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Gutes Investment. In Großsiedlungen am Stadtrand sind die Mieten noch günstig - Entwickler spekulieren nun auch dort auf höhere Preise.

© dpa

Studie zum Wohnungsmarkt in Berlin: Mieten steigen auf Rekordwert

Den Hipstern ist in Berlin-Mitte jede Miete recht. Und weil die Stadt voll ist, stürzen sich die Mieter auf die Randlagen, wo die Preise nun auch steigen.

Gesetze und Verordnungen von Bund und Berlin zur Begrenzung der Mietenexplosion in der Stadt sind wirkungslos: Hauseigentümer drehen ungehindert an der Mietpreisschraube. Ergebnis: Fünf Prozent mehr als im Vorjahr bezahlt, wer eine der wenigen verfügbaren Wohnungen am Markt mieten will. Neun Euro pro Quadratmeter und Monat kostet eine zu vermietende Wohnung im Durchschnitt – doppelt so viel zahlt, wer in Mitte oder Friedrichshain-Kreuzberg schöner wohnen will.

Zu diesen Ergebnissen kommt der neue „Wohnmarktreport“ der Bank BerlinHyp und der Makler CBRE bei der Auswertung von rund 110.000 Mietangeboten wie sie im Tagesspiegel oder auf den Online-Plattformen zu finden sind. Eine „rasante Entwicklung“ stellen die Verfasser in Mitte fest: Der Bezirk habe im vergangenen Jahr 8400 Einwohner hinzugewonnen, und der zusätzliche Wettbewerb auf dem Wohnungsmarkt treibe die Mieten dort um sieben Prozent auf 10,70 Euro pro Qm im Durchschnitt an.

In Reinickendorf fast sechs Prozent Plus

Während der ebenfalls kräftige Mietenanstieg im Hipster-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg (plus 5,9 Prozent auf 11 Euro je Qm) wenig verwundert, überrascht das gleiche Plus im Nordberliner Bezirk Reinickendorf. Das liegt zum einen daran, dass die Mieten dort bisher günstig waren und deshalb als Rückzugsgebiet für jene dient, die sich die steigenden Mieten im hipp gewordenen „Arbeiterviertel“ Wedding nicht mehr leisten können. Zum anderen tragen die vielen Neubauten zum Anstieg der Durchschnittsmieten bei, da diese überwiegend luxuriös und teuer gestaltet werden.

Auf Mitte konzentriert sich der Studie zufolge der Neubau mit 4870 neu geplanten Wohnungen, es folgen Lichtenberg (3650) und Treptow-Köpenick (3300). Am wenigsten Wohnungen entstehen in Schöneberg (550), Reinickendorf (270) und Marzahn-Hellersdorf (220).

Steglitz-Zehlendorf holt auf

Wer dem Mietendruck entfliehen möchte durch den Erwerb einer eigenen Wohnung, muss die sogar noch stärker gestiegenen Preise in Kauf nehmen: Zehn Prozent mehr als im Vorjahr kosten die angebotenen Eigentumswohnungen, 3000 Euro je Quadratmeter im Durchschnitt. Besonders begehrt ist neuerdings der Südwesten der Stadt: In Steglitz-Zehlendorf stiegen die Preise für das Wohneigentum um mehr als 16 Prozent auf 2840 Euro im Durchschnitt. Das ist aber noch günstig gemessen an den Wohnungspreisen in Mitte (3921 Euro; plus 7,6 Prozent).

Hipster zahlen die Hälfte ihres Einkommens fürs Wohnen

Dass die hohen Mieten und Kaufpreise keineswegs durch ähnlich gewaltige Einkommen der Bewohner erklärt, zeigt die Studie ebenfalls: Gerade in den Kultquartieren von Mitte wie dem Hackeschen Markt geben die Haushalte etwa die Hälfte ihres Einkommens für das Wohnen aus. Dabei ist maximal ein Drittel vertretbar nach Überzeugung der Verbraucherschützer und Bankberater.

"Die Grenze der Zahlungsfähigkeit ist erreicht"

Ein geringer Trost ist, dass die Angebotsmieten im vergangenen Jahr noch etwas stärker gestiegen waren (6,6 Prozent). Aber den geringen Rückgang führen die Marktexperten nicht etwa auf die Mietpreisbremse zurück: „Der Grund ist vielmehr, dass Mieter die Grenze ihrer Zahlungsfähigkeit und -Bereitschaft erreichen“. Wer eine Wohnung hat, zieht deshalb nicht mehr um, wenn die Umstände ihn nicht dazu zwingen.

Jetzt lockt der Stadtrand die Goldgräber

Die goldenen Zeiten für Bauträger und Vermieter sind deshalb noch lange nicht vorbei. Denn nun rücken die „einfachen Lagen und Großwohnsiedlungen am Stadtrand“ in den Fokus. Dort seien „deutliche Preissteigerungen“ festzustellen, so dass sich auch dieses Reservoir an günstigem Wohnraum erschöpft.

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