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B-Parade, CSD, Fanmeile und Fashion Week: Zoff um Partys im Tiergarten

Hunderttausende sollen im Sommer bei der B-Parade im Tiergarten raven, doch die Genehmigung fehlt. Die Veranstalter des Christopher Street Days werfen dem Bezirk Mitte Inkompetenz vor.

Es dürfen Wetten abgeschlossen werden: Sollte es in diesem Jahr tatsächlich klappen mit der B-Parade? Also dem Loveparade-Nachfolger, der das doch gar nicht sein will? Immerhin will Ralf Lipus, einstiger Parade-Chef und heute für die Medienarbeit des Projekts zuständig, bereits seit 2006 Trucks mit wummernder elektronischer Musik durch den Tiergarten fahren lassen. Geklappt hat’s nie. Mal gab es Terminprobleme, mal war eine Baustelle im Weg, mal fehlte das Okay vom Senat.

Das fehlt auch diesmal noch. Die Anträge – laut Machern im Dezember gestellt – würden gerade von den Behörden geprüft, sagt Senatssprecher Richard Meng. Aber es gebe Skepsis, ob Berlin die Parade brauche. Bei der Belastung der Straße des 17. Juni sei die Obergrenze erreicht.

Die Veranstaltungsfülle dort ist umstritten. Auch Christopher Street Day, Fanmeile und Fashion Week sind offenbar aus Sicherheitsgründen noch nicht genehmigt. Wie berichtet, verlangt Carsten Spallek (CDU), Mittes Stadtrat für Stadtentwicklung, geänderte Anträge der Veranstalter, damit es keine zeitlichen Überschneidungen gibt. Christopher-StreetDay-Chef Robert Kastl wirft dem Bezirk vor, mit den Events in diesem Jahr überfordert zu sein. Seit der WM 2006 habe es jedes Jahr Überschneidungen gegeben. Vergleiche mit dem Loveparade-Unglück seien nicht nachvollziehbar, weil es im Tiergarten unzählige Fluchtwege gebe. Am Tag des CSD, dem 23. Juni, fände auch keine Deutschlandspiel und damit keine Fanmeile statt. Die Fashion Week solle wie bisher direkt nach dem CSD die Zelte aufbauen. „In zwei Telefonaten mit Herrn Spallek wurde uns mitgeteilt, dass der CSD nicht betroffen sei“, sagt Kastl. „Das Vertrauen in die Kompetenz des Bezirks Mitte“ sei „grundlegend beschädigt“.

Frechheit, sagt Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) und verweist auf zehn Jahre Erfahrung des Bezirks mit den Festen auf der Straße. Kastl will den CSD notfalls gerichtlich durchsetzen lassen, auch der Senat sei eingeschaltet. Es gehe schließlich auch um Geld: Laut einer Studie würden Besucher der schwul-lesbischen Parade 91 Millionen Euro in Berlin lassen. Die Veranstaltungen auf Straße des 17. Juni seien von hoher Bedeutung für den Tourismus, sagt auch Christian Tänzler von der Tourismusagentur Visit Berlin.

Die B-Parade-Veranstalter um Geschäftsführer Eric Nußbaum rechnen mit 350 000 bis 450 000 Gästen, die am 21. Juli durch den Tiergarten raven sollen. Am Dienstag gingen sie an die Öffentlichkeit, erklärten ausführlich ihr Sicherheitskonzept. Die nötigen zwei Millionen Euro seien sichergestellt. Ab 2013 solle die Parade kostendeckend sein und langfristig Gewinne erwirtschaften.

Wie berichtet, sollen sich bis zu 50 Musik-Trucks über die Straße des 17. Juni schieben, es soll Eventflächen mit Bühnen und Bildschirmen geben. Der Tiergarten wird umzäunt, es gibt Einlasskontrollen. Nußbaum betonte immer wieder die Zusammenarbeit mit den Clubs, doch aus Berlin wollen bisher weder Clubs noch Labels mitmachen. Vielleicht, weil die von einem weiteren Sommer ohne B-Parade ausgehen. Christoph Spangenberg

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