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© ddp

Stummfilmklassiker: Metropolis in voller Länge

Bei der Berlinale wird Fritz Langs restaurierter Stummfilmklassiker gezeigt. 2008 war ein verschollen geglaubtes Stück des Films in Argentinien wieder aufgetaucht.

Für Kinoenthusiasten und Filmhistoriker war es die Sensation des Sommers 2008: Das verschollen geglaubte Viertel von Fritz Langs legendärem Film „Metropolis“ war überraschend wieder aufgetaucht, im Archiv eines Filmmuseums in Buenos Aires. Und was immer das Programm der Berlinale 2010 sonst noch bieten wird – eine Sensation steht nun fest: In einer Galavorstellung am 12. Februar 2010 im Friedrichstadtpalast wird die restaurierte Fassung des Films endlich zu sehen sein – erstmals wieder seit 1927!

Zeitgleich gaben Berlinale und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden, Inhaberin der Rechte an dem Klassiker, die Nachricht von der Restaurierung des Meisterwerks bekannt, die nun „nahezu vollständig“ geglückt sei, wie die Stiftung es umschrieb. Das kommt einem kleinen Wunder gleich, denn der Film wurde aufgrund der schon damals rauen Sitten im Filmgeschäft arg zerzaust. Entstanden war Langs Vision einer futuristischen Klassengesellschaft, die über ihren Gegensätzen fast untergeht und schließlich doch zu einer naiv-utopischen Versöhnung mit sich selbst findet, vom 22. Mai 1925 bis 30. Oktober 1926 in den Filmwerken Staaken und dem Ufa-Atelier Neubabelsberg.

Die Produktionskosten des aufwendigen Werkes waren von 1,5 Millionen auf sechs Millionen Mark geklettert – doch die Einspielergebnisse waren nach der Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo mehr als dürftig. Um noch zu retten, was zu retten war, kürzte die Ufa das ohnehin überlange Werk um rund ein Viertel, die rausgeschnittenen Teile wurden wohl kurzerhand entsorgt. Zurück blieben Fotos, Zensurkarten, die Partitur der Filmmusik – eine unlösbare Aufgabe für Generationen von Filmhistorikern und –restauratoren.

Ein Exemplar des Urfilms hatte aber doch überlebt: Adolfo Z. Wilson, Chef des argentinischen Terra-Verleihs, fand die vor der Verstümmelung erworbene Kopie zu gut, um sie, wie laut Vertrag vorgeschrieben, nach der Auswertung zu entsorgen. Über einige Zwischenstationen wanderte der Film 1992 ins städtische Museo del Cine in Buenos Aires – allerdings nicht mehr das alte, leicht entzündliche Nitro-Original, sondern eine in den siebziger Jahren gezogene 16-mm-Sicherheitskopie. Das feuergefährliche Original wurde entsorgt.

Diese Sicherheitskopie wurde erst Anfang 2008 von dem argentinischen Filmhistoriker Fernando Peña und seiner Ex-Frau Paula Félix-Didier, Leiterin des Museums, wiederentdeckt. Vermittelt durch das Magazin der Wochenzeitung „Die Zeit“ kam es im Sommer 2008, wie berichtet, zu einem Treffen der beiden mit Vertretern der Stiftung Deutsche Kinemathek und der Murnau-Stiftung – die Vorführung des restaurierten Films zur 60. Berlinale ist die erfreuliche Spätfolge dieses Treffens.

An dem Restaurierungsprojekt beteiligten sich auch ZDF und Arte, vom Kulturstaatsminister kam Geld. Wie es sich gehört, wird die Galavorstellung im Friedrichstadtpalast mit Orchesterbegleitung stattfinden. Nach der Originalpartitur von Gottfried Huppertz wird das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Frank Strobel spielen. Zeitgleich findet eine Aufführung in der Alten Oper in Frankfurt statt. In beiden Fällen ein würdiger Rahmen, um einen Film zu feiern, den die Unesco als ersten Film überhaupt ins Register „Memory of the world“ aufnahm und der Generationen von Filmemachern inspiriert hat.

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