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Zumindest die Kitas des HVD könnten in Berlin bald wegen Streiks geschlossen bleiben.

© Robert Michael/dpa

Streik beim Humanistischen Verband: Bis zu 20 Berliner Kitas könnten am Mittwoch geschlossen bleiben

Nicht wegen infizierter Kinder, sondern wegen eines Arbeitskampfes werden Sozialeinrichtungen des HVD in Berlin schließen.

In Berlin bleiben am nächsten Mittwoch womöglich 20 Kindertagesstätten geschlossen. In den Einrichtungen des Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) wird gestreikt, weswegen für mehr als 2000 Kinder der Kita-Besuch ausfallen könnte. Schon im März hatte es einen eintägigen Ausstand gegeben.

Die in den Gewerkschaften GEW und Verdi organisierten Erzieherinnen, aber auch Lehrkräfte und Hospiz-Mitarbeiter fordern vom HVD höhere Löhne, die sich am Tarifvertrag der Länder orientieren sollen. Bislang gelten im HVD eigene Haustarife, die je nach konkreter Position deutlich unter dem Niveau von Landeseinrichtungen liegen können. So erhält eine Vollzeit-Erzieherin in einer HVD-Kita knapp 2600 Euro Monatsbrutto als Einstiegsgehalt, in einer öffentlichen Kita sind es mindestens 2850 Euro.

Verdi-Verhandler Ivo Garbe sagte, er rechne damit, dass viele HVD-Kitas den ganzen Mittwoch über geschlossen sein werden - insbesondere Marzahn-Hellersdorf sei betroffen.

Für das Hospiz in Berlin-Buch habe man Notdienste vereinbart, wie es bei Arbeitskämpfen in Gesundheitseinrichtungen üblich ist.

Die Berliner HVD-Leitung wolle gar keine Tarifgespräche mit den Gewerkschaften, heißt es von Verdi, sondern setze auf Vereinbarungen mit den Betriebsräten. Verdi-Mann Grabe sagte, gerade für den HVD, der als weltanschaulich und sozialpolitisch progressiv wahrgenommen wird, sei das problematisch.

"Spezifische Bedingungen bei freien Trägern"?

Sie bedauere das Scheitern der Tarifgespräche, sagte HVD-Landeschefin Katrin Raczynski, doch die Gewerkschaften müssten die „spezifischen Bedingungen bei freien Trägern“ berücksichtigen. Die aktuelle Tarifforderung von Verdi und GEW würde zu Lohnkosten führen, die das verfügbare Budget um zwei Millionen Euro im Jahr überschritten.

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Für den HVD arbeiten in der Hauptstadt circa 1400 Beschäftigte in diversen Sozialeinrichtungen. Einige Beschäftigte vermuten, dass die HVD-Leitung mittelfristig den sogenannten Dritten Weg einschlagen möchte. Damit ist das Sonderarbeitsrecht gemeint, das es Kirchen erlaubt, ihren Beschäftigten etwaige Streiks zu verbieten. Kirchliche Würdenträger sahen einst die christliche „Botschaft von der Versöhnung“ durch Arbeitskämpfe bedroht. Die Löhne in Häusern der Diakonie und Caritas werden deshalb oft von internen Kommissionen festgelegt, nicht von Gewerkschaften ausgehandelt.

Der Vorwurf, den Dritten Weg zu favorisieren, entbehre „jeder Grundlage“, sagte HVD-Landeschefin Raczynski. Der HVD gehört dem Paritätischen Arbeitgeberverband an. Gemeinsam anderen in dem Dachverband organisierten Trägern arbeite man daran, „einen Flächentarifvertrag auf den Weg zu bringen“. Der HVD versteht sich als Interessenvertretung derjenigen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören.

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