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Udo Lindenberg: Zurück auf groß

Auftritt der Woche - was heißt hier Auftritt? Auftritte! Udo Lindenberg spielt gleich zwei Mal in der Max-Schmeling-Halle. In Hamburg kam Jan Delay auf die Bühne. Und in Berlin?

Man darf ihn jetzt Lazarus nennen, hat Udo gesagt. Wie den Toten aus dem Johannesevangelium, der durch ein Wunder wieder zum Leben erweckt wird. So gesehen hätte als Kosename auch Jesus gepasst, aber selbst das Ego eines Udo Lindenbergs ist endlich.

Technisch gesehen ist es das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Sein neues Album, das erste seit acht Jahren, das 41. seiner Karriere, hat sich fast eine halbe Million Mal verkauft. Und auch wenn man das kaum glauben mag: „Stark wie Zwei“ ist das erste Nummer-Eins-Album des inzwischen 62-Jährigen. Der wertet die Verkaufszahlen als „Auftrag, weiter zu machen“.

Klar, dass die soeben gestartete Deutschland-Tournee durch große Hallen führt. Diesen Mittwoch und Sonnabend singt Lindenberg in der Max-Schmeling-Halle, für das zweite Konzert gibt es noch Karten. Zum Heimspiel am Freitag in Hamburg kamen 12 000 Fans, da schwebte Lindenberg zu Beginn im Raumfahrerkostüm von der Hallendecke. Doch keine Angst: Unter seinem Astronautenhelm verbirgt sich noch immer der alte, braune Hut, das Markenzeichen, das Lindenbergs kahle Stellen und angeblich auch eine große Narbe verdeckt.

Ein bisschen war der Sänger in den letzten Jahren zum Problemfall geworden. Sein künstlerisches Schaffen konzentrierte sich auf die Massenproduktion von Gemälden mit dem Grundstoff Likör, die Werke nannte er „Likörelle“, das Verfahren ließ er patentieren. Es mehrten sich Stimmen, die sagten, ein Über-Sechzigjähriger solle nicht mehr so viele Wörter wie „Geilomat!“ oder „spacemäßig“ benutzen, oder wenigstens nicht in der Öffentlichkeit. Und musikalisch gab es lange nichts neues. Das kann passieren, wenn man bereits 1991 den Echo für sein „Lebenswerk“ verliehen bekommt und die eigenen Rock-Utensilien im Bonner „Haus der Geschichte“ ausgestellt werden. Auch Lindenberg selbst empfand es zunehmend als Last, ständig bloß die „eigene Legende verwalten zu müssen“. Der Sonderzug nach Pankow, die Lederjacke für Honecker, die Sufforgien und die netten Jam-Abende in seinem Dauerwohnsitz Hotel Atlantic. Udo Lindenberg entschied sich, dass es das noch nicht gewesen sein soll. Und setzte sich mit jüngeren Künstlern wie Jan Delay, Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß und Ich&Ich-Produzent Andreas Herbig zusammen. Die halfen ihm beim Comeback-Album. Jan Delay, trotz Rapwurzeln Lindenberg-Fan, stieg beim Hamburg-Konzert als Überraschungsgast auf die Bühne. Ob er das in Berlin wiederholt, wird nicht verraten.

Eigentlich sollte Udo bereits im Juni in Berlin auftreten. Zum 25. Geburtstag seines Hits „Sonderzug nach Pankow“ hatte man ihn eingeladen, dort an einem Stadtteilfest teilzunehmen – und vom Potsdamer Platz aus mit einer historischen S-Bahn anzureisen. Der Sonderzug und Udo sollten zum Symbol für den ganzen Bezirk werden, so ähnlich wie der Hauptmann für Köpenick. Lindenberg war interessiert, sagte dann aber ab, offiziell aus „terminlichen Gründen“. Statt des Originals musste ein Double in den Sonderzug einsteigen. Auf der Rückfahrt entgleiste die Bahn.

Trotz Absage war Lindenberg offenbar gerührt von der Sonderzug-Idee. Er sagt, dass er sich etwas „charmantes“ einfallen lassen will, um sich bei den Pankowern zu bedanken. Sobald es sein Terminkalender zulässt. Und das kann dauern, der Sänger ist selbst über den Riesenerfolg verblüfft. Er sagt, er habe blaue Flecken, weil er sich so oft kneife.

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