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Der junge deutsche Bestsellerautor Benedict Wells.

© Jens Kalaene/dpa

Stadtmenschen: Einsam im Rampenlicht

Benedict Wells ist ein gefeierter Jungautor. Doch das Rampenlicht meidet er, so gut es geht. Für seinen neuen Roman hat er nur drei Lesungen angekündigt.

Kurz bevor Benedict Wells auf die Bühne muss, atmet er mehrfach tief ein und aus. Im Radio wird noch Wetter und Verkehr aufgesagt, dann geht das Scheinwerferlicht an und Wells tritt verschüchtert vor sein Publikum. Das ist tendenziell jung und weiblich, in jedem Fall aber begeistert. Wells steht unsicher zwischen den Instrumenten eines baldigen Gamelan-Konzerts und versucht den Applaus mit einer Handbewegung abzuwehren. Vergeblich.

Man nimmt ihm die Unsicherheit ab. Zwar wurde sein Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ in 30 Sprachen übersetzt und mit Preisen überhäuft, doch die große Öffentlichkeit mag er noch immer nicht. Zu seinem neuen Buch „Die Wahrheit über das Lügen“ gibt er keine Interviews, lediglich drei Lesungen hat er angekündigt. Die Premiere machte er am Mittwochabend im großen Sendesaal des RBB, „Radio Eins“ überträgt live.

„Schreiben ist mein Trinken“

Er habe ein bisschen experimentieren und Ideen loswerden wollen, erklärt Wells sein Buch, das aus zehn Kurzgeschichten besteht. Sie handeln von Männern, die um ihr Leben Tischtennis spielen, seiner Kindheit im Internat und einem erfolglosen Drehbuchautor auf Zeitreise. „Ich wollte, dass das Buch sich wie eine Art Album anfühlt, mit zehn höchst unterschiedlichen Songs“, sagt Wells.

„Jede Geschichte trägt in sich einen Roman“, urteilt Moderatorin Marion Brasch. In einer Geschichte schreibt er über eine Schriftstellerin mit Schreibblockade, die sich zwischen Kunst und Liebe entscheiden muss. „Schreiben ist mein Trinken“, legt Wells ihr in den Mund. Das Zitat treffe auch auf ihn zu, sagt er. Schreiben, da sind sich die Kritiker einig, kann er wie vielleicht kein anderer seiner Generation. 34 ist er inzwischen und gerade von Barcelona zurück nach Berlin gezogen. Hier hat er mit dem Schreiben begonnen, statt zu studieren.

Von seinem Debütroman bis zu den Kurzgeschichten hat sich ein Motiv jedoch gehalten, gibt Wells zu. Die Einsamkeit. „Ab jetzt arbeite ich an der Überwindung der Einsamkeit“, sagt er. Vielleicht steckt sie aber einfach in ihm. fha

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