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Eingang zur Gedenkstätte. Deren bisherige Leiter stehen im Mittelpunkt von Sexismus-Vorwürfen.

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Stasiopfergedenkstätte Hohenschönhausen: CDU-Politiker kritisieren Aus für Hubertus Knabe

Ostdeutsche CDU-Bundestagsabgeordnete wollen sich mit der Absetzung des bisherigen Gedenkstätten-Chefs im Zuge der Sexismus-Affäre nicht abfinden. Sie befürchten einen Rückschlag für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte.

Nach der Absetzung von Hubertus Knabe als Direktor der Stasiopfergedenkstätte in Hohenschönhausen haben zahlreiche ostdeutsche CDU-Bundestagsabgeordnete dringend Auskunft von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (ebenfalls CDU) verlangt. In einem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fordert der Vize-Fraktionsvorsitzende Arnold Vaatz von Grütters genaue Angaben zu den Vorwürfen gegen den entlassenen Direktor Hubertus Knabe.

Die Kritiker sehen bislang keine triftigen Gründe für die Kündigung

Vaatz schrieb, sollten keine „triftigeren Gründe als die bisher öffentlich bekannten“ vorliegen, sei die Entlassung ein „irreparabler Rückschlag für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte“. Der Vorgang sei daher von „nationaler Bedeutung“. Vaatz verfasste den Brief nach eigenen Angaben in Absprache mit fünf der sechs ostdeutschen CDU-Landesgruppenvorsitzenden in der Fraktion. Zur Gruppe der ostdeutschen CDU-Abgeordneten gehören 50 Männer und Frauen.

Hubertus Knabe war seit 2000 wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen.
Hubertus Knabe war seit 2000 wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen.

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Die Affäre um mutmaßliche sexuelle Belästigungen von Mitarbeiterinnen in der Gedenkstätte Hohenschönhausen zieht weitere Kreise. Der Sprecher der Senatskulturverwaltung, Daniel Bartsch, sagte dem Evangelischen Pressedienst am Freitag, dass sich in den vergangenen Tagen weitere Mitarbeiterinnen gemeldet hätten, die das frauenfeindliche Arbeitsklima in der Gedenkstätte bestätigt hätten. Bartsch verwies darauf, dass es dabei bisher ausschließlich anonyme Vorwürfe sexueller Belästigung gegenüber dem Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe gegeben habe. Dabei betonte er auch die Sorgfaltspflichten seiner Behörde nicht nur gegenüber den betroffenen Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte, sondern auch gegenüber der Leitungsebene.

Die Vorwürfe trafen zuerst nur den Vize-Direktor

Knabe war Ende September nach einer Sondersitzung des Stiftungsrates gekündigt und von der Arbeit freigestellt worden. Grund war eine Affäre um sexuelle Belästigungen von Frauen, bei der zunächst vor allem der Vizedirektor Helmuth Frauendorfer im Fokus stand. Er wurde von Knabe mit sofortiger Wirkung beurlaubt – jedoch erst, nachdem mehrere Mitarbeiterinnen und Praktikantinnen in einem Brief sexistisches Verhalten beklagten und Vorwürfe gegen den stellvertretenden Direktor äußerten. Er solle über Jahre hinweg jungen Frauen in der Ausbildung zu nahe getreten sein, indem er ihnen spätabendliche oder nächtliche SMS geschrieben habe.
Mit den Vorwürfen gegen Frauendorfer war die Kulturverwaltung schon seit 2014 befasst. Der damalige Kulturstaatssekretär Tim Renner wies Knabe Angaben der Verwaltung zufolge Ende Februar 2016 an, Maßnahmen gegenüber dem Beschuldigten zu ergreifen. Mittlerweile ist klar, dass mehrere Frauen auch Knabe selbst sexuelle Belästigung vorwerfen. Die neuen Vorwürfe spielten für Knabes Rausschmiss noch keine Rolle. dpa/epd/lho

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