zum Hauptinhalt
Ein Schüler in Berlin-Reinickendorf schaut über den Rand einer Solarzelle.

© Doris Spiekermann-Klaas

Tagesspiegel-Debatte in der Urania: Berlins langer Weg zur Klimametropole

Wie kann Berlin bis 2050 klimaneutral werden? Bei der Tagesspiegel-Debatte zeigte sich: Ideen dafür gibt es zuhauf.

Um die Klimakrise einzudämmen, müssen die Treibhausgasemissionen radikal sinken. Für Städte und ihre Bewohner:innen bedeutet das einen Wandel in der Energieerzeugung, Mobilität oder auch auf den Baustellen. Berlin als Millionenmetropole muss ebenfalls den ökologischen Umbau vorantreiben, wenn sie klimaneutral werden will. Doch wie soll der Weg dahin aussehen? 

Gedanken darüber macht sich Stadtplanerin Beate Profé bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. „Wir müssen verkehrsmindernde Siedlungen planen und denken“, sagte Profé am Montag bei einer live gestreamten Tagesspiegel-Debatte aus der Urania zum Thema Klimaneutrale Stadt. 

„In solchen Siedlungen können Menschen leben, ohne ein Auto bewegen zu müssen. Der Alltag lässt sich dadurch zu Fuß, mit dem Rad, oder Bus und Bahn bewältigen.“ Unnötiger Verkehr entstünde vor allem, wenn Menschen lange zu ihrer Arbeit, zum Einkauf oder zum Sport fahren und mangels Alternativen ins Auto steigen müssten. Viele Pkw verbrennen allerdings immer noch Diesel oder Benzin – und das ist wegen der Treibhausgase schlechts fürs Klima.

Ein weiteres Problem, das Moderator Robert Ide, Geschäftsführender Redakteur beim Tagesspiegel, aufwarf: Womit soll künftig in Berlin gebaut werden? Gerade der geläufige Beton ist wegen dem enthaltenen Zement ein Klimakiller – im Jahr 2019 war er bundesweit für 20 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Gudrun Sack, Expertin für Nachhaltiges Bauen, sieht die Lösung in nachwachsenden Rohstoffen: „Holz ist der einzige Baustoff, in dem CO2-Lagerung stattfindet.“

Ihre Kollegin Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, warnte vor dem Bau immer neuer Großsiedlungen. Sinnvoller sei die „Nachverdichtung“, also das Aufstocken bestehender Häuser oder das Bebauen von freien Flächen in Berlin – auf diese Weise könne Baustoff eingespart werden. „Wir müssen beim Bauen in Berlin die Kreativität fördern und nicht die Baustoffindustrie.“

Nachhaltige Baustoffe müssen noch salonfähig werden

Die Frage nach der Herkunft der Baustoffe treibt auch den Architekten Claus Anderhalten um. Als Professor an der Universität Kassel beschäftigt sich Anderhalten mit nachhaltigem Bauen. Dass es auch klimaschonender gehen kann, weiß er aus Erfahrung: „Als wir das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau erweitert haben, waren wir aufgefordert, nachhaltig zu bauen. Dabei haben wir viel recyceltes Beton verwendet.“

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Eine solche Wiederverwendung sei ein guter Weg, um Ressourcen zu sparen. „Was nachhaltige Baustoffe angeht, fehlt aber noch ein ganzes Stück an Forschung“, sagte Anderhalten. Salonfähig würden solche Materialien erst, wenn sie günstig zu bekommen seien und die Zulassung der zuständigen Behörden wie der Bauaufsicht hätten.

In Berlin sind die begrünten Dächer der Öko-Häuser des Architekten Frei Otto zu bewundern.
In Berlin sind die begrünten Dächer der Öko-Häuser des Architekten Frei Otto zu bewundern.

© Stephanie Pilick/dpa

Planen, bauen und recyceln allein machen jedoch noch kein warmes Haus in der klimaneutralen Stadt. Eine Beheizung braucht es auch, und im besten Fall ist sie emissionsfrei. Alleine diese Beheizung macht bisher 16 Prozent der Berliner Gesamtemissionen aus, da die Versorger für die Wärmeerzeugung unter anderem klimaschädliche Steinkohle verfeuern lassen.

Klimaneutrale Wärme ist noch Jahrzehnte entfernt

Dass in Zukunft Hunderttausende Berliner:innen ihre Wohnungen und Häuser klimaneutral heizen können, liegt auch in der Verantwortung von Markus Witt, Leiter Energiewirtschaft beim schwedischen Energiekonzern Vattenfall. Als einer der größten Wärmeversorger Berlins will Vattenfall schrittweise aus der Steinkohle aussteigen, auf Biomasse und Erdgas umschenken, um anschließend bis 2050 vollständig klimaneutrale Wärme zu liefern.

[Mehr aus der Hauptstadt. Mehr aus der Region. Mehr zu Politik und Gesellschaft. Und mehr Nützliches für Sie. Das gibt's nun mit Tagesspiegel Plus: Jetzt 30 Tage kostenlos testen.]

Für dieses Ziel haben Witt und sein Unternehmen sich etwas in Berlin einfallen lassen: „Wir bei Vattenfall haben gesehen, dass die Berliner Wasserbetriebe an der Spree geklärtes Abwasser in die Spree leiten“, erinnert sich Witt bei der Tagesspiegel-Debatte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dieses geklärte Abwasser sei beim Einleiten in die Spree noch warm. „Daraufhin haben wir mit den Wasserbetrieben ein Projekt aufgelegt, eine Wärmepumpe installiert und können die Abwärme nutzen, um Berliner Haushalte zu heizen – zum Beispiel in Charlottenburg.“

Mit dem Ziel der Klimaneutralität ist Berlin jedenfalls in guter Gesellschaft: Von Köln über Hamburg bis hin zu Oslo, London und New York City wollen Städte auf der ganzen Welt bis spätestens 2050 klimaneutral werden. So leisten die Metropolen ihren Beitrag dazu, die Erderhitzung zu begrenzen und die Klimakrise zu bekämpfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false