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Syriens skrupelloser Diktator. Baschar al Assad führt seit 2011 Krieg gegen sein eigenes Volk.

© Imago/Itar-Tass

Syrischer Flüchtling appelliert an deutsche Behörden: Hört auf, Assad zu finanzieren

Unser Autor wollte die Geburt seines Sohnes beim Standesamt Lichtenberg anmelden und stieß dabei auf ein Problem, das viele Syrer ratlos macht.

Als Journalist berichte ich manchmal für unsere arabisch-persisch-deutsche Zeitschrift „Kultur-Tür“ über Veranstaltungen, in denen Politiker versprechen, bürokratische Hürden abzubauen, um die Integration zu verbessern. Als Vater aber erlebe ich, welch merkwürdige Blüten die Bürokratie treibt! Etwa bei der Frage: Welchen Namen soll mein Sohn tragen?

Im Mai 2019 brachte meine Frau einen gesunden Jungen zur Welt, Humam. Die vorläufigen Papiere wurden auf meinen Nachnamen ausgestellt. Zwei Monate später, bei einem offiziellen Termin im Standesamt Lichtenberg, weigerte sich aber die Angestellte, meinen Nachnamen in die Geburtsurkunde einzutragen. Aus zwei Gründen: Mein syrischer Pass war abgelaufen und mein Ehevertrag war nicht von der deutschen Botschaft in Beirut beglaubigt worden. Wir haben 2014 geheiratet – damals wussten weder ich noch meine Frau, dass wir einmal in Deutschland landen würden.

Ist das der Beitrag zum Bürokratieabbau, den Politiker versprechen?

Die Angestellte verwies auf ein neues Gesetz, das Geflüchtete dazu verpflichtet, ihre Eheverträge legalisieren zu lassen. Ich war ratlos. Ist das der Beitrag zum Bürokratieabbau, den Politiker so gern versprechen? Warum werde ich dazu gezwungen, die Botschaft des Assad-Regimes aufzusuchen, das meinen Bruder getötet und mich aus meiner Heimat vertrieben hat?

Als ich andere Syrer auf das Thema ansprach, stellte sich heraus: Das Problem ist weitverbreitet. Regierungsstellen zwingen syrische Geflüchtete regelmäßig dazu, Assads Botschaften zu konsultieren, um neue Pässe für 800 Euro ausstellen oder abgelaufene für 300 Euro verlängern zu lassen. Da die meisten Geflüchteten weiterhin Sozialhilfe erhalten, wird das Regime auf diese Weise indirekt durch deutsche Steuergelder finanziert.

Einer Statistik zufolge flossen von den syrischen Botschaften auf der ganzen Welt allein 2018 zwei Milliarden US-Dollar nach Damaskus. Gilt dies nicht als finanzielle Unterstützung des Krieges?

Es gibt Tausende ähnliche Fälle, die ungelöst bleiben

Als Journalist und Kriegsgegner habe ich keinen Zugang zu Dokumenten von syrischen Botschaften im Ausland. Ich hätte den Anforderungen des Standesamtes nie nachkommen können. Humam wäre so lange nicht mein Sohn, bis Assad formell zustimmt. Eine grausame Vorstellung. Soweit sollte es nicht kommen.

Sieben Monate nach der Geburt meines Sohnes konnte ich den Eintrag in der Geburtsurkunde ändern lassen, weil ich die Vaterschaft beim Jugendamt anerkannt habe. Humam trägt heute meinen Namen.

Mein Anliegen wurde gelöst – aber es gibt Tausende ähnliche Fälle, die ungelöst bleiben.

Anmerkung der Redaktion: In einer Stellungnahme erklärt das Bezirksamt Lichtenberg, Standesämter seien seit 2017 verpflichtet, Identitätsprüfungen bei verheirateten Eltern mit Fluchtbiographie vorzunehmen. Syrische Urkunden bedürften der Legalisation durch die deutsche Auslandsvertretung. Nur wenn dies nachweislich nicht möglich sei, könne unter Umständen eine Vaterschaftsanerkennung vorgenommen werden. Diese Praxis sei auch dem Landesamt für Einwanderung bekannt und stelle für Asylberechtigte ein Problem dar, bestätigt die Behörde auf Anfrage.

Hareth Almukdad

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