zum Hauptinhalt
Die Schriftstellerin Audre Lorde im Jahr 1983.

© Jack Mitchell/Getty Images

Update

Straßenumbenennung in Berlin-Kreuzberg erfolgt nach zwei Jahren: Der nördliche Teil der Manteuffelstraße soll künftig „Audre Lorde“ heißen

Das Bezirksparlament in Friedrichshain-Kreuzberg hat entschieden, dass ein Teil der Manteuffelstraße in Audre-Lorde-Straße umbenannt werden soll.

In Kreuzberg soll eine Straße nach der Schwarzen Dichterin und Aktivistin Audre Lorde benannt werden. Klar ist das schon seit 2019, nur welche Straße es werden kann, wusste man damals noch nicht. Nach abgeschlossener Bürger:innenbeteiligung hat nun die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am heutigen Mittwochabend final entschieden, dass der „nördliche Teil der Manteufellstraße“ in Audre-Lorde-Straße umbenannt wird. Die Entscheidung wurde zu Anfang der Sitzung über die „Konsensliste“, die eine Vielzahl von Anträgen umfasst, mehrheitlich entschieden.

Die Begründung der Umbenennung lautet unter anderem: „Die Benennung einer Straße nach Audre Lorde, einer lesbischen, Schwarzen Frau wäre ein kleiner, jedoch wichtiger Schritt hin zu mehr Repräsentanz von LSBTTIQ*, Schwarzer Menschen und People of Color im öffentlichen Raum.“

Fällt die Entscheidung für die Umbenennung aus, würde also eine feministische Vordenkerin und eine „Schwarze, Lesbe, Mutter, Kriegerin und Poetin“ – so bezeichnete Lorde sich selbst – geehrt statt ein preußischer Demokratiegegner. Der Name der Manteuffelstraße geht auf den Politiker Otto Theodor von Manteuffel (1805–1882) zurück. In seiner Funktion als preußischer Ministerpräsident wies er die Anträge der ersten Demokraten im Landtag entschlossen zurück. 

Die Manteuffelstraße verläuft von der Köpenicker Straße im Norden über die Skalitzer Straße beim Görlitzer Bahnhof bis zum Paul-Lincke-Ufer am Landwehrkanal. Von der Umbenennung betroffen wäre der Teil von der Köpenicker bis zur Skalitzer Straße. Der südliche Teil der Straße bis zum Paul-Lincke-Ufer bliebe nach Manteuffel benannt.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Der Umbenennung geht ein Beteiligungsverfahren voraus, das Ende 2019 begann. In Diskussionen mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Weggefährt:innen von Lorde wurden vier Straßen ausgewählt: der nördliche Teil der Manteuffelstraße, ein Teil der Wrangelstraße (Skalitzer Straße bis Mariannenplatz), der Kreuzberger Teil der Adalbertstraße (bis Bethaniendamm) und die Admiralstraße.

Bis Mitte April 2021 gingen von 2600 angeschriebenen Haushalten und Gewerbetreibenden mit Sitz in den aufgezählten Straßen insgesamt 406 Abstimmungskarten beim Bezirksamt ein. 28 Prozent stimmten für die Manteuffelstraße, dicht gefolgt von der Admiralstraße (26 Prozent). In einer Onlineveranstaltung Anfang Mai mit etwa 75 Teilnehmer:innen stimmte beinahe die Hälfte (47 Prozent) für die Admiralstraße und nur 10 Prozent für die Manteuffelstraße.

[Schon 250.000 Abos: Suchen Sie sich Ihren Tagesspiegel-Newsletter für Ihren Bezirk aus! Jetzt hier kostenlos: leute.tagesspiegel.de]

Die Ergebnisse der Postkartenbefragung und der Zoom-Veranstaltung wurden addiert, von insgesamt 466 Stimmen stimmten 29 Prozent für die Admiralstraße und 26 Prozent für die Manteuffelstraße. Favorit der Beteiligung ist demnach die Admiralstraße. Trotzdem steht in der Beschlussempfehlung zur Umbenennung, die der BVV zur Abstimmung vorliegt, der „nördliche Teil der Manteufellstraße“.

Das liege daran, dass die Beschlussempfehlung aus dem Ausschuss Kultur und Bildung kommt, „dort hat sich eine Mehrheit bei der Abstimmung (zwischen Admiral und Manteuffel) mehrheitlich für die Manteuffel entschieden“, erklärt Sarah Jermutus auf Nachfrage. Die Grünen und der SPD stimmten im Ausschuss dafür, die CDU dagegen, die Linke enthielt sich. 

Die gebürtige US-Amerikanerin und Tochter karibischer Einwanderer Lorde (1934-1992) verbrachte zwischen 1984 und 1992 einen Teil ihres Lebens in Berlin – insbesondere in Kreuzberg –, lehrte als Gastprofessorin an der Freien Universität und engagierte sich für afro-deutsche Frauen und deren Sichtbarkeit. Sie ermutigte die Student:innen zum Schreiben, für sie selbst war die Sprache das wichtigste Instrument, um gegen Rassismus und Sexismus zu kämpfen.

Zur Startseite