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Gedenkstätte für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, im Tiergarten direkt neben dem Bundestag.

© Michael Kappeler/dpa

Streit um den Bau der S21: Roma und Sinti fürchten weiter um ihr Denkmal in Berlin-Tiergarten

Roma und Sinti protestieren gegen die Berührung ihres Denkmal durch den Bau der S21. Ein Gespräch mit Senats- und Bahnvertretern brachte keine Klärung.

Vertreter von Roma und Sinti fürchten weiter um ihr Denkmal am Reichstag, wenn die Bahn dort einen S-Bahn-Tunnel baut. Am Montagnachmittag trafen sich Vertreter der Volksgruppe vor Ort mit Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) und Alexander Kaczmarek, dem Chef der Deutschen Bahn in Berlin. Beide erklärten erneut das Projekt und versicherten, dass das Denkmal maximal geschützt würde.

Die Bahn und das Land Berlin planen dort eine neue unterirdische S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Süden. „Es ist wohl das schwierigste Gelände, um eine S-Bahn zu bauen“, hatte Kaczmarek schon vor Monaten gesagt. Der viergleisige Fernbahntunnel verläuft in der Nähe, zudem müsse man die U-Bahnlinie U5 unterirdisch überqueren und es gebe das Reichstagsgebäude mit dem geplanten unterirdischen Besucherzentrum und eben den Gedenkort für die ermordeten Roma und Sinti auf der Strecke.

Die Bahn prüfte mehrere Dutzend Varianten und präsentierte dann vor Monaten die Variante „12h“. Manche Verbände sehen das Denkmal dennoch in Gefahr. Nach Angaben des Senats laufen seit Monaten die Gespräche mit den Gruppen, eine Lösung konnte nicht gefunden werden. Nach Angaben des Senats lehnt der Zentralrat der Roma und Sinti den Bau nicht kategorisch ab.

Die Kritiker werfen der Bahn und der Berliner Verkehrsverwaltung vor, sie nicht in die Planungen einzubeziehen. Die Aktion am Montag stand unter dem Motto „Ohne Stimme, weil ihr nicht hört“. „Weite Teile der Communitys der Sinti* und Roma* in Deutschland sowie Europa werden in den Diskussionen um das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas ignoriert“, teilte der grüne Europaabgeordnete Romeo Franz mit.

Entworfen wurde das Denkmal vom kürzlich verstorbenen Künstler Dani Karavan. Es besteht aus einem runden Wasserbecken mit schwarzem Grund. In der Beckenmitte steht eine steinerne Stele, auf der immer eine frische Blume liegt. Wenn diese verwelkt, versinkt der Stein in einen unterirdischen Raum unter dem Becken und die Blume wird ausgetauscht. Zum Denkmal gehört ein akustisches Klangbild, das Romeo Franz komponiert hat.

Ein Gang müsste verändert, Bäume gefällt werden

Kaczmarek und Günther bemühten sich am Montag, technische Details zu erläutern. Die Bahn will nach dem derzeitigen Stand der Planung das Areal des Denkmals nicht beeinträchtigen, wohl aber muss der Gang unter dem Denkmal verändert werden. Zudem müssen einige Bäume gefällt werden, die bislang das Wasserbecken abschirmen. Diese Eingriffe werden abgelehnt. „Man muss das Denkmal in seiner Gesamtheit als unantastbar erklären“, teilte Franz mit.

Verkehrssenatorin Regine Günther hatte auf der Gedenkveranstaltung von Sinti und Roma am Holocaust-Gedenktag zugegeben, dass der Tunnelbau das Mahnmal „berühren“ werde. Seitdem protestieren die Verbände heftig. Sinti und Roma gilt der Ort im Tiergarten als sichtbare Erinnerung an die Verfolgung in der Nazizeit und auch als Trauerstätte, da es für ihre ermordeten Angehörigen keine Gräber gibt oder sie diese nicht kennen.

Der Konflikt verzögert das Projekt. Ende 2021 soll der erste Abschnitt der meist noch „S21“ genannten Strecke vom Nordring zum Hauptbahnhof fertig sein. Hier hatte es wegen technischer Schwierigkeiten mehrere Jahre Verspätung gegeben. Geplant ist, dass am Reichstag eine Tunnelbohrmaschine unterirdisch arbeitet, am Brandenburger Tor soll es eine offene Baugrube geben.

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