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Bade-Idyll: Es plätschert wieder im Liquidrom

Dampfbad, Sauna, Massageräume und eine lange Bar: Nächste Woche wird das Liquidrom wiedereröffnet, das vor über zwei Jahren im Strudel der Tempodrom-Afäre versank. Wird es jetzt zum Besuchermagneten?

Es galt als Bade-Idyll, anspruchsvoll, zumindest ungewöhnlich gestaltet, mit Sauna, Dampfbad, Massageräumen und einer langen Bar. Vor allem aber mit einem großen runden Solebad, von Lichteffekten, entspannender Musik und meditativen Unterwasserklängen durchflutet. Ein Wasserkonzertsaal, auch für Veranstaltungen ein beliebter Ort. Die Wände wirkten vielleicht ein wenig nüchtern. Viel Zeit, sich zu etablieren, hatte das Liquidrom aber nicht. Vor zweieinhalb Jahren wurde es im Strudel der Tempodrom-Affäre geschlossen. Nun soll es wieder aufleben, ein Magnet für Besucher, vor allem auch für Touristen werden. Am 12. Dezember geht’s los.

Streit um fehlende Pachtzahlungen machte dem Bad ein Ende. Von „gravierenden Baumängeln“, mit denen die Schließung auch begründet wurde, war gestern keine Rede. Eher von umfangreichen Wartungsarbeiten, einem Autoölwechsel vergleichbar. „Es war nichts zu reparieren“, sagte der neue Liquidrom-Pächter Andreas Schauer. Allerdings sei die Sole-Aufbereitung mangelhaft gewesen. Im Ruheraum des Bades am Anhalter Bahnhof – noch ohne Liegestühle – verkündete er bessere Zeiten. Mit seinen Mitgesellschaftern betreibt er Bäder in Köln, in Bad Oeynhausen, in Zürich. Ursprünglich habe man das Liquidrom erst nach vollständiger Einrichtung im Januar öffnen wollen, doch wegen der „großen Nachfrage“ gehe es jetzt schon los, mit reduzierten Tarifen. Mindestens 168 Besucher müssten täglich kommen, damit sich das Bad rechnet.

Über die mit der Wiedereröffnung verbundenen Kosten wollten sich weder er noch Udo Feser, der Insolvenzverwalter der Stiftung Neues Tempodrom, äußern. Feser hatte schon für Anfang 2007 einen neuen Pächter angekündigt, die Suche verzögerte sich. Wegen der Mängel an der Sole-Aufbereitung stand noch ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren aus. Der frühere Pächter wurde zu ausstehenden Zahlungen verurteilt, dagegen hat er Berufung eingelegt.

Nunmehr aber seien mit dem dritten Pächter des Tempodroms – die Treugast GmbH ist für den Veranstaltungsbetrieb, die Einhorn GmbH für die Gastronomie zuständig – „alle drei Bereiche besetzt“, betonte Feser. Der Insolvenzverwalter kündigte an, innerhalb des nächsten halben Jahres das Tempodrom europaweit zum Kauf auszuschreiben. Die wachsende Konkurrenz, etwa durch die Anschutz-Halle, mache die Lage nicht einfacher, aber das Haus könne durch seine Lage punkten. Er hoffe auf einen guten Verkaufspreis. Mögliche Summen wolle er nicht in die Welt setzen. Er sei verpflichtet, das beste Angebot anzunehmen. Vor drei Jahren waren 2,5 bis drei Millionen Euro im Gespräch, ein Zehntel der Baukosten für das Tempodrom, das letztlich überwiegend durch öffentliche Mittel bezahlt wurde.

Das Tempodrom ist nach Auskunft von Treugast-Geschäftsführer Thomas Gross mit 260 Tagen im Jahr sehr gut ausgelastet, wirtschaftlich und rentabel, zählt 300 000 Besucher im Jahr. Die Zahlungen der Pächter, die mit der Insolvenz nichts zu tun haben, gehen an die Gläubiger, von denen der größte die Landesbank ist. „Der Schatten von Frau Mössinger lastet noch über allem“, sagte Feser. Die Gründerin des legendären Kulturzelts Tempodrom am Potsdamer Platz hatte den Ende 2001 eröffneten Tempodrom-Neubau mit initiiert, dessen Baukosten explodiert waren. Sie war an der Stiftung Neues Tempodrom beteiligt, die 2004 den Insolvenzantrag stellte. Am 9. Januar beginnt der Strafprozess gegen sie und ihren Kompagnon. Sie sind wegen Untreue angeklagt, sollen sich unter anderem unangemessen hohe Gehälter gezahlt haben.

Das Liquidrom, Möckernstraße 30, öffnet tägl. von 10–24 Uhr, Fr./Sa. bis 1 Uhr. 2 Stunden kosten 17,50 €, vier Stunden 20,50 €, die Tageskarte 22,50 €. Reduziert: 12,50, 15,50 und 17,50 Euro. Näheres unter www.liquidrom-berlin.de

Christian van Lessen

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