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Die Hauptstadt ist weiterhin beliebt bei Menschen aus dem In- und Ausland.

© picture alliance / Maurizio Gamb

Steigende Einwohnerzahlen: Berlin wächst um 20.000 Menschen

Mehr als 3,63 Millionen Menschen leben mittlerweile in der Hauptstadt. Auch das Umland legt zu – im Speckgürtel.

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3.634.100 Berliner zählte das Amt für Statistik Ende September vergangenen Jahres – 20.600 Bewohner mehr als zum letzten Quartalsende 2017. Die Stadt zieht Menschen an, weit überwiegend aus dem Ausland und verliert zugleich Bewohner ans Umland. Aber auch ohne Zuzug würde die Bevölkerung Berlins wachsen dank des Geburtenüberschusses. 30.200 Kinder kamen in den ersten neun Monaten des Jahres 2018 auf die Welt, geringfügig weniger (200) als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zugleich aber 3400 Menschen mehr, als in dem Zeitraum verstarben (26.800).

Durch den großen Zuzug aus dem Ausland steigt der Anteil von Berlinern nicht deutscher Herkunft in der Stadt weiter: Aus dem Ausland zogen 26.800 Personen mehr nach Berlin als nicht-deutsche Berliner wieder aus der Stadt fortzogen. Der absolute Wanderungsgewinn, also deutscher und ausländischer Berliner, betrug 19.400 Menschen.

Viele junge Familien kehren Berlin den Rücken

Die neusten Zahlen des Amtes für Statistik belegen auch die Stadtflucht: Berlin verlor an sein Brandenburger Umland 9100 Menschen, gegenüber dem ganzen Nachbarland sogar fast 12.000 Menschen. Vor allem junge Familien berichten immer wieder von ihrer vergeblichen Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in der Stadt. Viele wenden Berlin dann den Rücken und finden im Umland teils sogar finanzierbares Wohneigentum. Unternehmen hatten wiederholt erklärt, wegen des politischen Klimas, das eher Bedenken von Bürgerinitiativen als Initiativen von Bauunternehmen stützte, auf die Nachbargemeinden auszuweichen.

Die Mark Brandenburg kann die neuen Einwohner gut gebrauchen: Dort und zwar vor allem in den weiter von Berlin entfernt gelegenen ländlichen Gebieten melden die Statistiker ein „Geburtendefizit“: Fast 10.000 Personen verlor das Land, weil mehr Todesfälle gezählt wurden als Kinder zur Welt kamen. Das Defizit wuchs sogar noch gegenüber dem Vorjahreszeitraum (minus 8300 Menschen). Dass Brandenburg unterm Strich trotzdem wächst, ist nur der Wanderung zu verdanken: Den 11.900 Berlinern, die in die Dörfer zogen sowie 4500 Personen aus dem Ausland.

Berlin braucht 200.000 neue Wohnungen bis 2030

Das anhaltende Wachstum Berlins stellt die Planer vor große Herausforderungen, weil schon heute sogar nach den zurückhaltenden Schätzungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Wohnungen fehlen. Trotz der Wohnungsnot rückt der Baustart größerer Entwicklungsgebiete nicht näher. Ganz im Gegenteil: Auch die absolute Zahl der von den Bauämtern neu genehmigten Wohnungen, in der auch Aufstockungen und Lückenschließungen ohne Bebauungsplan-Erfordernis enthalten sind, geht zurück. In den ersten neun Monaten wurden nur rund 17.000 Wohnungen genehmigt, 3,7 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Knapp 200.000 Wohnungen braucht Berlin bis zum Jahr 2030, sagte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) bei ihrem Ausblick auf die Wohnungspolitik in diesem Jahr. Die Zahl ergebe sich aus dem „Nachholbedarf“ der vergangenen Jahre und der zusätzlichen Nachfrage durch den Zuzug. Dieselben Zahlen hatte die Senatorin aber bereits vor zwei Jahren verkündet. Und auch in den letzten beiden Jahren war die Zahl der neu entstandenen Wohnungen deutlich langsamer gewachsen als die Bevölkerungszahl. Die Lücke schließt sich also nicht.

Trotz des boomenden Neubaus reichen die fertiggestellten Wohnungen allenfalls rechnerisch aus, um den zusätzlichen Bedarf zu decken. Lompscher selbst hatte vor zwei Jahren gesagt, es seien „pro Jahr allein 14.000 neue Wohnungen erforderlich, um den Bevölkerungszuwachs aufzunehmen“. 2017 entstanden 15.600 Wohnungen.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) will den Wohnungsbau jetzt verstärkt nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches vorantreiben, „um doch noch 30.000 neue landeseigene Wohnungen fertigzustellen“ in dieser Legislaturperiode. Dort, wo kein Bebauungsplan nötig sei, könne man „sofort in die Umsetzung gehen“. Müller zufolge gibt es „erhebliche Potenziale“. Er hatte sich am Donnerstag mit Bausenatorin Lompscher, den Wohnungsbaugesellschaften und dem BBU getroffen.

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