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Volle Punktzahl. Felix Jaehn aus Mecklenburg-Vorpommern wurde vom BWL-Studenten zum international gefeierten Star. Jetzt tritt er am Brandenburger Tor auf – und fühlt sich geehrt, obwohl er zur Zeit der Wiedervereinigung noch gar nicht geboren war.

© Promo

Tag der Deutschen Einheit in Berlin: DJ Felix Jaehn beim Festival der Einheit

Zur Einheitsfeier am Brandenburger Tor kommt auch DJ Felix Jaehn. Der 21-Jährige macht in Berlin einen kurzen Zwischenstopp auf seiner Tournee. Ein Portrait.

Felix Jaehn hört sich heiser an am Telefon. Das liegt nicht nur an der Verbindung ins Hotelzimmer in Atlanta. „So klinge ich eigentlich immer“, sagt er. Gerade sei es noch etwas stärker als sonst. Kein Wunder. Der 21-jährige DJ ist seit Monaten auf Welttournee. Anfang September spielte er auf dem Villa Mix Festival in Brasilien – von seiner 46 Meter hohen Bühne blickte er hinunter auf ein Meer aus 60 000 Besuchern. „Das war gigantisch“, sagt er. Dann schlägt er im Terminkalender nach. Gerade waren Las Vegas, Los Angeles, Montréal an der Reihe, als Nächstes Dubai, dann ein Konzert in Holland – und am 3. Oktober geht es nach Berlin.

Am 25. Jahrestag der Wiedervereinigung wird Felix Jaehn auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor stehen stehen – neben Bands wie „Revolverheld“ und „Jupiter Jones“ sowie Lena Meyer-Landrut. Jaehn wurde geboren, als das Land schon wiedervereint war. Dennoch sei der Auftritt für ihn „eine Riesenehre.“ Die Festmeile auf der Straße des 17. Juni wird schon am Freitag eröffnet. Am Sonnabend folgt zwischen 14 und 23 Uhr das von Coca-Cola veranstaltete „Festival der Einheit“. Bis Sonntag wird rund ums Brandenburger Tor weitergefeiert, mit Imbiss- und Getränkeständen und einem Riesenrad.

Ein BWL-Studium in Berlin brach er ab

Vor ziemlich genau zwei Jahren kam Felix Jaehn auch schon nach Berlin – als BWL-Student. Er wohnte in Pankow, weil er da einen Onkel hat. Gerade 19-jährig hatte Jaehn ein Musik-Studium in London hinter sich, auch seine Kommilitonen wussten um seine DJ-Leidenschaft. Doch als er nach zwei Monaten das Studium an der Humboldt-Uni abbrach, ahnte niemand, dass er zwei Jahre später vor dem Brandenburger Tor auftreten würde.

Genauso wenig wie er selbst ahnte, dass er einen Welthit landen würde, als er 2014 seinen Remix „Cheerleader“ veröffentlichte. Die Single wurde millionenfach verkauft – und schrieb Geschichte. Die letzte Nummer-Eins-Platzierung eines deutschen Künstlers in den US- Charts war bis dahin etwa so alt wie der Mauerfall: Das einzige Mal davor war das 1989 dem Discopop-Duo „Milli Vanilli“ gelungen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier gratulierte auf Facebook. Und auf „Cheerleader“ folgte in diesem Jahr der nächste Erfolg: „Ain’t nobody“, ein Remix des Songs von Chaka Khan.

Erst der Plattenvertrag, dann ein Nummer-Eins-Hit

Mit Bildern von seinen Auftritten auf der DJ-Kanzel kann Jaehn jetzt auch endlich seinen Großeltern vermitteln, was er macht. „Die haben mich ja noch gefragt, ob ich jetzt dirigieren kann, als ich aus London vom Musikstudium zurückkam.“ Seitdem lebt er im Ausnahmezustand. „Gewöhnen kann man sich da nicht wirklich dran“, sagt Jaehn. „Ich hatte vier Gigs in den vergangenen 48 Stunden.“ Jaehn nutzt jede Gelegenheit für ein bisschen Schlaf – und sei es für eine halbe Stunde im Shuttle-Bus zum nächsten Festival.

