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Yamato in Berlin: Götterdämmerung auf Japanisch

Die Showgruppe Yamato trommelt ab Dienstag in der Komischen Oper

Sie sind wie eine Welle. Die Stöcke über den Köpfen der Trommler sehen im Wirbel der Bewegungen aus, als seien sie mit ihren Händen verwachsen. Fünf Männer und fünf Frauen lassen Donnergewitter niederprasseln auf Trommeln jeder Form und Größe. Mal schnell und gewaltig, mal langsam, leise grollend, mal kindlich verspielt.

Es ist ein Spektakel aus Farbe, sprühender Energie, Tempelkult und Hochleistungssport, zu dem die japanische Performance-Gruppe Yamato, ab kommenden Dienstag zum zweiten Mal in Berlin zu Gast, in ihrer neuen Show „Matsuri“ die höheren Mächte beschwört. Mit dem Namen ist ein rituelles Fest für Götter, Geister und Naturerscheinungen gemeint, das der Shinto-Religion und uralten bäuerlichen Traditionen Japans entspringt. „Matsuri“ heißt denn auch: „zu den Göttern beten“ – doch wer hier Besinnlichkeit sucht, wird eines Besseren belehrt. Wie Kobolde springen die jungen Athleten über die Bühne, stoßen jähe Schreie aus, man weiß nicht genau, ob aus Freude oder Kampfeslust. Mit ihren Instrumenten, die von kleinsten Klangkörpern bis zur Riesentrommel reichen, zeigen sie eine breite Palette traditioneller japanischer Musik. Das Jagen der Trommeln wird angenehm durchbrochen mit kleinen pantomimischen Showeinlagen, wie zum Beispiel dieser: Drei muskulöse Männer spielen auf dem „Chappa“, einer Art winziges Becken, dabei entwischt ihnen der Ton immer wieder und fliegt eigensinnig durch die Luft.

„Es geht uns um die Kommunikation mit den anderen und darum, Spaß zu haben“, sagt Gen Hidaka, einer der jungen Musiker aus der Truppe. Dabei erfordert es viel körperliches hartes Training und stundenlange Armarbeit mit den Trommeln. Vor der Aufführung essen die Künstler Reisbälle, um die 90 Minuten durchzuhalten. Die dickste Trommel wiegt 400 Kilo. Das Vibrieren hält nicht nur die Ohren auf Trab, auch als Zuschauer spürt man den Rhythmus im ganzen Körper. „Der Trommelschlag ist wie der Herzschlag der Mutter für das Kind“, beschreibt es Hidaka. Es gelte, eins zu werden mit dem Instrument, Himmel, Erde und den Menschen. Dabei findet der 27-Jährige, Yamato sei anders als viele Taiko-Gruppen, die sich der Trommelkunst verschrieben haben. „Es gibt in Japan rund 5000 Gruppen, das ist oft sehr traditionell, sehr altmodisch.“ Was nach Ahnenkult und Erntedankfest klingt, wird hier in der Tat fast zum wummernden Techno-Beat.

1993 in Japans historischer Hauptstadt Asuka gegründet, hat Yamato mehrere Welt- und Europatourneen hinter sich. Mit im Schnitt 200 Auftritten pro Jahr in bisher 27 Ländern sind ihre Shows in der globalisierten Welt zu Hause. Mit „Matsuri“, die im vergangenen Jahr ihre Premiere in Deutschland feierte, tourten sie bereits durch Schweden, Russland und Nordamerika. Die meist jungen Darsteller wechseln häufig, nur Akika Ogawa, die Schwester des Gründers Masa Ogawa, ist schon von Anfang an dabei. Sie entwirft und schneidert die Kostüme. Runen zieren das Bühnenbild. Zum Höhepunkt der Vorstellung ertönt ein Gong. Da ist sie dann doch wieder, die Tradition. Daniela Englert

Yamato – Matsuri, vom 20.-25. Juli täglich in der Komischen Oper, Behrenstraße 55-57. Tickethotline: 479 974 00. Mo. bis Fr. jeweils um 20 Uhr, Sa. um 16 und 20 Uhr, So. um 19 Uhr. Mehr Informationen unter www.komische-oper-berlin.de sowie unter www.yamato-show.de.

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