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Michelle Kay aus Toronto läuft am Sonntag den Halbmarathon in Berlin.

© privat

Stimmen zum Halbmarathon: „Berlin weiß, wie man feiert“

Der Halbmarathon begeistert nicht nur Läufer und Menschen aus der Stadt. Wir haben mit ihnen gesprochen. Dabei ist Michelle Kay vom Goethe-Institut in Toronto.

Sie leben in Kanada und sind an diesem Wochenende zum Halbmarathon nach Berlin gereist – nicht zum ersten Mal. Was ist der Reiz des Events für Teilnehmer aus aller Welt?

Als ich anfing zu laufen, hätte ich nie erwartet, dass ich zu internationalen Wettläufen reisen würde. Aber ich hatte großes Glück, dass es sich so entwickelt hat. Inzwischen habe ich einige internationale Läufe mitgemacht und dabei großartige Menschen kennengelernt. Laufen wird oft als etwas angesehen, das man alleine macht.

Zu Unrecht?

Ich habe gelernt, dass es ein sehr gemeinschaftlich orientierter Sport ist und sich zu einer internationalen Bewegung entwickelt hat. Der Reiz, zu Läufen zu reisen, liegt daher auch darin, alte Freunde wiederzutreffen und neue kennenzulernen. Es ist immer ein großes Wiedersehenstreffen. Wir haben alle hart trainiert und freuen uns, die anderen wiederzusehen. Bei großen Läufen wie dem Marathon und dem Halbmarathon organisieren örtliche Laufteams Veranstaltungen und Treffen für Läufer vor dem Rennen – und danach eine große Feier.

Wie unterscheiden sich Marathon und Halbmarathon in Berlin von anderen Rennen?

Berlin ist als schnelle, flache Strecke bekannt. Als ich vergangenes Jahr in Berlin lief, brach Eliud Kipchoge den Weltrekord. Das ist schon etwas sehr Besonderes, so etwas mitzuerleben. Es gab vor dem Rennen Veranstaltungen mit ihm und den anderen Spitzenläufern. Das war sehr inspirierend und erhebend, ihn da sprechen zu hören.

Und die Stimmung am Lauftag?

In Berlin jubeln einem beeindruckend viele Menschen zu. Und es gab viele exzellente Musiker, die entlang der Strecke spielten. Am liebsten hätte ich angehalten, um das alles in Ruhe aufzunehmen, wenn ich nicht gerade ein Rennen laufen würde. Es ist eine Stadt mit einer so schweren Vergangenheit und zugleich ist es eine Stadt, die wirklich weiß, wie man feiert. Und noch eine deutsche Besonderheit: Man bekommt am Schluss ein Erdinger-Bier überreicht – allerdings alkoholfrei.

Welche Teile der Strecke gefallen Ihnen am besten?

Ich liebe es, durch die unterschiedlichen Viertel zu laufen und so viele bekannte, symbolträchtige Orte zu sehen, von der Siegessäule über den Reichstag, den Potsdamer Platz bis zum Berliner Dom. Außerdem ist es einfach fantastisch, durch die Straßen einer bedeutenden Großstadt zu laufen. Normalerweise ist hier alles voller Autos, und wir bewegen uns alle zu Fuß, das ist ein fantastisches Gefühl.

Und welches sind die größten Herausforderungen?

Die letzte sechs, sieben Kilometer. Du bist körperlich erschöpft, das ist eine Herausforderung. Aber dann läuft man Unter den Linden und zum Ziel am Brandenburger Tor – das ist eine unglaubliche Erfahrung. Es ist ein unwirkliches Gefühl, durch dieses Tor zu laufen. Wenn man Berlins Geschichte kennt und auf diese Weise die Gegenwart erlebt, ist das ein Erlebnis, das einen demütig werden lässt.

Das Interview führte Lars von Törne

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