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Möööp, möööp! Der Bahndamm ist Bahngelände. Und trotzdem werden hier öfter Menschen eingefangen, die mal eben auf die Insel laufen möchten.

© dpa

Streit um Hindenburgdamm: Ein Berliner will mit dem Rad nach Sylt - auf dem Bahndamm

Rolf Eden, Florida-Eis und die Ärzte: Immer diese Berliner und ihre Liebe zu Sylt! Andreas Jüttemann will die Bahnpiste als Radweg nutzen und hat eine Petition im Landtag gestartet – findet nicht jeder gut.

Wer auf die Nordseeinsel Sylt will, der muss mit der Bahn über den Hindenburgdamm rollen. Den gibt es schon seit 1927, er ist gut elf Kilometer lang. Ein faszinierendes Bauwerk. Das Besondere: Links und rechts ist das Meer, oder besser – das Wattenmeer.

Was aber schon immer so war, muss so ja nicht bleiben. Und deshalb hat Andreas Jüttemann, 29, vor ein Vorhaben gestartet, das an der Nordseeküste einige Turbulenzen auslöst. Jüttemann fordert, dass nicht nur Züge über den Hindenburgdamm rollen dürfen, sondern auch Radfahrer. Und deshalb hat er eine Online-Petition beim Landtag von Schleswig-Holstein gestartet.

In Berlin ist Andreas Jüttemann kein Unbekannter. Der Diplom-Psychologe führt durch verschiedene Orte Berlins – über den Teufelsberg beispielsweise –, dafür publizierte er auch die passenden Stadtteilguides. Die Idee zur Petition kam ihm erst kürzlich: „Während meiner letzten Reise nach Sylt schaute ich aus dem Fenster und fragte mich, warum man die Strecke nicht auch mit dem Rad zurücklegen kann.“ Anschließend hörte Jüttemann noch einen Bericht über junge Männer, die versuchten, entlang der Bahngleise nach Sylt zu laufen – was ebenfalls verboten ist. Der Damm ist Bahngelände.

Entschuldigung für die Begeisterung: Aber ist das nicht ein faszinierender Anblick, links und rechts das Wattenmeer und mittenmang die Eisenbahn?
Entschuldigung für die Begeisterung: Aber ist das nicht ein faszinierender Anblick, links und rechts das Wattenmeer und mittenmang die Eisenbahn?

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Jüttemann fährt selbst gerne mit dem Rad, 230 Kilometer ist er schon nach Halle gefahren, wo er am Universitätsklinikum als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Seit fünf Jahren fährt Jüttemann regelmäßig nach Sylt. „Man sieht endlose Wagenketten und Leute, die nur auf die Insel kommen, um dort ihre dicken Autos zu präsentieren.“

"So eine Idee kann nur von einem Urlauber kommen"

Berlin und Sylt: die Orte hatten schon immer ein spezielles Verhältnis. Günther Pfitzmann war ständig dort im Urlaub, nicht ohne Grund heißt einer der Filme von Rolf Eden „Heißer Sand auf Sylt“. Die Ärzte veralbern die Insel mit ihrem Song „Zurück nach Westerland“. Zu Mauerzeiten nutzten viele West-Berliner die populäre „Mittagsmaschine“ , die Tag für Tag mittags nach Sylt flog. Am Nordseestrand - wo immer die Surf-WM stattfindet - steht ein Gedenkstein mit dem Berliner Bären, ja, es gibt seit 2011 sogar eine Filiale der Spandauer Eisfirma „Florida“. Und die letzte Fußballkneipe kurz vor dem Nordseestrand heißt nicht nur „Alt Berlin“, sie liegt sogar in der Friedrichstraße, wie die dortige Einkaufsmeile heißt. Allerdings ist die einige Nummern kürzer als das Berliner Gegenstück.

Nun sind allerdings nicht alle sehr begeistert von dem Vorhaben („So eine Idee kann auch nur von einem Urlauber kommen“), weil die Insel leichter zu erreichen wäre und so noch voller werden könnte. Warum der Berliner für einen Radweg nach Sylt kämpft und nicht für den Ausbau der Radwege in der eigenen Stadt, begründet er mit dem fehlenden Geld in Berlin. Das sollten sie auf der wohlhabenden Insel zumindest haben.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel (I.): Wer darf über den Hindenburgdamm? Ein US-Eisenbahnunternehmen konkurriert mit der Deutschen Bahn um die Autozüge nach Sylt. Die Einwohner der Ferieninsel befürchten Beeinträchtigungen für den Tourismus – und wehren sich.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel (II.): Natur gibt es auf Sylt zum Nulltarif. Auch auf der Nordseeinsel muss Urlaub kein Vermögen kosten. Es gibt günstige Pensionen – und Zeltplätze. Den Text finden Sie unter diesem Link.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel (III.): Wer sich auf den Weg gemacht hat zur ITB, dem wurde im Flugzeug eine Wurst serviert - von einem bekannten Sylter Gastronomen. Darüber wundert sich Tagesspiegel-Autor Bernd Matthies. Gibt es keine Berliner Currywurstgrößen?

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