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Punk steht für Unangepasstheit, Rebellion und Anarchie. Und manchmal eben auch für spießige Zivilklagen.

© DPA

Streit in Kreuzberg: Nachbarin darf Punk "zu laut" nennen

Ein Mitglied einer Punkband wollte, dass seine Nachbarin aufhört zu behaupten, er sei zu laut. Ein Gericht wies die Klage nun ab - das Ende eines kuriosen Streits.

„Punk is dead“, vermeldeten wir vor gut einem Monat. Der Anlass: Der 30-jährige Anton G. aus Kreuzberg, Mitglied einer Punk-Band, verklagte seine Nachbarin. Die 67-jährige Gertrud G. solle aufhören der Hausverwaltung zu erzählen, dass er zu laut sei. Vor sieben Jahren zog Anton G. in das Haus unweit des Görlitzer Parks, seitdem sei es laut. „Er ist nachtaktiv, und ich kann nicht mehr schlafen“, sagt Frau G. Sie versucht sich mit Lärmprotokollen zu behelfen, ruft die Polizei wenn es gar nicht mehr geht. Die Wohnung von Herrn G. wurde mehrfach geräumt, weil dort so laute Partys stattgefunden haben.

Der Staat soll helfen

Vor zwei Jahren kam dann die Unterlassungsklage: Frau G. soll aufhören zu behaupten, er sei zu laut. Richtig gelesen. Das Gericht musste sich nicht mit einer Mieterin auseinandersetzen, die gegen den lärmenden Nachbarn vor Gericht zieht, sondern andersrum: Der Krachmacher will der Leisen den Mund verbieten.

Mehr als ein Jahr zog sich der Prozess hin. Zeugen wurden gehört, die Frau G. bestätigten: „Als ob man über einer Kneipe wohnen würde“, sagten beide. Anton G. erschien zu dem Prozesstag nicht, wollte nicht mit dem Tagesspiegel sprechen. Stattdessen hat er im Haus Unterschriften gesammelt, die bezeugen sollen, dass er im Recht ist.

Frau G. bekommt Recht

Nun entschied das Gericht: Frau G. darf weiter allen und jedem ihr Leid über ihren lauten Nachbarn klagen. Dem Kläger wurde nicht Recht gegeben. Frau G. vermutet aber, dass er in Berufung gehen wird. Vielleicht ist das aber auch die Renaissance des Punks, denn so fing damals alles an: Anarchie und Rebellion, Anti-Staat, Anti-Gesetz – oft aus Enttäuschung über das herrschende System. Vielleicht ist Anton G. jetzt so enttäuscht, dass er sich auf seine Wurzeln besinnt und Punk wiederbelebt.

Julia Kopatzki

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