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Rütli

© ddp

Neuköllner Schule: Rütli macht Mode

Laute Beats, akrobatischer Breakdance und immer wieder der Name Rütli: Mit einer energiegeladenen Performance wurde am Freitagabend in Berlin die erste eigene Modekollektion der deutschlandweit bekannten Neuköllner Schule präsentiert.

Die Hauptschule war mit Krawallen und Hilferufen von Lehrern im Frühjahr 2006 bundesweit bekannt geworden. Seither steht der Name Rütli wie ein Synonym für Jugendgewalt und Versagen des Bildungssystems. Gegen dieses Image wehren sich die Rütli-Schüler - unter anderem mit Mitteln der Mode. "Der Begriff Rütli ist einfach komplett aufgeladen mit Kritik", sagte Tom Hansing, Projektleiter von "Rütli-Wear". Durch Mode solle der Name "Rütli" neu definiert werden. "Die Kollektion steht für solidarisches Miteinander und die Fähigkeit, sich aus dem Schlamassel selber zu befreien", erklärte Hansing weiter.

Rütli-Mode ist damit auch Protest gegen die Medien, die die Schule einst als "Terrorschmiede" gebrandmarkt oder die Jugendlichen animiert hatten, sich vor laufenden Kameras als Gangster-Rapper zu präsentieren und Steine zu werfen. Hansing wies darauf hin, dass die Schüler die Konsequenzen der Berichterstattung nach den Krawallen nicht überblicken konnten.

Auseinandersetzung mit dem Image

Schon im vergangenen Schuljahr hatte Hansing zusammen mit anderen engagierten Soziologiestudenten, Erziehern und Designern das Projekt und Mode-Label "Rütli-Wear" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit rund 30 Schülern wurden T-Shirts und Basecaps bedruckt, vermarktet und verkauft. Die Motive stammten allerdings noch von den erwachsenen Designern.

Zeitgleich begannen die Schüler, sich mit ihren Image in der Öffentlichkeit auseinanderzusetzen. Sie entwarfen eigene Motive, setzten sie zeichnerisch, grafisch und drucktechnisch um. Dann stimmten sie selbstständig ab, welche Schriftzüge und Symbole ihre eigene Kollektion prägen sollten.

Für ihre erste Modenschau holten sich die Rütli-Schüler die befreundete Breakdance-Truppe "Next Generation" ins Boot. Um nämlich selber auf dem Laufsteg zu posen, waren die Rütli-Schüler schlicht zu schüchtern. Aber die Tänzer erfüllten ihre Mission gut.

"Ganz cool zum Tanzen"

Mit viel Lässigkeit, Stolz, Begeisterung und guter Laune präsentierten sie T-Shirts, Trägerhemdchen, Sweatshirts, Baseballkappen und Mützen mit farbigen Schriftzügen wie "Rütli", "Neukölln 44", "Rütlistraße 21-45", eine zu einem "R" geformte Hand oder "Rütli" auf arabisch. Und Prince, der Chef der Breakdancer, schwor: "Die Sachen sind ganz cool zum Tanzen. Leute, wenn ihr in den Club gehen wollt, wisst ihr - Rütli."

Unter den Zuschauern der Modenschau, die im Szeneladen "ausberlin" stattfand, war auch ganz untypische Klientel vertreten. So zeigte sich ein Tourist aus Thüringen positiv überrascht von "Rütli-Wear". "Ich finde das sehr gut, dass die Schüler das machen und die Kurve bekommen haben", sagte der beleibte Mittfünfziger. Er hat sich ein Rütli-T-Shirt gekauft und will es auch bei seiner Arbeit im Call-Center tragen.

Christine Xuân Müller[ddp]

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