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© David Heerde

15 Jahre Cookies: Räumchen wechsle dich

Das "Cookies" ist schon sechs Mal umgezogen – vom Keller in einen Kinosaal Jetzt feiert Betreiber Heinz Gindullis das 15-jährige Bestehen seines Clubs.

Der Gast kam aufgeregt in die Bar gelaufen. Draußen würde die Polizei vorfahren, es könne Ärger geben, warnte er Barbetreiber Heinz Gindullis. Der verriegelte daraufhin die Tür, stellte die Musik ab und bat die Anwesenden, die eben noch auf dem Tresen getanzt hatten, sich ruhig zu verhalten. Eine halbe Stunde hämmerten die Beamten gegen den Eingang und riefen, man solle ihnen aufmachen. Aber drinnen blieb es still. Die Polizisten zogen wieder ab. Und die Party in dem provisorisch hergerichteten, ohne Genehmigung betriebenen Raum in der Auguststraße in Mitte ging weiter.

Heinz Gindullis, 35, muss grinsen, als er von dieser Episode aus der Anfangszeit des „Cookies“ erzählt. Auf dem Tisch vor ihm steht ein Glas Kaffee mit Milchschaum. Im Hintergrund bereiten Helfer den bevorstehenden Abend vor. Wischen, bohnern, sortieren die Gläser an der Bar. Aus dem illegalen Hinterhoftreff von einst ist einer der berühmtesten Clubs der Stadt geworden. Diese Woche feiert er sein 15-jähriges Bestehen: Heute Abend steigt ab 22 Uhr die große Geburtstagsparty mit den DJs Highfish, Diringer, Ben Klock und Clé. Und morgen erscheint zudem die Jubiläums-CD „Our Dancing Memories“ mit 16 Musiktiteln, die den Sound des Cookies über die Jahre geprägt haben.

Angefangen hat der Club wie viele Läden in der Nachwendezeit. Ein Nachbar schlug Heinz Gindullis vor, den Keller seines damaligen Wohnhauses zu einer Bar umzubauen. Doch als es darum ging, den bis zur Decke mit Müll gefüllten Raum herzurichten, war der Nachbar verschwunden. Für drei Monate nach Ägypten verreist. Gindullis machte sich alleine an die Arbeit. Und eröffnete am 18. November 1994 die Bar – Freunde und Bekannte hatte er mit einem selbst gestalteten Flyer eingeladen. Anfangs hieß der Laden „Biscuits“, aber weil Gindullis den Spitznamen Cookie weghat, bürgerte sich schließlich „Cookies“ ein. Die Kellerbar öffnete dienstags und donnerstags. Weil ihr Chef am Wochenende arbeiten musste oder selbst ausgehen wollte.

Seit 1992 lebt der gebürtige Londoner in Berlin. Seine Eltern hatten sich im Westteil der Stadt kennengelernt und waren in den 70ern nach Großbritannien gezogen, in den 80ern mit den fünf Kindern nach Nürnberg übergesiedelt. Von dort zog es Heinz Gindullis hierher. Eigentlich wollte er nur seine Schwester besuchen. „Ich war begeistert von den damaligen Möglichkeiten, der damaligen Ausgehszene.“ Also blieb er. Und jobbte in einem Restaurant. Erst als Tellerwäscher, später als Barkeeper.

Von einem eigenen Gastronomiebetrieb habe er schon mit 16 geträumt, erzählt Gindullis. „Wobei ich nicht daran gedacht habe, eine Bar zu eröffnen, geschweige denn einen eigenen Club.“ Aber es war die Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Zeit, in der es in vielen leer stehenden Hinterhäusern in Mitte illegale Läden gab; in der man jeden Tag woanders hingehen konnte, ohne zu wissen, ob es den Ort, an dem man gerade mit anderen Menschen zusammenkam, morgen noch geben würde. „Das war der Reiz an der Sache.“

Sechs Mal ist das Cookies bisher umgezogen. Und mit jedem Umzug ein Stück gewachsen. An manchen Orten blieb es drei Monate, an anderen ein paar Jahre. In den Räumen der ehemaligen Reichsbank in der Charlottenstraße hat der Laden seine längste Zeit verbracht: gut vier Jahre. Dort eröffnete Gindullis erstmals das clubeigene Restaurant „Cream“. Und die berühmte Champagnerbar auf den Unisextoiletten. Anfang 2005 kam dann die Kündigung. Weil ein italienischer Investor das Haus übernahm. Das vorläufige Ende des Cookies wurde im selbigen besiegelt: Den Nutzungsvertrag unterschrieb der Investor im Cream.

Seit 2007 residiert das Cookies im ehemaligen französischen Kulturinstitut an der Friedrichstraße 158, in einem ungenutzten Kinosaal. Berühmt ist es unter anderem wegen seiner harten Türpolitik. Die bekam während der Leichtathletik-WM im Sommer auch Speerwerferin Steffi Nerius zu spüren. Im Club wollte sie ihre Goldmedaille feiern. Aber die Türsteher ließen sie nicht rein. Vielleicht liegt darin das Erfolgsgeheimnis des Cookies: Es macht sich nichts aus berühmten Gästen, es gibt hier keine VIP-Bereiche und Sonderbehandlungen. In der Nacht, im Feiern sind hier alle Menschen gleich. 

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