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CSD 2007

© ddp

Christopher Street Day: Parade mit echten Cowboys

Zum 30. Mal in Berlin: Am Sonnabend ist wieder Christopher Street Day. 500.000 Menschen werden zu dem bunten schwul-lesbischen Fest erwartet.

Theo Zwanziger vom DFB haben sie eingeladen, aber der ist verhindert wegen der EM. Also müssen die Organisatoren des Christopher Street Day (CSD) am Sonnabend ohne den Fußballboss demonstrieren, obwohl der ihre Ziele teilt. Dafür werden 500 000 andere erwartet. Und zumindest räumlich kommen sich CSD und Fußball dieses Jahr sehr nahe: Die Parade der Schwulen und Lesben endet am Abend wie gewohnt an der Siegessäule, in direkter Nachbarschaft zur Fanmeile.

Die Meile selbst wird umgangen, auch wenn am Sonnabend spielfrei ist. Deshalb beginnt die Route erstmals im Ostteil der Stadt, um 12.30 Uhr Unter den Linden 1. Angemeldet haben sich 63 Gruppen mit 49 Festwagen. Ab 18 Uhr startet die Abschlussparty an der Siegessäule, mit Bands wie The Honeybees und Übermutter. Als Hauptact treten die inzwischen international erfolgreichen Country-Cowboys Boss Hoss auf.

Der Berliner CSD wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. 1979 liefen rund 400 Aktivisten über den Kurfürstendamm, teilweise vermummt, wie Robert Kastl vom Organisationsteam erzählt. Damals hatte eine Homosexuellen-Demo am Ku’damm noch gesellschaftliche Sprengkraft. Inzwischen ist der CSD ein massenkompatibles Ereignis, das auch viele spaß- und tanzwütige Heteros anzieht. Mit der verblichenen Loveparade verglichen zu werden, löst bei einigen CSD-Oberen allerdings schwere allergische Reaktionen aus. „Wir sind eine politische Demonstration und kein Ersatz für die Loveparade“, sagt etwa Jan Salloch. Und Kollege Robert Kastl findet, man solle den CSD besser mit Weihnachten vergleichen: „Das ist so etwas wie Weihnachten für Lesben und Schwule.“

Die CSD-Tradition ist allerdings etwas jünger als die des christlichen Brauchtums. Im Juni 1969 protestierten in der New Yorker Christopher-Street Homosexuelle gegen wiederholte Razzien und Drangsalierungen durch die örtliche Polizei. Auf dieses Datum beziehen sich die jährlichen CSD-Kundgebungen weltweit. Um den politischen Charakter in Berlin diesmal zu unterstreichen, wird der CSD-Vorstand um 10 Uhr zusammen mit Politikern aus dem Abgeordnetenhaus einen Kranz am neuen Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nazi-Terrors niederlegen. Während der Abschlussveranstaltung am Großen Stern wird der „Zivilcouragepreis“ vergeben, unter anderem an Maria Sabine Augstein, Tochter des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein. Die in Bayern lebende Anwältin kam als Junge zur Welt und entschied sich Mitte der 70er Jahre, künftig als Frau aufzutreten und für die Rechte Transsexueller zu kämpfen. Das Motto in diesem Jahr – „Hass Du was dagegen?“ – soll eine Warnung sein, dass Homosexuelle immer noch Anfeindungen ausgesetzt sind und die Intoleranz in bestimmten Milieus sogar wieder zunimmt. „Schwul ist auf unseren Schulhöfen zum beliebten Schimpfwort geworden“, sagt Jan Salloch. Gewalt und Beleidigungen gegen Homosexuelle sollten konsequenter verfolgt werden. Das CSD-Motto richtet sich aber auch an die Homo-Szene selbst. „Innerhalb der Community stehen sich Transsexuelle, Lederfetischisten, Sadomasochisten, Dragkings, Gayskins und ,Normalos‘ oft verständnislos gegenüber“, sagt Salloch.

200.000 Euro wird der CSD-Spaß kosten, „superbillig“ im Vergleich zu Fanmeile oder der alten Loveparade, erklärt Robert Kastl.

Mehr Infos im Internet: www.csd-berlin.de

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