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Neue Pracht. Karstadt am Hermannplatz soll wieder im Art-déco-Stil erstrahlen.

© Illustration: Signa

Streit mit Baustadtrat Schmidt: Wirtschaftssenatorin Pop will Karstadt-Replik am Hermannplatz

Die Pläne für den Karstadt am Hermannplatz sorgen für Streit bei den Berliner Grünen: Senatorin Pop ist dafür, Kreuzbergs Bezirkspolitiker Schmidt dagegen.

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hat sich am Freitag für eine Rekonstruktion des Karstadt-Warenhauses am Hermannplatz stark gemacht, wie ihn der österreichische Immobilienentwickler Signa derzeit plant. "Karstadt hat eine lange Tradition in Berlin und ist als Einzelhandelsunternehmen für die Stadt bedeutsam. Deswegen begrüße ich die Pläne des Eigentümers, die Karstadt-Häuser in einem sich verändernden Umfeld fit für die Zukunft zu machen“, sagte die Grünen-Politikerin dem Tagesspiegel.

Die Senatorin stellt sich damit gegen ihren Parteifreund, den grünen Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt, der sich gegen einen Umbau gesperrt hatte. Aufgrund von Dimension, Wirkung und geplanter Nutzung des Gebäudes würde das Gebäude im Stadtgefüge „wie ein Fremdkörper“ wirken, heißt es in einem Vermerks des Grünen-Politikers, der Signa am Donnerstag zuging.

„Die geplante Fassadenrekonstruktion ist nur noch eine Hülle für ansonsten austauschbare Nutzungen. Eine Replik, die befürchten lässt, dass sie in ihrer Wirkung nicht authentisch ist.“ Das Bebauungsprojekt könne daher nicht genehmigt werden, teilte Schmidt mit.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.

© dpa

Pop will nun auf Schmidt einwirken, um das Projekt zu retten. „Ich bin im Gespräch mit Stadtrat Schmidt und unterstütze das Unternehmen bei seinen Plänen, im Austausch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den Bezirken Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg, ein neues Gebäude zu errichten und in die bestehende Stadtstruktur einzubetten.“

Das Unternehmen hatte mit Unverständnis auf die Absage von Schmidt reagiert. Mit der Neugestaltung würden langfristig Arbeitsplätze bei Karstadt gesichert und mit der Umgestaltung des Hermannplatzes würde dem Ort seine ursprüngliche Bedeutung zurückgegeben. Deshalb sei es „überraschend und nicht nachvollziehbar“, dass Schmidt die „Neugestaltung in einem persönlichen Anschreiben an uns ablehnt“.

Auch die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht die Entscheidung von Baustadtrat Schmidt kritisch. „Sie ignoriert die strukturelle Bedeutung des Vorhabens für Kreuzberg und Neukölln“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. „Wir haben als IHK mit einer ganzen Reihe von umliegenden Gewerbetreibenden gesprochen. Viele von ihnen beurteilen die Pläne positiv, weil sie im Umbau die Chance sehen, dass Einzelhandel und Gastronomie in der Nachbarschaft profitieren.“

Unverständlich sei auch der Zeitpunkt der Entscheidung: „Ein solches Projekt per Ansage zu unterbinden, obwohl der Beteiligungsprozess gerade erst begonnen hat, widerspricht jedem Partizipationsgedanken.“ Der Senat solle deshalb dringend prüfen, ob er das Projekt wegen seiner gesamtstädtischen Bedeutung nicht an sich ziehen muss.

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