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In die Höhe: Zwischendecken werden entfernt, geplant ist ein hohes Foyer. Im Erdgeschoss lockt heute das „Marinehaus“.

© Simulation: Adept / promo

Stadtmuseum Berlin: Neues Konzept für das Marinehaus kommt aus Kopenhagen

Der Wettbewerb für das Marinehaus am Köllnischen Park ist entschieden: Ausgewählt wurde der Entwurf des Büros Adept aus Kopenhagen.

Man kann gegen Berlin ja sagen, was man will: An Willen zur Kreativität fehlt es der Stadt nicht. Gerade scheint der Umbau der „Alten Münze“ am Molkenmarkt zum „Kultur- und Kreativstandort“ Gestalt anzunehmen, da beginnt auch schon das lange propagierte Gesamtprojekt „Museums- und Kreativquartier am Köllnischen Park“ konkret zu werden, kann nun endlich der ersehnte Begegnungsort für „Stadtakteure und Communitys“ entstehen, ein „Stadtlabor“ gar, mit dem sich das Stadtmuseum Berlin nach den Vorstellungen seines Leiters Paul Spies als „Analyst und Katalysator der Stadtidentität“ aufstellt, „ein wichtiger Ansprechpartner für die Themen und Debatten der urbanen Gesellschaft“.

Hinter den visionären Worten verbirgt sich zunächst nur die nüchterne Tatsache, dass der Sieger des Architektenwettbewerbs für das Marinehaus, vis-à-vis des Märkischen Museums gelegen, von diesem nur durch die Straße Am Köllnischen Park getrennt, nun endlich feststeht, ein neues Konzept für diese Erweiterung des Stadtmuseums also vorliegt. Vor zehn Jahren hatte es solch einen Wettbewerb samt Sieger schon einmal gegeben, dem damaligen Projekt wurden erst die Mittel gestrichen, dann wurde es abgesagt. Und so steht das Gebäude nun eben seit bereits mehr als 20 Jahren weitgehend leer.

14 Architekturbüros hatten sich beteiligt

Diesmal haben sich an dem von der Berliner Immobilienmanagement GmbH initiierten Wettbewerb 14 Architektenbüros beteiligt, die Vorgaben hinsichtlich Denkmalschutz und Kostenobergrenze einhalten mussten. Ausgewählt wurde der Entwurf des Büros Adept aus Kopenhagen, dessen flexible Struktur „Raum für gemeinschaftliche, kulturelle Nutzungen“ biete und das historisch wertvolle Gebäude auf unterschiedlichen Ebenen erhalte, „wodurch die neue Nutzung wie selbstverständlich in den Stadtraum integriert wird“, so Martin Krogh von Adept.

Das Marinehaus an der Ecke Märkisches Ufer / Am Köllnischen Park.
Das Marinehaus an der Ecke Märkisches Ufer / Am Köllnischen Park.

© Kai-Uwe Heinrich

Die Besonderheit des preisgekrönten Entwurfes ist das „Haus-im-Haus-Prinzip“: Die überwiegend maroden Zwischendecken in dem mehr als 7800 Quadratmeter bietenden Marinehaus werden entfernt und, orientiert an den baulichen Vorgaben des Haupttreppenhauses, vier neue Obergeschosse eingezogen. Dies allerdings nicht als durchgehende Stockwerke, sondern nach oben hin gestuft und sich vergrößernd, dazu ergänzt durch offenliegende Terrassen, über Treppenhäuser verbunden, die nach der Deutung der Architekten „zufällige“ Treffpunkte der Besucher bilden.

Im öffentlich zugänglichen Erdgeschoss mit seinem dank der besonderen Konstruktion hallenhohen Foyer sind die Gastronomie und das sogenannte „BerlinLabor“ vorgesehen. Auch ist hier Platz für kleinere Ausstellungen und Veranstaltungen. In den Obergeschossen 1 bis 3 folgen Werkstatträume und Studios/Ateliers, im vierten Obergeschoss werden Werkstattbühne und Veranstaltungssaal unterkommen. Die Gebäudekubatur selbst bleibt also unangetastet, und im Inneren wird auf kostensparende Bauweise geachtet, auch mit den Materialien will man nicht prunken, sondern auf polierten Beton, für Verkleidungen auf Sperrholz setzen.

Ende 2022 sollen die Bauarbeiten beginnen

Nach derzeitiger Planung sollen die dreijährigen Bauarbeiten Ende 2022 beginnen. Auch für das Märkische Museum, das während der Sanierung und Modernisierung schließt, ist der Baubeginn für 2022 vorgesehen. Für das Gesamtprojekt, also Märkisches Museum und Marinehaus, werden Kosten in Höhe von 65 Millionen Euro erwartet, finanziert aus Mitteln des Bundes, des Landes und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie.

Das Marinehaus entstand 1908/09 für den Berliner Kriegerverein, der später zu einem Marineverein und so zum Namensstifter des Gebäudes wurde. Anfang 1919 war es das letzte Hauptquartier der revolutionären Volksmarinedivision, an die eine Gedenktafel erinnert. Zu DDR-Zeiten befand sich im Haus eine HO-Gaststätte – eine lukullische Tradition, die sich erhalten hat. Auch das aktuelle Restaurant setzt auf die maritimen Traditionen des Gebäudes. Sein Name: „Marinehaus“.

Die Entwürfe sind bis 21. November im Hoffmann-Saal des Märkischen Museums, Am Köllnischen Park 5, zu sehen.

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