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Nach den Brandanschlägen auf die Fernverkehrstrasse zwischen Berlin und Hamburg sowie Hannover kam es am Samstag zu erheblichen Verzögerungen.

© imago/Ralph Peters

Streckensperrung: Brandanschläge bremsen Bahn länger aus

Vor der Neonazi-Demo in Spandau gehen Signalanlagen in Flammen auf. Die Zugstrecke von Berlin nach Hamburg bleibt gesperrt – auf unbestimmte Zeit.

Nach den Brandanschlägen vom Samstag gab es auch am Sonntag weiter Störungen im Bahnverkehr von und nach Berlin. Zwar konnte die nach Köln und Düsseldorf führende Linie die ICE-Strecke von Berlin nach Hannover wieder befahren werden, teilte die Deutsche Bahn mit. Es sei jedoch mit „Fahrzeitverlängerungen zu rechnen“, hieß es am Mittag. Andere Fernverkehrslinien würden weiter über Magdeburg umgeleitet. Die Strecke Berlin-Hamburg bleibe gesperrt, teilte die Bahn weiter mit. Auch die dort üblicherweise verkehrenden Züge würden weiter über Magdeburg umgeleitet.

Wann mit einer Wiederöffnung zu rechnen sei, wollte eine Konzernsprecherin auf Tagesspiegel-Anfrage nicht kommentieren. „Wir können derzeit keine Prognose geben, wann die Störungen behoben sind", sagte sie, „Wir werden die Öffentlichkeit zeitnah informieren.“ Neben dem Fern- war auch der Regionalverkehr betroffen: Gesperrt waren die Strecken Nauen-Falkensee und Rathenow-Wustermark.

Politisch-motivierte Tat?

Nach den Anschlägen im Umland von Berlin am Samstagmorgen hatte die Bahn die ICE-Strecken Berlin-Hannover und Berlin-Hamburg aufgrund von Signalstörungen gesperrt. Der Hintergrund der Anschläge war zunächst unklar. Nach Angaben der Bundespolizei brannten am Samstagmorgen am Bahnhof Finkenkrug eine Signalanlage und am Bahnhof Groß-Behnitz, ebenfalls in Brandenburg, ein Kabelschacht. Die Ermittlungen liefen in alle Richtungen, erklärte ein Sprecher, ein politisches Motiv könne nicht ausgeschlossen werden.

Ein Sprecher der Polizei Brandenburg schloss einen Zusammenhang mit einer Neonazi-Demo in Berlin-Spandau nicht aus. Dort demonstrierten am Samstag mehrere hundert Rechte anlässlich des Todestags des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß, der in Spandau im Gefängnis saß und sich dort 1987 das Leben nahm. Als die Sperrung um 10.15 Uhr am Samstag begann, reisten gerade Rechtsextreme nach Berlin, die an der Demo teilnehmen wollten. Ein Zug, in dem sich 120 Personen befanden, die an einer rechtsgerichteten Versammlung in Berlin teilnehmen wollten, sei durch die Störungen in Brieselang stehengeblieben, teilte die brandenburgische Polizei mit.

Steinwürfe auf Parteibüro der Grünen

Die Personen hätten daraufhin den Zug verlassen und sich am nahegelegenen Bahnhof Finkenkrug mit Gesinnungsgenossen zusammengeschlossen, die mit zwei Bussen angereist waren. Die nunmehr etwa 250 Personen begaben sich daraufhin zum Bahnhof Falkensee. Ein 39-jähriger Neonazi habe dort unter dem Motto „Mord verjährt nicht, gebt die Akten frei – Recht statt Rache“ eine Spontanversammlung angemeldet. 200 Einsatzkräfte begleiteten den Aufzug, der laut Polizei „störungsfrei“ verlief.

Abgesehen von zumindest einem Vorfall: Am späten Nachmittag kam durch einen Steinwurf die Fensterscheibe des örtlichen Parteibüros der Grünen zu Bruch. Die Brandenburger Landesvorsitzende der Grünen, Petra Budke, deren Wahlkreis im Havelland liegt, verurteilte den Angriff am Sonntag. „Es ist abscheulich, dass der rechte Mob am Samstag auch durch Falkensee gezogen ist und dabei auch noch die Scheibe unseres grünen Kreisverbandsbüros durch einen Steinwurf beschädigt wurde“, sagte sie. „Gut, dass einige beherzte Falkenseerinnen und Falkenseer sich dem Treiben spontan entgegenstellten. Ich finde es unerträglich, dass Neonazis Gedenkmärsche für ehemalige Nazi-Größen veranstalten und dabei ihr rechtsextremes Gedankengut öffentlich verbreiten.“ (Tsp)

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