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On Air. Auch aus dem "Kater Blau" wurde schon gestreamt. Vor Ort sind dafür Künstler und Techniker - aber natürlich kein Publikum.

© John MacDougall/AFP

Streamingplattform "United We Stream": Clubs sammelten bislang 300.000 Euro Spenden

Das Streamingprojekt der Berliner Clubs läuft seit zwei Wochen - und zwar recht erfolgreich. Nun soll das Programm ausgebaut werden - aber die Not bleibt.

Sie waren mit als erste von den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus betroffen: Die Berliner Clubs mussten spätestens am 17. März ihre Türe schließen, viele machten den Schritt schon vorher freiwillig. Kurz danach starteten die Clubcommission als Interessenvertretung und das alternative Bündnis „Reclaim Club Culture“ in Zusammenarbeit mit Arte das Projekt „United We Stream“ - Livestreaming- und Spendenplattform in einem. Mit der Übertragung von DJ-Sets aus verschiedenen Berliner Clubs werden Spenden für den Erhalt der Clubkultur gesammelt.

Am Mittwoch haben die Initiatoren eine erste Zwischenbilanz gezogen und zwei neue Formate präsentiert - natürlich in einer online ausgestrahlten Pressekonferenz. Demnach gab es bislang es mehr als fünf Millionen Stream-Aufrufe über die Webseite und die sozialen Medien, mehr als 70 Künstler und knapp 40 Clubs seien involviert. Es gebe bereits mehr als 70 Stunden Material und ein Drittel des Spendenziels sei erreicht, also 300.000 Euro.

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Nun soll die „Solidarität über die Grenzen Berlins hinaus“ erweitert werden: Unter dem Namen „United We Stream Global“ werden ab Sonnabend, den 4. April um 12 Uhr mittags, auch DJ-Sets aus anderen europäischen Städten wie Amsterdam, Wien, Manchester oder Mannheim übertragen. So wolle man Hilfe zur Selbsthilfe leisten und die Clubszene in anderen Städten mit dem Berliner Know-how unterstützen, sagt Lutz Leichsenring von der Clubcommission.

"Wir werden die letzten sein, die wieder aufmachen"

Außerdem soll das Programm um das Debattenformat „United We Talk“ erweitert werden, das mittwochs und sonntags von 16-19 Uhr übertragen wird.

„Die Welt ist in den letzten Wochen aus den Fugen geraten, plötzlich ist alles anders, plötzlich stehen Dinge zur Debatte, die zuvor als indiskutabel galten – das wollen wir nutzen“, teilte das Bündnis mit. Die Krise soll auch als Startpunkt für „eine notwendige gesellschaftliche Transformation“ gesehen werden. In dem Gesprächsformat soll es deshalb unter anderem um das bedingungslose Grundeinkommen, die Situation an den EU-Außengrenzen, die prekäre Arbeitssituation im Gesundheitssystem oder die Aussetzung von Gewerbemiete während der Krise gehen.

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Man rechne damit, dass das Streamingformat noch einige Monate laufen werde. „Wir werden die letzten sein, die wieder aufmachen können“, schätzt Pamela Schobeß, Vorsitzende der Clubcommission und Betreiberin des Kreuzberger Clubs „Gretchen“. Sie appellierte an die Politik, bei den aktuellen Hilfsprogrammen dringend nachzubessern.

Teil der Spenden geht an die Flüchtlingshilfe

Ab einer gewissen Größe des Betriebes würden die Soforthilfen nicht greifen, vielen seien ganz auf sich alleine gestellt und kämpfen ums Überleben. „Wir können aktuell bis Mitte April überleben, aber nicht mehr bis Mitte Mai“, sagte Schobeß. Sie könne sich zwar vorstellen, dass die Clubs dieses Jahr wieder öffnen dürften - doch die Frage sei, ob es sie dann überhaupt noch gibt.

Acht Prozent der eingenommen Spendengelder gingen übrigens an die Stiftung Zivile Seenotrettung, die Initiativen gegen den Ausbruch von Covid-19 in griechischen Flüchtlingslagern unterstützt. Dies zeige laut Stiftungsvertreterin Giulia Messmer, dass Feiern in Berlin „schon immer politisch" war und dass dies auch heute noch so sei. 

Jana Kamm

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