Was genau der Wendepunkt war, lässt sich schwer festmachen. Ein wichtiger Moment sei mit Sicherheit der Plattenvertrag im vergangenen Jahr gewesen, sagt Jaehn. Die Plattenfirma spielte ihm den Reggae-Song „Cheerleader“ des jamaikanischen Sängers Omi zu, aus dem er den folgenschweren Remix machte. Aber auch sein erster Club-Gig mit 16 Jahren sei für ihn ein Meilenstein gewesen, sagt Jaehn, der in Mecklenburg-Vorpommern aufwuchs. Damals spielte er vor allem auf Abi- und Geburtstagspartys. „Da hab ich von 10 Uhr abends bis fünf Uhr morgens aufgelegt, für ’ne Getränkemarke.“

Danach geht's nach Dubai

Was sich mit einem weltweiten Nummer-Eins-Hit wie seinem heutzutage verdienen lässt, möchte der 21-Jährige jetzt nicht besprechen. Aber so viel kann er sagen: Seinen Traum hat er sich erfüllt. „Ich kann mir mit meiner Musik ermöglichen, weiter Musik zu machen.“ BWL ist endgültig abgehakt.

Wenn Felix Jaehn jetzt nach Berlin kommt, dann hat er Interviewtermine und Besprechungen. „Ich bin etwa alle zwei Wochen in der Stadt“, sagt er – hier sind auch die Mitarbeiter von der Plattenfirma. Das letzte Mal, im September zum „Lollapalooza“-Festival auf dem Tempelhofer Feld, hatte er ein bisschen Zeit und ist shoppen gegangen, für seinen Musikvideodreh zur neuen Single „Book of Love“. Wo er da war? Felix Jaehn weiß es nicht genau, er hat ja jetzt immer ein Team um sich. Aber den Namen des Ladens hat er sich gemerkt. Er googelt ihn schnell. „In der Torstraße war das.“

Auch mit einigen Kommilitonen von damals hat er noch Kontakt. „Die freuen sich riesig für mich“, sagt Jaehn. „Ich habe sie ja oft genug mit meinem Traum vom Musik-Machen genervt.“ Dann verabschiedet sich Felix Jaehn. Er muss seine Koffer packen. Vor dem Auftritt in Dubai nimmt er noch einen Flug nach Deutschland. Es geht in den Heimatort, für 20 Stunden.

Was beim Festival der Einheit am Brandenburger Tor geboten wird:

Drei Tage wird gefeiert: Von Freitag bis Sonntag findet diese Woche das alljährliche Fest zum Tag der Deutschen Einheit statt. Stände mit Essen und Trinken, ein 56 Meter hohes Riesenrad sowie Attraktionen für Kinder und Erwachsene erwarten die Besucher an der Straße des 17. Juni. Auf der Hauptbühne direkt am Brandenburger Tor gibt es außerdem täglich ab 14 Uhr ein großes Programm mit Künstlern aus Berlin und ganz Deutschland.

Freitag: Los geht´s ersten Tag auf der Hauptbühne mit mehreren Konzerten: Von Pop-Sänger Markus Siebert über den ehemaligen Karussell-Frontmann Dirk Michaelis bis hin zum Electric Light Orchestra sind hier unterschiedlichste Musikrichtungen vertreten.

Samstag: Am Jubiläumstag erwarten die Besucher 25 Momente aus 25 Jahren Deutscher Einheit. Auf der Bühne sind beim „Festival der Einheit“ außerdem Revolverheld, Jupiter Jones, Felix Jaehn und Lena zu sehen.

Sonntag: Am Sonntag gibt es nach kurzfristigen Umstrukturierungen etwas ganz Besonderes zu sehen: Vertreter des Deutschen Turnfestes zeigen auf der Bühne ihr Können. Außerdem haben Marc Marshall und Elaiza - sie traten beim Eurovision Song Contest 2014 für Deutschland an - spontan ihren Auftritt zugesagt.

Zugang zum Fest gibt es vom Pariser Platz am Brandenburger Tor, sowie vom 17. Juni. Geöffnet am Freitag und Samstag von 11 bis 23 Uhr, Sonntag von 11 bis 20 Uhr. Eintritt frei. www.coke.de/festival

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