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Diplomatenclub

© Mike Wolff

Diplomatenclub: Partner der Welt

Am Anfang prallten Temperamente und Kulturen aufeinander. So war es oft vor zehn Jahren in Zeiten des Hauptstadtumzugs. An diesem Dienstag feiert der Diplomatenclub "Willkommen in Berlin" (WIB) den ersten runden Geburtstag mit einem Dankeschönfest im Weltsaal des Auswärtigen Amts.

Zunächst begleiteten Turbulenzen das Verschmelzen des Bonner Willkommen-Clubs mit dem Berliner Welcome-Club. Der Bonner war vergleichsweise klein, wurde vor allem von den „Damen des Auswärtigen Amts“, also den Partnerinnen deutscher Diplomaten bestritten und war in erster Linie auf praktische Hilfe ausgerichtet. Dort fanden die Partner auswärtiger Diplomaten Hilfestellung beim Einkaufen, beim Finden der richtigen Schulen, Kindergärten und Ärzte. Das Berliner Pendant, der Welcome-Club, kümmerte sich unter der Leitung von Mania Feilcke um die in Berlin ansässigen Gesandten.

Das Reglement des neuen, eins gewordenen Clubs sah vor, dass spätestens alle drei, inzwischen sogar alle zwei Jahre eine neue Präsidentin gewählt werden muss. Im Juli 2002 löste die Ärztin und Diplomatenfrau Annemarie Ziefer Mania Feilcke als Präsidentin ab. Schon vorher schwelende Konflikte hatten dazu geführt, dass Letztere zeitgleich den Ambassadors Club für Botschafter gründete, dessen Präsidentin sie seitdem ist.

„Wir kommen uns heute überhaupt nicht in die Quere, weil wir ganz verschiedene Zielgruppen haben“, sagt WIB-Präsidentin Gisela von der Planitz. Die Gelassenheit kann sie sich leisten. Nachdem Vorgängerin Mary Ellen von Schacky-Schultz den Streit beigelegt hatte, konnte sich „Willkommen in Berlin“ auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Längst ist der Club über die Hilfestellungen im Alltag hinausgewachsen. Heute gibt es 35 Interessengruppen, in denen sich Angehörige der Botschaften miteinander vernetzen. Manche verabreden sich zum Radfahren, andere pflegen japanische Malkunst oder gehen in die Oper. „Da entstehen viele gute Freundschaften“, sagt Gisela von der Planitz.

Eigentlich hatten andere Mitglieder ihr wegen der Wirtschaftskrise abgeraten, den zehnten Geburtstag groß zu feiern. Es gebe eh keine Sponsoren. „Klein machen können wir es immer noch“, dachte sich die Präsidentin. Und war am Ende selber überwältigt von dem Zuspruch, den sie erfuhr. Über 50 Botschaften wollen sich mit Sachspenden beteiligen, wollen Getränke oder Spezialitäten aus ihren Ländern schicken oder auch Künstler. Die Holländer haben Blumen versprochen, die Italiener Wein, aber auch Paraguay, Simbabwe und Nepal wollen Beiträge leisten. Selbst Landesvertretungen wie Baden-Württemberg und Hessen sind dabei. Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich auch große Unternehmen wie BMW und Lufthansa als Sponsoren zur Verfügung gestellt. Schirmherrin Eva Köhler will kommen und ein Grußwort sprechen.

En passant fragte Gisela von der Planitz am Rande des Semperopernballs den Gründer der Popgruppe Die Prinzen, Sebastian Krumbiegel, ob er nicht auftreten könne beim Fest. Eigentlich habe er keine Zeit, sagte der vielfältig gegen Ausländerfeindlichkeit engagierte Star. Aber dann ließ er sich von der Begeisterung des internationalen Miteinanders doch anstecken und sagte zu.

In den letzten Jahren ist die Zahl der männlichen Partner stetig gewachsen. Der Bonner Club trug noch zeitweise den Spitznamen „Häkelclub“. In den letzten beiden Jahren gab es anspruchsvolle Veranstaltungen, zum Beispiel in der Dresdner Bank, im Technologiepark Adlershof, bei der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.

Gisela von der Planitz freut sich immer wieder über das große Engagement der Botschaften, dass sich keineswegs aufs Jubiläumsfest beschränkt. „Die Frau des jemenitischen Botschafter hat für uns die ganze Residenz umgekrempelt und in eine jemenitische Landschaft verwandelt, in der wir einen Tag verbringen durften“, erzählt sie. Die Frau des iranischen Botschafters hat bei der Vorstellung des altiranischen Neujahrsfests einen Benefizverkauf von Produkten altiranischen Handwerks organisiert. Und die Frau des kasachischen Botschafters hat alle Mitglieder zur Eröffnungsgala „Kasachstan in Deutschland 2009“ eingeladen.

Eigentlich schade, dass die Welt nicht nach dem Vorbild von „Willkommen in Berlin“ funktioniert. Elisabeth Binder

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