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Großbritannien hat schon begonnen mit den Impfungen.

© Ben Birchall/PA Wire/dpa

Update

Start mit Biontech und Moderna: Berlin erwartet 720.000 Impfdosen im ersten Quartal 2021

Für die erste Phase bekommt Berlin 20 Prozent weniger Corona-Impfstoff als geplant. Tausende, die bisher als priorisiert galten, werden länger warten müssen.

In Berlin werden im ersten Quartal 2021 wohl nur 720.000 Impfdosen eingesetzt werden können. Das geht aus einem internen Papier der Senatsgesundheitsverwaltung hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt. Dies würde bedeuten, dass in einer ersten Phase 360.000 Berliner gegen Sars-Cov-2 geimpft werden könnten - 90.000 weniger als vor einer Woche angekündigt. Jeder Impfling erhält innerhalb von drei Wochen zwei Dosen.

Im ersten Schritt erwartet der Senat sogar nur eine Lieferung von lediglich 310.000 Impfdosen, nämlich von den beiden derzeit aussichtsreichsten Impfstoffen von Biontech und Moderna. Weil für eine wirksame Immunisierung zwei Impfungen erforderlich sind, könnten also im ersten Schritt lediglich 155.000 Menschen vollständig geimpft werden. Allein die Gruppen der Über-80-Jährigen und der exponierten Beschäftigten im Gesundheitsbereich sowie in der Pflege umfassen allerdings schon rund 278.000 Personen.

Man werde "in der ersten Impfwelle erst mal nur einen Großteil der ersten Gruppe erreichen", sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) am Dienstagmittag, als sie in der Landespressekonferenz die Ergebnisse der Senatssitzung vorstellte. Mit einem Impfbeginn sei nun im Januar zu rechnen. Um bis zu 20.000 Menschen pro Tag impfen zu können, errichtet das Land gerade sechs Impfzentren.

Es wird jedoch allgemein erwartet, dass nach der ersten Lieferung in kurzer Zeit weitere erfolgen werden. Insgesamt soll Berlin in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres 720.000 Einheiten bekommen, heißt es in der Senatsunterlage. Das sind immer noch 20 Prozent weniger als die ursprünglich in Aussicht gestellten 900.000 Dosen - weshalb womöglich nicht alle Berliner zum Zuge kommen, die zunächst als priorisierte Gruppe galten.

Der Senat geht davon aus, dass "Ende 2020/Anfang 2021" mindestens einer der drei Impfstoffe zugelassen wird und dann direkt mit der Impfung begonnen werden kann. "Die Hersteller haben unabhängig von der Zulassung bereits mit der mengenmäßigen Produktion der Impfstoffe begonnen, sodass sofort nach Zulassung und Lieferung mit den Impfungen begonnen werden kann", heißt es in dem internen Papier, das am Dienstagvormittag im Senat diskutiert wurde. Allerdings: "Der Zeitpunkt der Lieferung sowie die Zahl der tatsächlich lieferbaren Impfdosen variieren zur Zeit stark."

Zuerst Impfungen für Risikopatienten und exponierte Berufe

Nach dem Verteilungsschlüssel der EU-Kommission erhält Deutschland demnach 18 Prozent der bestellten Impfdosen, Berlin erhält davon wiederum 4,5 Prozent. Einer Berechnung des Bundesgesundheitsministeriums zufolge käme Berlin damit im ersten Quartal 2021 auf 720.000 Impfdosen aus vier Impfstoffen. Allerdings sind davon nur 310.000 Dosen von Biontech und Moderna, mit deren Zulassung nach derzeitigem Stand zuerst gerechnet wird.

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Zuerst geimpft werden sollen Personen, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe haben, oder beruflich "besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben".

Die ersten Impfdosen sollen laut der Senatsunterlage folgende Gruppen bekommen:

  • Personen über 80 Jahre = 203.000 Personen,
  • Personal von stationären oder ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und der Altenpflege. 

Letztere setzen sich zahlenmäßig wie folgt zusammen: 

  • Krankenhäuser und Praxen = 30 000 Personen (das umfasst nur jene Beschäftigten mit hohem Expositionsrisiko und/oder mit Kontakt zu Covid-19-Patient*innen),
  • stationäre Pflege = 22.511 Personen,
  • ambulante Pflege =  22.308 Personen.

Zum Start der Impfungen nicht berücksichtigt wären damit die circa 70.000 Logistiker, Beschäftigte in der Lebensmittelversorgung und Sicherheitskräfte, die in früheren Plänen noch als "priorisierte Gruppe" galten.

Bisher waren Impfungen für 450.000 Berliner in erster Phase geplant

Dass die für das erste Quartal 2021 für die Hauptstadt vorgesehenen Impfdosen für maximal 360.000 Berliner reichen werden, wird in den nächsten Tagen eine Debatte auslösen. Damit rechnen Ärzte und Senatsbeamte gleichermaßen. Hintergrund ist, dass bisher von 450.000 Berlinern gesprochen wurde, die in einer ersten Phase gegen Sars-Cov-2 immunisiert werden könnten.

Eine Umfrage in den landeseigenen Vivantes-Kliniken deutet darauf hin, dass sich die meisten Beschäftigten in Krankenhäusern, Praxen und Heimen tatsächlich impfen lassen werden: Sobald es möglich ist, wollen sich mehr als 70 Prozent der Befragten gegen Sars-Cov-2 immunisieren lassen. Einen Impfzwang, so die Einschätzung in Klinikvorständen, werde es auch für das Gesundheitspersonal nicht geben.

Gewerkschaft: Polizisten und Feuerwehrleute auch früh impfen

Ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagte auf Anfrage, man habe volles Verständnis dafür, dass zuerst Hochbetagte und Beschäftigte im Gesundheitswesen geimpft werden sollen. Danach aber wäre es sinnvoll, zügig Polizisten und Feuerwehrleute gegen Sars-Cov-2 zu immunisieren. Auch sie stünden sprichwörtlich in erster Reihe im Kampf gegen die Folgen der Pandemie.

Großbritannien hat derweil mit der Massenimpfung bereits begonnen. Eine 90-Jährige erhielt als erster Mensch der Welt den Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-amerikanischen Partners Pfizer.

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