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Knapper Platz. Um die Fläche wird schon länger gestritten.

©  Mike Wolff

Streit um Grundstücksfläche in Mitte: Tennisclub kämpft weiter um Bestehen

Weil der Platz für eine neue Schule nicht reiche, soll dem Tennisclub Mitte gekündigt werden. Architekten des Vereins wollen nun nachgewiesen haben, dass beides geht.

Von Laura Hofmann

Ina Streubel und Fred Bruss geben nicht auf. Die Vorsitzenden des Tennisclubs Mitte kämpfen weiter um den Erhalt ihres Tennisvereins an der Melchiorstraße an der Grenze zwischen Mitte und Kreuzberg. Die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte, Mittes Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) per Brief aufgefordert, dem Verein zu kündigen, weil dessen Außenanlagen einem Schulneubau an der Adalbertstraße im Weg stünden.

Nun haben Architekten, die Mitglieder des Vereins sind, berechnet und skizziert, dass die Grundstücksflächen groß genug sind, um sowohl die Tennishalle samt Außenplätzen und die geplante vierzügige Schule mit der vom Senat vorgegebenen Mindestaußenfläche unterzubringen.

Dafür wäre der TC Mitte bereit, seine drei Tennisaußenplätze um 90 Grad zu drehen, sodass keiner von ihnen in das Areal der Schule hineinreicht. „Mitte ist der Bezirk mit dem größten Sportflächendefizit“, sagt Bruss, und Streubel verweist auf die vielfältige Kinder-und Jugendarbeit, die der Verein mit 190 Mitgliedern aus 27 Nationen, davon etwa 70 Kinder, leistet.

Verein als Anlaufstelle im Kiez

In der Tat ist der Club für seine gute Arbeit im sozialen Brennpunktgebiet bekannt. Auch die Bezirksverordneten und das Bezirksamt in Mitte hatten sich für eine Doppelnutzung des Grundstücks ausgesprochen. Die heute leerstehende Schule nebenan, die abgerissen und an deren Stelle der Neubau entstehen soll, musste schließen, weil nicht genug Eltern ihre Kinder hierher schicken wollten. Drogenkonsum im Kiez, Diebstahl und Randale machen auch dem Tennisclub zu schaffen.

Trotzdem ist der Verein zu einer Anlaufstelle im Kiez geworden: Kleinkinder trainieren hier ebenso wie Studenten der Humboldt-Uni. Und auch mit der neuen Schule wolle man zusammenarbeiten. Schüler könnten beispielsweise nach der Schule auf den Tennisplätzen trainieren. „Wir würden uns gerne mit Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und den Schulplanern zusammensetzen“, sagt Bruss. Gehört haben sie vom Senat allerdings noch nichts. Und von der drohenden Kündigung mussten sie aus dem Tagesspiegel erfahren.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, in der Lüscher Staatssekretärin ist, weist die Verantwortung jedoch von sich. Es sei Aufgabe des Bezirks, mit dem Tennisclub zu kommunizieren. Lüscher sei lediglich ausführende Kraft; die Bestimmung der Grundstücke für den Schulneubau erfolge durch die Absprache zwischen Bildungsverwaltung und Bezirk.

Carsten Spallek teilte mit, der Sportausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte habe sich am 23. Januar intensiv mit dem Konflikt beschäftigt. Es bestehe Einvernehmen, "dass wir dringend neue Schulen brauchen, auch an dieser Stelle und im Zweifel auch eine Priorität setzen müssen".

Die Senatsverwaltung müsse aber nachweisen, dass ein Schulneubau und der Erhalt des Tennisvereins nicht vereinbar seien, bislang werde dies nur behauptet. "Daher muss im vom Senat organisierten Architektur-Wettbewerb die Frage untersucht werden, ob beziehungsweise wie ein möglichst weitgehender Betrieb des Tennisvereins gesichert werden kann", sagte Spallek. "Die im Tennisverein organisierten Architekten scheinen dazu ja Lösungsvarianten gefunden zu haben."

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