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Langsame Verbindung ins Umland: Anders als in Berlin ist das Zugnetz nicht überall ausreichend ausgebaut.

© Kai Nietfeld/dpa

Strecke nach Cottbus ist immer noch eingleisig: Experten fordern Direktzüge aus der Lausitz zum BER

Kaum eine Eisenbahn in der Region ist so langsam wie die nach Cottbus. Denn es gibt nur ein Gleis. Experten fordern nun Direktzüge zum BER. 

Cottbus lässt sich nicht umsteigefrei an den Flughafen BER anbinden – denn die Strecke ist auch 30 Jahre nach der Wende immer noch eingleisig auf einem langen Abschnitt. Daran wird sich bis 2025 nichts ändern.

Im Dezember 2025 soll die Dresdner Bahn eröffnet werden, danach wird das Liniennetz im Südosten Brandenburgs neu geschnitten. Cottbus bekommt mit dem RE20 eine zweite RE-Linie, die dann über den BER und die Dresdner Bahn zum Berliner Hauptbahnhof führt.

„Bis dahin kommen wir nicht umsteigefrei zum Flughafen oder nach Potsdam“, kritisierte Jens Krause von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus am Montag. Die IHK Cottbus hat am Montag eine Studie vorgestellt, ob und wie sich die Situation kurzfristig verbessern lässt. Das Ergebnis: Ein direkter Zug vom BER könnte immerhin bis Lübben fahren, wie der Autor der Studie, Verkehrsplaner Bertram Teschner, beschreibt.

Eine Verlängerung der Regionalbahnlinie 22 (Potsdam-BER-Königs Wusterhausen) bis Lübben sei schnell umsetzbar und sinnvoll. Die Kosten bezifferte Teschner auf 4,6 Millionen Euro pro Jahr.

Christian Görke, früher Finanzminister und heute verkehrspolitischer Sprecher der Linkspartei in Brandenburg, versprach als Teilnehmer an der Pressekonferenz der IHK, sich für die Verlängerung der RB22 einzusetzen. 30.000 Menschen pendeln täglich aus der Lausitz Richtung Berlin, sagte Görke. Die Verlängerung bis Lübben sei schnell umzusetzen, weil es dazu keiner neuen Gleise bedürfe.

Auch das Geld sollte in Brandenburg vorhanden sein, sagte Görke. Der frühere Finanzminister des Landes forderte das Verkehrsministerium zu einer schnellen Entscheidung auf. Der RB22 ist der Direktzug zwischen Potsdamer Hauptbahnhof und dem BER.

Zwei Nadelöhre auf der Strecke

Der Ausbau der Eisenbahn in die Lausitz verlief bislang alles andere als schnell. Nach dem zweiten Weltkrieg demontierten die Sowjets als Reparationsleistung das zweite Gleis der einstigen „Görlitzer Bahn“ zwischen Lübbenau und Cottbus. Dieser Zustand überdauerte die gesamte DDR-Zeit und auch die Bundesrepublik seit 1990.

Zudem gibt es mit dem Bahnhof Königs Wusterhausen ein zweites Nadelöhr auf der Strecke. Der Bahnhof gilt als zu klein. Des Weiteren behindern sich dort S-Bahn und Regionalverkehr. Für den Regionalverkehr gibt es nur ein durchgehendes Gleis. Der Bahnhof sei ein „Infrastrukturengpass“ , der den Strukturwandel in der Lausitz bremse, kritisierte Jens Krause, Experte für den Bereich Mobilität und Infrastruktur bei der IHK Cottbus.

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Vor zehn Jahren hatte die Bahn die Direktverbindung von Cottbus zum Flughafen Schönefeld eingestellt, seitdem müssen Reisende aus der Lausitz in Königs Wusterhausen umsteigen. Das sei nicht optimal, kritisierte Krause. Die Umsteigezeit betrage derzeit zwischen 15 bis 27 Minuten, die gesamte Fahrzeit mindestens 75 Minuten.

Nach jüngsten Angaben der Deutschen Bahn AG soll im Jahr 2025 mit dem Bau des zweiten Gleises auf dem 29 Kilometer langen Abschnitt begonnen werden – nach dann fast zehn Jahren Planungszeit. Im März 2016 hatten das Land Brandenburg und die Deutsche Bahn den Ausbau beschlossen.

2025 ist auch das Jahr, an dem die Dresdner Bahn eröffnet werden soll

2025 ist aber auch das Jahr, in dem - wenn alles gut läuft - die Dresdner Bahn eröffnen soll. Geplant ist, dass Cottbus dann den RE20 als zweiten Regionalexpress bekommt. Offen ist immer noch, ob die Bahn „unter laufendem Rad“ das zweite Gleis baut oder mit einer Totalsperrung.

Diese würde den Bau deutlich beschleunigen, Cottbus aber von der direkten Strecke nach Berlin und dem BER abschneiden. Fahrgäste müssten bei einer Vollsperrung den Umweg über Calau nehmen. Ein Offenhalten des vorhandenen Gleises würde die deutlich Bauzeit verlängern, zudem müssten die Züge aus Sicherheitsgründen langsamer fahren. Die Bahn hat bislang keine Angaben gemacht.

Im Idealfall wäre 2025 das zweite Gleis bereits fertig, parallel zur Eröffnung der Dresdner Bahn. Oftmals ist in der Lausitz kritisiert worden, dass es in Potsdam und Berlin zu wenig Interesse an der Lausitz gebe. Unklar ist, wann der für Regionalzüge eingleisige Bahnhof Königs Wusterhausen ausgebaut wird.

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