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Ab dem neuen Schuljahr kostenfrei: Hortplätze für Kinder in der ersten und zweiten Klasse.

© Kitty Kleist-Heinrich

Start des kostenlosen Hortangebots: GEW befürchtet Engpässe bei Personal und Räumen

Der Hort für Klasse 1 bis 2 ist ab August kostenfrei. 9.000 zusätzliche Kinder werden erwartet, belastbare Daten für die Planung fehlen jedoch bislang.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Für die Schüler der Klassen 1 und 2 wird ab 1. August, mit dem neuen Schuljahr 2019/20, der Hortbesuch kostenlos angeboten. Auch die Bedarfsprüfung fällt weg. Allerdings wissen die Grund-, Sonder- und Gemeinschaftsschulen in öffentlicher und freier Trägerschaft, die eine „beitragsfreie Förderung und Betreuung“ im Ganztagsbetrieb bis 18 Uhr anbieten, immer noch nicht, was auf sie zukommt. „Derzeit kann noch nicht verlässlich gesagt werden, wie sich die Inanspruchnahme entwickelt“, teilte die Bildungsverwaltung des Senats auf Anfrage mit.

Der reale Bedarf wird erst zum Stichtag 1. November 2019 erhoben, also zwei Monate nach dem Start des neuen Schuljahres. „Die unbekannte Größe ist das Elternverhalten“, sagte eine Sprecherin der Senatsbehörde am Dienstag. Wie viele Familien sich nach dem Wegfall der Bedarfsprüfung für eine Teilnahme ihrer Kinder am beitragsfreien Schulhort beteiligten, könne „nur angenommen“ werden.

Grundlage der Annahme ist das vorletzte Schuljahr 2017/18, in dem 141.000 Kinder die Primarstufe einer Schule mit offenem Ganztagsbetrieb besuchten, davon 52.000 in den ersten und zweiten Klassen. Im Jahresdurchschnitt wurde für 41.000 dieser Kinder ein Hortplatz gebucht, bisher musste aber ein gehaltsabhängiger Kostenbeitrag gezahlt und der Betreuungsbedarf (etwa wegen Berufstätigkeit) nachgewiesen werden.

Beides fällt weg – und deshalb geht die Bildungsverwaltung davon aus, dass über 9.000 Kinder zusätzlich die kostenlose Hortbetreuung in der Schule wahrnehmen. Gratis angeboten werden alle drei Förderungs- und Betreuungsvarianten (6 bis 8 Uhr, 13.30 bis 16 Uhr und 16 bis 18 Uhr). Neue Räume seien dafür nicht erforderlich, es sei denn, die Zahl der Schüler an einer Schule steige, so die Sprecherin der Verwaltung. Wie sich das neue Angebot des Senats auf den Personalbedarf auswirkt, konnte die Sprecherin am Dienstag nicht sagen. Dabei müssten ja auch die „generell steigenden Schülerzahlen bzw. andere Gründe für einen steigenden Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern“ berücksichtigt werden.

Personalnot lindern

Um mehr Erzieherstellen besetzen zu können, wird die berufsbegleitende Ausbildung forciert und der Senat hofft, mit einer grundsätzlich besseren Bezahlung von Erziehern und Sozialpädagogen die Personalnot lindern zu können. Wirksam wird die im April vereinbarte bundesweite Anhebung der Tarife ab Januar 2020. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin befürchtet, dass sich vorerst die „Not im Ganztagsbetrieb“ verschärfen wird. Auch für den kostenlosen Schulhort der Klassen 1 und 2 fehlten Personal und zusätzliche Räume in den betroffenen Schulen.

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Weil belastbare Daten für eine gute Planung der beitragsfreien Hortbetreuung noch fehlen, musste sich auch der Senat am Dienstag mit einem äußerst knappen Bericht der Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) „über die Umsetzung des Vorhabens im Hortbereich“ zufrieden geben.

Drei Informationen wurden von Scheeres geliefert: Die Antragsformulare und die Software für das kostenlose Hortangebot seien angepasst worden; die „Quantifizierung einer höheren Inanspruchnahme der ergänzenden Förderung und Betreuung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlässlich möglich“ und im Doppelhaushalt für 2020/21 sei berücksichtigt worden, dass „die Einnahmen mit der Beitragsbefreiung sinken“. Laut Finanzverwaltung um 48 Millionen Euro jährlich.

Der Bericht, der sich an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses wendet, wurde am Dienstag vom Senat zur Kenntnis genommen. Die Haushälter des Parlaments befassen sich damit nach den Sommerferien.

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