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Verkaufsstand auf dem Thai-Markt im Preußenpark in Berlin-Wilmersdorf.

© Mike Wolff

Streetfood-Verkauf wird neu organisiert: Verein will den Thai-Markt im Preußenpark übernehmen

Die Händler in der Grünanlage in Wilmersdorf verbünden sich mit der thailändischen Gemeinschaft in Berlin. Auch Kulturangebote sind geplant.

Der berühmte, aber auch umstrittene thailändische Streetfood-Markt im Wilmersdorfer Preußenpark soll verkleinert, verlagert und legalisiert werden. Mit einer Ausschreibung sucht das Integrationsbüro des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf auch einen zentralen Betreiber. Jetzt hat sich der „Thailändische Verein in Berlin“ mit der Unterstützung von 48 Händlern aus dem Park beworben.

Eines der Ziele lautet, die „Selbstbestimmung der Community“ in einer „transparenten und demokratischen“ Form zu organisieren. Neben den Händlern wolle man auch „andere thailändische Akteure“ aus den Bereichen Kultur, Bildung und Sozialarbeit einbeziehen, kündigt der Verein in einer Erklärung an. Für Migrantinnen und Migranten aus Thailand will er außerdem eine Beratungsstelle, Sprachkurse, Gewerbe-Schulungen und Hilfe bei bürokratischen Problemen anbieten. Kritisiert werden „einige Lücken“ in den Planungen des Bezirks und ein „akuter Nachbesserungsbedarf in der Infrastruktur“.

Ob das Integrationsbüro den Verein auswählen wird, ist noch nicht absehbar. Im Oktober hatten Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD), Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) und Ordnungsstadtrat Arne Herz (CDU) ein neues Konzept vorgestellt. Bis zum Jahresende sollte ein gemeinnütziger Betreiber gefunden werden. Laut Naumann wird dies aber länger dauern, weil die Verwaltung infolge eines Pandemieplans gegen das Coronavirus derzeit nur eingeschränkt arbeite.

Um die Marktleitung hat sich auch die „Gesellschaft für Psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrantengruppen“ (GePGeMi) beworben. Dieser Verein betreut nach eigener Darstellung vor allem Familien und ältere Menschen „aus ostasiatischen Kulturräumen“.

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Viele Jahre lang hatte der Streetfood-Markt an Wochenenden im Frühjahr bis Herbst sowohl Besucher aus ganz Berlin als auch Touristen angelockt. Er steht sogar in Reiseführern, wurde allerdings nie amtlich genehmigt, sondern erwuchs anarchisch aus Familientreffen thailändischer Familien. Nachbarn des Preußenparks ärgerten sich besonders über die Zerstörung des Rasens auf der Wiese und gelegentlichen Lärm.

Außerdem kritisierten Anwohner und Bezirkspolitiker, dass sich die Händler den Pflichten entzogen, denen Restaurant- und Imbissbetreiber normalerweise unterliegen. Sie zahlten weder Steuern noch Sondernutzungsgebühren für die öffentliche Fläche und ignorierten das in der Parkordnung verankerte Verkaufsverbot. Die Speisen schmeckten zwar gut und frisch, doch die in der Gastronomie vorgeschriebenen Hygieneregeln wurden nicht eingehalten. Beispielsweise lagerten Lebensmittel in Eimern im Freien.

Nur noch 60 Stände jenseits der Wiese

In diesem Jahr fielen die Markttage wegen der Coronakrise aus. Künftig darf es nicht mehr wie früher oft 100 oder mehr Stände geben, sondern maximal 60 auf einer neu gestalteten Fläche im Nordwesten des Parks. Dort wollen die zuständigen Ämter auch ein Multifunktionsgebäude mit Lagerräumen, Waschbecken, Toiletten und „weiteren bezirklichen Angeboten“ errichten. Der Streetfood-Verkauf soll vom März bis zum Oktober jeweils freitags, sonnabends und sonntags genehmigt werden.

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Während der Bauarbeiten sei 2021 ein „provisorischer Marktbetrieb“ möglich, hieß es vor zwei Monaten. Ob es dazu kommt, hängt spätestens seit dem zweiten Lockdown natürlich auch davon ab, wie sich die Coronavirus-Pandemie weiter entwickelt.

Der Thailändische Verein in Berlin zählt den Markt auch zu den „migrantischen Schutz- und Zufluchtsorten“. Deren Entstehung gehe auf eine „strukturelle Diskriminierung“ in der deutschen Gesellschaft zurück, heißt es.

„Der einzige Weg zu einer nachhaltig erfolgreichen und fairen“ Neugestaltung sei enge Zusammenarbeit des Bezirks mit der im Park aktiven Thai-Community. Idealerweise könne daraus ein wichtiger Beitrag zur „Diversität der soziokulturellen Landschaft“ in der Stadt werden.

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