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Jetzt auch ohne Ruckeln: Surfen im Tunnel.

© Getty Images

Surfen im Tunnel: BVG baut 4G in der U-Bahn aus

Kleiner Fortschritt bei der BVG: In Tunneln gibt es nun Handy-Netz – aber nur abschnittsweise.

Funklöcher gibt es nicht nur in der Brandenburger Steppe. Unterirdisch ist ganz Berlin ein einziges Funkloch – gewesen. Seit Dienstag gibt es auf den ersten vier U-Bahn-Linien schnelles LTE-Netz, gut 20 Jahre, nachdem das Handy seinen Siegeszug antrat. Vor allem Touristen wunderten sich bisher, dass alle Gespräche zu Ende waren, sobald der Zug in einen Tunnel einfuhr. Und im Tunnel gab es auf den meisten Smartphones ebenso viel zu sehen wie beim Blick aus dem Fenster: nichts. „Ein langgehegter Traum unserer Fahrgäste geht in Erfüllung“, sagte denn auch BVG-Chefin Sigrid Nikutta am Dienstag.

Zwar bieten BVG, Bahn und VBB seit Jahren den Kauf von Fahrkarten auf dem Smartphone an. Wer allerdings zum Beispiel am Alex mit wackeligem W-Lan den Kauf eines Tickets startete und dann nichtsahnend in einen einfahrenden Zug stieg, wurde ungewollt zum Schwarzfahrer. Die Sanduhr in der VBB-App drehte sich so lange, bis der Zug wieder am Tageslicht war.

Ab sofort gibt es LTE für alle Fahrgäste, egal mit welchem Anbieter sie telefonieren oder surfen. Denn das LTE-Netz bei der BVG ist einheitlich für alle, also Telekom, Vodafone und Telefonica. Der aus Spanien stammende Käufer des deutschen O2-Netzes übernimmt bei der BVG den technischen Ausbau im Untergrund, die beiden anderen Konzerne zahlen nur. Ohnehin hatte O2 als einziger Betreiber bereits LTE-Technik in den Tunneln der BVG installiert.

Zunächst gibt es LTE auf vier Linien, dort auch nur auf längeren Teilstrecken: U2 (Pankow bis Stadtmitte), U5 (Alexanderplatz bis Tierpark), U7 (Gneisenaustraße bis Rudow) und U8 (Bernauer Straße bis Hermannstraße). Im Sommer hatten BVG und Telefonica einen Vertrag geschlossen. In den kommenden beiden Jahren soll das gesamte unterirdische Netz der BVG versorgt sein, schon 2020 die Innenstadt. Zuvor hatte es mehrere Ankündigungen gegeben, es blieben reine Absichtserklärungen.

Auch die Leistungsfähigkeit des LTE-Netzes soll erhöht werden

Die zuverlässige Verfügbarkeit von großen Bandbreiten sei „für die Digitalhauptstadt Berlin essentiell“, hatte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) im Juli verkündet. Richtig breit sei das Band in der BVG aber noch nicht, räumte ein Telefonica-Manager ein. Man habe möglichst schnell die Technik anschalten wollen. Wenn viele gleichzeitig in einem Waggon Videos sehen, werden die Bilder ruckeln, hieß es. Aber auch die Leistungsfähigkeit des LTE-Netzes solle in etwa eineinhalb Jahren erhöht werden, versprachen die Konzerne.

Die vierte Mobilfunkgeneration LTE (oder 4G) ist der derzeit neueste Datenübertragungsstandard. Eine LTE-Verbindung ist in der Regel deutlich schneller als die dritte Generation (UMTS). Wenn es irgendwann 5G gebe, werde es auch bei der BVG 5G geben, so ein weiteres Versprechen von Telefonica.

Das seit drei Jahren in Bahnhöfen verfügbare BVG-W-Lan werde nicht abgeschaltet, versicherte Nikutta. Seit 2018 gibt es in allen Stationen W-Lan. Zu den Kosten von 5 Millionen Euro hatte der Senat nur 190.000 Euro beigesteuert. Seit neun Jahren ist Nikutta Chefin der BVG, seitdem sei das Thema Telefonieren immer auf der Tagesordnung gewesen, versicherte sie.

So schnell wie gewünscht ging es aber nicht. Jahrelang verhandelte die BVG mit den Mobilfunkbetreibern, es scheiterte vor allem an den Kosten. Technisch ist es ziemlich aufwendig. In einem sonst ungenutzten Geheimgang im Bahnhof Alexanderplatz ist nun die Technik installiert.

Selbst in Berlin gibt es noch Funklöcher

Die S-Bahn hat nur einen richtigen Tunnel, den Nord-Süd-Tunnel zwischen Yorckstraße und Humboldthain. Bei der Tunnelsanierung Anfang 2015 war der schnelle LTE-Standard installiert worden, wie ein Bahnsprecher damals sagte, für alle Netze. Richtig stabil sei das Surfen im Tunnel aber nicht, berichten Stammgäste der Linien S1 und S2.

Sobald die Bahn oben fährt, kommt das Internet durch die Luft. Wie gerade anlässlich des Digitalgipfels im brandenburgischen Meseberg berichtet, gibt es selbst in Berlin noch Funklöcher, vor allem in Reinickendorf, Spandau und Treptow-Köpenick. Ganz schlimm wird es dann im Zug raus aus der Stadt, hinter Königs Wusterhausen beispielsweise kann man das Telefon beiseite legen bis Cottbus. Auf dem Digitalgipfel hatte die Bundesregierung angekündigt, 1,1 Milliarden Euro zu investieren, um die letzten Funklöcher zu schließen.

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