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Brachiosaurus brancai

© ddp

Naturkundemuseum: Weltgrößter Saurier in Berlin

Das weltgrößte montierte Saurierskelett ist im Museum für Naturkunde zu sehen. Nach zweijähriger Restaurierung für 18 Millionen Euro öffnet das Haus am Freitag wieder seine Türen.

Die beiden Saurierskelette stehen gestützt von einem Stahlgerüst im großen Saal des Berliner Naturkundemuseums hintereinander. Der Blick des Besuchers geht an ihnen vorbei durch die Glasfront in die hinteren Ausstellungssäle. Doch dann werden innerhalb weniger Sekunden aus den Skeletten muskulöse, bewegliche Leiber in einer Waldlandschaft im Jura. Mit tiefem Brüllen jagen beide Tiere auf den Betrachter zu. Im scheinbar letzten Moment erstarren sie wieder zu Skeletten in Deutschlands größtem Naturkundemuseum.

Museumsdirektor Reinhold Leinfelder strahlt nach der Vorführung des kleinen Films. Sieben stationäre Fernrohre, so genannte Jurascope, erwecken die Saurier, die Hauptattraktion des Museums, neuerdings zum Leben. "Sie sind eine sinnliche Reise durch Raum und Zeit", sagt Sebastian Peichl. Der gebürtige Wiener ist Vorstandsmitglied der Berliner Firma Art+Com. Das Unternehmen hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren die Multimediapräsentation der neukonzipierten Ausstellung "Evolution in Aktion" erstellt. Zwanzig Mitarbeiter haben zusammen mit Wissenschaftlern in den vergangenen Monaten die Exponate lebendig werden lassen, sagt Peichl. Ein Wissenschaftler des Museums, habe den Programmierern die Saurier erklärt und diese hätten sie ihm dann auf dem Rechner in Bewegung gezeigt.

Sanierung kostete 18 Millionen Euro

Seit 2005 ist das Museum für insgesamt 18 Millionen Euro saniert worden. Im Vorjahr wurden die einzelnen Abteilungen zu den Bereichen Ausstellung, Forschung und Sammlung neu zusammengefasst. Auch die Schauen wurden von mehr als 40 Wissenschaftlern neu konzipiert. Viele Exponate sind erstmals zu sehen. Die Saurierskelette wurden nach neusten Erkenntnissen verändert zusammengesetzt. Nun hat das fünftgrößte Naturkundemuseum der Welt mit 13,49 Metern den größten Saurier. In den drei neu gestalteten Ausstellungsräumen und dem erstmals seit 1889 wieder zugänglichen Treppenhaus informieren fortan "dynamische Legenden" über die Exponate. Ziel der Neukonzeption sei es gewesen, klassische Wandtafeln zu verbannen, sagt Peichl. Vor den Exponaten des Museums stehen nun meterlange Infotische.

In den Texten sind einzelne Worte unterstrichen. Wer sie berührt, startet kleine Infofilme. Einer der Tische simuliert den Meteoriteneinschlag, der das Aussterben der Saurier verursacht haben soll. Der Besucher bestimmt Meteoritengröße, Einschlagwinkel- und Geschwindigkeit. Peichls Firma berechnet den Krater mit Berlin im Zentrum. Mitunter geht der weit über die Elbe. In einem der Säle zeigt ein breiter Multimediatisch den "Baum des Lebens". 37.000 Verästelungen führen den Interessierten durch die Evolution. Dieser steuert auch die Richtungen, scrollt Texte und startet Filme. Das Museum will nach den Worten seines Leiters zukünftig noch mehr Kinder für sich begeistern. "Wir produzieren in Spandau", sagt Peichl. "Dorthin laden wir extra Schulklassen, die die Robustheit der Tische testen." Die Firma mit mehr als 60 Mitarbeitern hat weltweit Museen und Ausstellungen multimedial begleitet. In der Bundeskunsthalle in Bonn haben sie vor einiger Zeit Troja auferstehen lassen. "Wichtig ist dabei immer, dass das Exponat im Vordergrund stehe", erklärt Peichl.

Auge in Auge mit dem Brachiosaurus brancai

Im Parterre des ovalen Treppenhaus stehen große Liegesessel. Aus der dritten Etage senkt sich aus 14 Metern ein runder Bildschirm. Er zeigt in 11.000 Einzelbildern eine Reise durch die Zeit. Angefangen beim Urknall führt die Reise durch das All, nährt sich von oben dem Dach des Museums und endet mit Livebildern der Zuschauer. Im Sauriersaal senkt für die jährlich 400.000 erwarteten Besucher der mehr als 13 Meter hohe Brachiosaurus brancai fortan multimedial seinen Kopf von der Museumsdecke und schaut dem Besucher direkt in die Augen. Ab einem gewissen Stadium sei in den Animationen die Wissenschaft aus Mangel an Erkenntnissen verlassen worden, räumt Leinfelder ein. "Aber das sind erlaubte Interpretationen."

Jürgen Wutschke[ddp]

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