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Zwischen allen Stühlen fühlte sich Kurt Krieger in der City West. Er hat die Pläne für zwei Möbelhäuser mit insgesamt 45 000 Quadratmeter Verkaufsfläche zwischen Eichkamp und Grunewald gestoppt.

© Thilo Rückeis

Stadtentwicklung in Berlin: Möbel Höffner bleibt Grunewald fern

Zu viel Ärger mit dem Bezirk: Unternehmer Kurt Krieger will auf dem alten Güterbahnhof neben der Avus und der Siedlung Eichkamp kein Möbelhaus mehr bauen. Stattdessen möchte sich der 65-Jährige auf sein Projekt Pankower Tor konzentrieren – „damit ich das noch erlebe“.

Kurt Krieger betont gerne, er habe bei seinen Projekten einen „langen Atem“. In Hamburg etwa hatte der Möbelhausbetreiber 17 Jahre auf eine Baugenehmigung gewartet. In der Berliner City West hat der 65-Jährige dagegen jetzt die Geduld verloren, er stoppt die umstrittenen Pläne für zwei Möbelhäuser seiner Marken Höffner und Sconto auf dem einstigen Güterbahnhof Grunewald. „Das Projekt ist beendet“, bestätigte Krieger am Dienstag auf Nachfrage. Seine Firma konzentriere sich auf andere Vorhaben in der Stadt wie das geplante Quartier „Pankower Tor“.

Gegen die beiden Möbelhäuser am Rande der Avus hatten zunächst Bewohner der benachbarten Siedlung Eichkamp protestiert, die sich in der Bürgerinitiative „Zwischen den Gleisen“ organisierten. Aber auch beim Bezirk und Senat stieß Krieger auf Widerstand. Die Stadtentwicklungsverwaltung hätte den Flächennutzungsplan (FNP) und den Stadtentwicklungsplan Einzelhandel ändern müssen, sah dazu jedoch „keinen Anlass“. Die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf beschloss bereits im Herbst 2011, das Projekt sei „nicht umsetzbar“ – für das Gelände solle „eine anderweitige Nutzung geprüft“ werden.

„Der Bezirk hat mich schlecht behandelt, ich bin nachhaltig enttäuscht“, sagt Krieger. Im Bauamt sei seinen Entwicklern „die Tür gewiesen“ worden. Dabei habe er mehr als 100 Millionen Euro investieren wollen. Bis Jahresende gehe der Abriss alter Bahngebäude weiter, dann werde alles „ordentlich hergerichtet“ und umzäunt. Um eine künftige Nutzung solle sich „die nächste Generation kümmern“, findet der Unternehmer. Vielleicht wolle sich ja seine 34-jährige Tochter in zehn Jahren damit beschäftigen.

Für ihn sei wichtiger, „das Pankower Tor noch zu erleben“. Daran habe er ein viel größeres persönliches Interesse, schließlich sei er in Pankow aufgewachsen. Auf einer langgezogenen Brache zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf will Krieger 350 Millionen Euro investieren. Ins Stocken geraten waren die Planungen, weil neben Wohnungsbau und einem Möbelhaus auch ein Shoppingcenter zum Konzept gehört – und dieses Zentrum lehnt die Stadtentwicklungsverwaltung als unverträglich für die Gegend ab. Krieger zeigt sich aber zuversichtlich, dass bis Jahresende eine Einigung erzielt werden kann – unter anderem auf der Grundlage eines neuen Handelsgutachtens.

Erstmals hatte Krieger im Sommer 2010 angekündigt, das Höffner-Stammhaus in Wedding wegen des für viele Autofahrer schwer erreichbaren Standorts in den kommenden Jahren zu schließen und als Ersatz die Möbelhäuser in Pankow und Grunewald bauen zu wollen. Über den Verzicht auf das Projekt in der City West habe er mit Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) gesprochen, sagt der Unternehmer. Sein „Damenopfer“ – das Wort Bauernopfer ist ihm zu klein – könne den Weg für Fortschritte in Pankow ebnen.

Die Charlottenburg-Wilmersdorfer Politiker und Anwohner erfahren erst jetzt vom Meinungswandel. Baustadtrat Marc Schulte (SPD) sagte, Anregungen für eine andere Nutzung wie Wohnungsbau habe Krieger stets zurückgewiesen – was dieser allerdings bestreitet. Unterdessen will der Berliner Senat bald ein „Fachmarktkonzept“ beschließen. Es soll regeln, wo sich große Bau- oder Möbelmärkte noch ansiedeln dürfen.

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