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Ein Einweg-Kaffeebecher liegt auf dem Boden.

© Sebastian Gollnow/dpa

Studie der Humboldt-Universität: To-Go-Becher lösen Hundekot als größtes Müllärgernis ab

Psychologen der Berliner Humboldt-Uni haben untersucht, was achtlos weggeworfen wird – und was dagegen hilft. Größte Probleme sind Einwegmüll und überfüllte Abfallbehälter.

Müll hat zwar keine Mehrzahl – aber er bleibt nie lange allein: Wo etwas liegt, landet bald mehr. Das ist eine Erkenntnis der Langzeitstudie der Humboldt-Uni zum Thema „Littering“ (Englisch für Wegwerfen), die am Mittwoch vorgestellt wurde. Jahrelang haben sich Psychologen mit der Frage befasst, wer wo warum womit den öffentlichen Raum vermüllt. Am Ende steht keine Lösung des Problems, aber eine Beschreibung – und ein ungefähres Profil derer, die Müll fallen lassen, teils aus Faulheit, teils wegen (angeblich) nicht vorhandener Mülleimer.

Demnach sind die schlimmsten „Litterer“ zwischen 21 und 30 Jahre alt, gefolgt von Jugendlichen und von über 50-Jährigen. Letztere lassen vor allem Hundekot liegen. Der galt ums Jahr 2005 noch als größtes Ärgernis, wurde aber inzwischen von Einwegverpackungen abgelöst: To-Go-Becher & Co. haben sich in den Befragungen zum größten Kritikpunkt entwickelt – kombiniert mit überfüllten Abfallbehältern. Tanja Wielgoß, Vorstandschefin der BSR, beschreibt den Zusammenhang: Der Einwegmüll von Essen und Trinken sei so voluminös, dass die Mülleimer etwa am Alexanderplatz inzwischen dreimal täglich geleert werden müssten.

320.000 weggeworfene Becher - pro Stunde!

Nach Auskunft von Katherina Reiche vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) werden pro Jahr in Deutschland 2,8 Milliarden Einwegbecher verbraucht, also rund 320.000 pro Stunde. Hinzu kommt Essen wie einzeln verpackte Obststücke. Die deutsche Art, Dinge zu verpacken, sei „nicht der richtige Weg“, sagt Reiche – zumal die meisten Verpackungen wegen ihres Materialmixes so beschaffen seien, dass sie sich nur verbrennen ließen. Seit Jahren gibt es einzelne Versuche, diese ungeheure Verschwendung von Energie und Rohstoffen einzudämmen – etwa die „Becherheld“-Kampagne der Deutschen Umwelthilfe und andere Mehrweg-Aktionen.

Eine Verpackungssteuer will Reiche aber nicht fordern, und wie die Ordnungswidrigkeit des „Danebenwerfens“ ernsthaft verfolgt werden könnte, vermag sie nicht zu sagen. Denn Strafen zu verhängen, ist eine hoheitliche Aufgabe, also keine für die Stadtreinigung.

Immerhin scheint die Aufmerksamkeit gewachsen zu sein: Einerseits würden die beiden Studienstädte Berlin und Frankfurt am Main laut Befragungen jetzt für deutlich sauberer befunden als 2005. Andererseits äußerten sich die Befragten kritischer über die verbliebenen Mängel. Zu denen zählen neben Verpackungen hauptsächlich Zigarettenkippen und Glasscherben auf Geh- und Radwegen. Ein Mangel an Mülleimern werde dagegen seltener kritisiert als früher. In Berlin gibt es nach Auskunft von Wielgoß inzwischen rund 23.000 Stück, darunter einige extragroße, die nicht ständig überquellen.

Als Abhilfe gegen die alltägliche Vermüllung empfehlen die Psychologen, was die BSR längst tut: Papierkörbe allenthalben, dazu launige Kampagnen ohne erhobenen Zeigefinger, am besten kiezbezogen – denn lokale Verbundenheit reduziere „Littering“. Weil man seinen Müll möglichst nicht vor der eigenen Tür fallen lässt.

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