung. Rasch wurde klar. Die Maßnahmen zur Abwendung des Klimawandels lassen sich in zwei Gruppen teilen: den Klimaschutz und die Klimaanpassung. Zum Klimaschutz hat Berlin Projekte gestartet, die wohl in den nächsten Jahren Wirkung zeigen. Das Ziel der Senatorin: weg von einer vor allem autogerechten Stadt, hin zu Bahn, Bus, Rad und Fußgängern. Regine Günther ist eine ausgewiesene Expertin für Klimaschutz. Bevor sie Senatorin wurde, leitete sie 16 Jahre lang das Klima- und Energiereferat des World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland.

Gründach 2018 in der Haasestraße in Berlin-Friedrichshain.
Gründach 2018 in der Haasestraße in Berlin-Friedrichshain.

© Stefan Jacobs

Und wie steht es um die Klimaanpassung? Experte Reusswig zählte Vorschläge auf: Gründächer, begrünte Fassaden, Kleingartenkolonien, verbessertes Wassermanagement. Sofort umsetzbare Ansätze, die die Lebensqualität verbessern und die Artenvielfalt stärken. Sein Traum ist die Kooperation von Kleingärtnern und Vertretern der Urban-Gardening-Bewegung, um das Stadtgrün zu bewahren. Von all solchen Vorhaben profitierten mittelfristig nicht nur die Berliner, sondern auch Touristen. Wer komme noch gern nach Berlin, wenn die Parks noch trockener sind als jetzt?

Für begrünte Dächer sei sie leider nicht direkt zuständig, sagte Angelika Frommer von der Deutsche Wohnen. Allerdings sei es ihres Wissens gar nicht so einfach, Dächer zu bepflanzen. Aber immerhin, mit vier Prozent begrünten Dächern stehe Berlin gar nicht schlecht da. Die Deutsche Wohnen ist seit 2018 wegen ihrer als unsozial gerügten Mietenpolitik heftig in die Kritik geraten. Dies hatte den angestrebten Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co. enteignen?“ provoziert. Angelika Frommer versicherte, ihr Unternehmen setze auf eine klimaresistente Bepflanzung ihrer Grünflächen. Aber auch das Problembewusstsein der Mieter wolle man wecken. Motto: „Weniger Rasenmähen ist mehr Klimaschutz.“ Man wolle zudem mehr Grünpfleger einsetzen und Anreize für engagierte Mieter schaffen.

"Der getrimmte Streifen Grün ist manchen wichtiger"

Der Stadt-und-Land-Vertreter Malten berichtete indes von Mietern, denen der getrimmte Streifen Grün vor der Haustüre wichtiger ist als der ökologische Fußabdruck. Insofern sei er Realist.

Auf Entlastungen für die Bewohner angesprochen sagte Malten: „Freibier in Form von Mietsenkungen gibt es leider keins. So einfach ist es nicht.“ Und wenn über Gebäudesanierung oder die Dämmung von Häusern gesprochen werde, dann müsse man fairerweise sagen, die Lösungen auf dem Papier scheitern in der Realität bereits an einem gekippten Fenster. Am meisten sei für den Klimaschutz getan, wenn alle die Temperatur in den Wohnräumen von 21 auf 18 Grad senkten. Aber dies bedeute auch für die Mieterschaft weniger Komfort.

Das Publikum in der Urania wünschte sich vor allem Ideen, die sich direkt umsetzen lassen. Vorschläge gibt es viele, nur an der Umsetzung hapere es, klang immer wieder an. Im schlimmsten Fall heißt es, wie so oft in Berlin, abwarten und „durchhalten”.Amelie Baasner

Amelie Baasner

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