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Der Staat gibt Milliarden aus, doch der Anteil der Familien, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen, bleibt hoch.

© dpa

Steigende Kinderarmut in Brandenburg wegen Corona: Landesarmutskonferenz fordert stärkere Unterstützung für Familien

Die Landesarmutskonferenz Brandenburg fordert mehr Unterstützung für Familien mit wenig Einkommen - unter anderem durch Essensgeld und Ausstattung mit Computern.

Brandenburgs Landesarmutskonferenz warnt vor steigender Kinder- und Jugendarmut im Zuge der Corona-Pandemie. „Die Situation für Kinder und Jugendliche ist in der Coronakrise besonders belastend“, sagte der Sprecher des Gremiums, Andreas Kaczinsky. Insbesondere Familien mit geringem Einkommen müssten deutlich entlastet werden. Am Dienstag wandte sich die Landesarmutskonferenz deswegen mit einem umfangreichen Forderungskatalog an die Öffentlichkeit.

So sprach sich die stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, Sonja Staack, für eine Aufstockung des Kurzarbeitergelds für Geringverdiener aus. Viele Familien hätten durch die Krise geringere Einkommen. „Lohnersatzleistungen gleichen nie ganz aus, was sie im normalen Lohn erhalten erhalten hätten“, sagte Staack. In der Kurzarbeit erhielten Arbeitnehmer nur 67 Prozent ihres Nettolohns. „Wer vorher schon jeden Euro umdrehen musste, kann von 67 Prozent nicht leben.“ Lohnersatzleistungen sollten mindestens so lange gezahlt werden, wie Kitas und Schulen geschlossen sind.

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Kaczinsky ergänzte, dass Familien derzeit auch höheren finanziellen Belastungen ausgesetzt seien. Dies gelte etwa für zusätzliche Hygienekosten. „Dafür sind im SGB II (Sozialgesetzbuch – die Red.) nur 100 Euro im Monat vorgesehen“, sagte Kaczinsky. Franziska Löffler von der Arbeiterwohlfahrt forderte zudem, dass die 90 Euro, die bislang für das derzeit ausfallende Schulessen von Kindern und Jugendlichen vorgesehen sind, an die Familien ausgezahlt werde. „Die Familien wollen kochen, aber dafür muss das Geld vorhanden sein.“

Soziale Unterschiede werden durch Pandemie verschärft

Birgit Uhlworm von der Selbsthilfegruppe Alleinerziehender forderte das Land auf, jedes Kind mit EDV-Equipment auszustatten. „Die digitalen Endgeräte und das nötige Zubehör sollten über das Bildungs- und Teilhabepaket oder über Schulsozialfonds finanziert werden“, sagte Uhlworm. Wenig bedacht werde auch die Ausstattung von Schulen mit technischem Personal: IT-Fachkräfte seien nötig, um Schüler und Lehrer zu unterstützen, wenn die Hardware nicht funktioniere.

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Laut Kaczinsky verschärfen sich die Unterschiede zwischen sozial benachteiligten und wohlhabenderen Schülern in der Pandemie. „Wir müssen aufpassen, wie wir nach dem Lockdown allen Kindern und Jugendlichen die nötige Förderung zukommen lassen.“ Viele Kinder würden in der aktuellen Situation alleingelassen.

In eigener Sache warnte die Landesarmutskonferenz ferner vor möglichen Folgen der Pandemie für die öffentlichen Haushalte. Viele Arbeitsfelder der gemeinnützigen Verbände würden über freiwillige soziale Leistungen der Kommunen finanziert. Man fürchte, dass die Leistungen hierfür nach dem Lockdown zurückgefahren werden, sagte Inga-Karina Ackermann vom Arbeitslosenverband Deutschland. „Hier fühlen wir uns als selbstständige, gemeinnützige Vereine auch alleingelassen.“

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