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Die Beuth Hochschule für Technik in der Luxemburger Straße in Berlin-Wedding.

© imago/Schöning

Studienförderung in Berlin: Beuth Hochschule beendet erfolgreiches Flüchtlingsprojekt

Seit zwei Jahren ermöglichen Vorbereitungskurse Geflüchteten ein Studium. Plötzlich wird das Programm eingestellt. Eine Syrerin bangt nun um ihre Einbürgerung.

Alle elf staatlichen Hochschulen in Berlin haben spezielle Programme, um Geflüchteten den Beginn eines Studiums zu erleichtern. Lediglich die Beuth Hochschule für Technik in Mitte wird das Projekt "Refugees Welcome" zum nächsten Jahr nicht fortführen. Die Senatskanzlei für Wissenschaft und Forschung sagte, die Hochschule habe "aus organisatorischen Gründen" die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) eingestellt. Dieser fördert die Programme "Integra" und "Welcome" an den Hochschulen.

An der Beuth Hochschule startete das Projekt im Januar 2016, 134 Personen, darunter 115 Männer, haben bisher daran teilgenommen. Es schließt Sprach- und Vorbereitungskurse ein. Die Studieninteressenten haben währenddessen den Status von Gasthörern. 27 von ihnen nahmen laut Senatskanzlei anschließend auch ein Studium auf. Es könnten auch mehr sein, denn diese Zahl beruht auf einer freiwilligen Angabe der Studienanfänger. Der DAAD sagte auf Nachfrage, die Hochschule habe keinen weiteren Antrag für die Fortführung des Projekts gestellt.

Die Hochschule erklärte dazu, die Projektgruppe habe ihr Engagement zum Bedauern der Hochschulleitung aus freien Stücken beendet. Das Projekt sei bisher sehr erfolgreich gewesen, sagte Monika Gross, die Hochschul-Präsidentin. Man werde Alternativen zu dem Projekt entwickeln. Die Leitung des Projekts hatten Professorinnen und Professoren der Hochschule übernommen. Die Beratungsstelle für Geflüchtete in der Zentralen Studienberatung existiere auch weiterhin und ermögliche einen unterstützenden Zugang zur Hochschule.

Projektleiter Matthias Schmidt, ein Professor für Betriebswirtschaftslehre, wollte sich zunächst nicht öffentlich dazu äußern. Am Montag, zum Tag der Menschenrechte, wird es eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema an der Hochschule geben, dort werde man eventuell etwas dazu sagen. Bei diesem "Reflexion Camp" soll das Projekt abschließend diskutiert und bewertet werden.

Kein Antrag ohne berufliche Tätigkeit

Während des laufenden Wintersemesters seien die Nachweise für Sprachkenntnisse verschärft worden, heißt es an der Hochschule. Viele Kursteilnehmer hätten daraufhin den Kurs verlassen. Mit den Ende des Projekts endet auch der Arbeitsvertrag einer in den Naturwissenschaften promovierten Syrerin. Eine Aufstockung ihrer Stelle war von der Hochschule zuvor abgelehnt worden, sagte sie dem Tagesspiegel. Darunter leide nun ihr Einbürgerungsantrag. Die zuständige Behörde habe ihr mitgeteilt, dass ihr Verfahren bis zur Neuaufnahme einer beruflichen Tätigkeit ruhen werde. Die Hochschulleitung antwortete nicht auf eine Frage nach der Zukunft der Mitwirkenden am Projekt. Für die Durchführung des Projektes mit eigenem Lehrprogramm und Intensivberatung seien die DAAD-Mittel ein notwendiger Bestandteil gewesen.

Weiterhin diskutiert wird eine Umbenennung der Hochschule. Denn Namensgeber Christian Peter Beuth war Antisemit. In einer Rede von 1811 wünschte der hohe preußische Ministerialbeamter Juden den Tod. Viele Studierende fragen sich, warum die Umbenennung nicht längst geschehen ist.

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