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Wowereit

© dpa

Stadt-Toilette: Beste Geschäfte

Der Alexanderplatz hat eine neue, 750.000 Euro teure Attraktion. Klaus Wowereit hat sie schon ausprobiert: die Hightech-Toilette.

Ein Festakt auf dem Alexanderplatz: Da darf Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister nicht fehlen. Es geht schließlich um einen Neubau, der sich, wie die Bauherren stolz versichern, an der „Metropole Berlin“ orientiert. Der den Geschäften der Stadt mehr als förderlich ist. Der vielleicht letzte Initialzündung für langersehnte Investitionen ist, etwa die vielen Hochhäuser. Es geht um einen Metropolenbau, architektonisch richtungsweisend, mit großen Fenstern, edlem Eingang aus dunklem Granit, mit Glasmosaiken, Edelstahlrahmen und in seinem Inneren sogar mit Bildmotiven und Berlin-Panorama. Es geht am Montag um die modernste Hauptstadttoilette.

Klaus Wowereit ist bei der feierlichen Eröffnung froh, nicht allein vor aller Augen auszuprobieren, wie das alles hier funktioniert. Er wird begleitet von Ephraim Gothe, dem Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte – und von Daniel Wall. Seine Firma steckte 750 000 Euro in die Entwicklung der Toilette, die das Unternehmen Iondesign entwarf.

Es ist alles andere als ein stilles Örtchen, das die Herren unter großem öffentlichen Wirbel vorstellen. Natürlich inspizieren sie mit gebotener Gründlichkeit, was an hauptstädtischem Hightech auf den Alex gestellt worden ist.

Hochwertige Materialien sind verarbeitet, Übersichtlichkeit, Helligkeit und Hygiene werden versprochen. Ein Center geradezu, komfortabel, familienfreundlich, behindertengerecht. Der Bau, sagen die Verantwortlichen, solle allgemeine Bedenken gegenüber unterirdischen Toilettenanlagen zerstreuen, Missbrauch erheblich behindern. Ständig sei Servicepersonal da während der Betriebszeiten.

An dieser Stelle stand schon ein Toilettenhaus, alte Fotos werden herumgereicht, angeekelt betrachtet. Nein, der Neubau ist wirklich hübsch. Seine Verkleidung nimmt sogar Bezug auf den Platzbelag, der Lift ist von weißem Glas umgeben, die Seitenfassaden sind mit Fliesen verkleidet. Vornehm wirken das durchgehende Band von Fotomotiven, die Glasmosaiken, der Empfangscounter, der Zentralraum, von dem sternförmig das Innere erschlossen wird: Der behindertengerechte Bereich mit „geschlechtsneutral“ integriertem Wickeltisch, das Damen-WC mit Vorraum vorm Drehkreuz, dahinter mit sechs Kabinen. Der Herrenbereich mit vier Kabinen hinterm Drehkreuz und einem halbkreisförmigen Raum, der als „Urinalbereich“ ein wenig hart gekennzeichnet wird. Wer hier geschäftlich unterwegs ist, kann sich mit einem Berlin-Panorama ablenken. Und sich vielleicht an den blickdichten Glaswänden und Spiegeln erfreuen. Gute Luft wird versprochen, auch eine dezente Videoüberwachung garantiert, und dann gibt es auch noch einen Umkleide- und Pausenraum für das Servicepersonal.

Beim Festakt waren sich die Herren einig, dass dies eine richtungsweisende Investition ist, die auf die großstädtische Umgebung des Alexanderplatzes direkten Bezug nimmt. Mögen auch die vielen Hochhäuser auf sich warten lassen – dieses Haus beweist, dass die Metropole auch nach unten wächst. Wie am Breitscheidplatz, wo die Firma Wall im letzten Jahr eine ähnliche Anlage eröffnete. Auch mit Festakt.

Christian van Lessen

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