zum Hauptinhalt
Geschwungene Formen. Vom Ku’damm soll eine neue Freiluftpassage mit Läden bis zur Uhlandstraße führen. Im Bürohochhaus sind Wohnungen geplant.

© Simulation: David Chipperfield Architects

Stadtentwicklung in Berlin-Charlottenburg: Das Ku'damm-Karree kommt kaum voran

Die heruntergekommene Passage am Kurfürstendamm sollte erneuert werden. Ein Jahr lang ist wenig passiert. Manchem ist das recht, dem Investor nicht. Mitte Mai soll nun zumindest ein Workshop starten.

Ein Jahr ist es her, dass ein Durchbruch bei der umstrittenen Neugestaltung des Ku’damm-Karrees verkündet wurde: Mitte März 2013 stellten der irische Investor Ballymore und das Büro des britischen Stararchitekten David Chipperfield neue Entwürfe vor, die auf Wunsch des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf außer einer Shoppingpassage auch 250 bis 300 Eigentumswohnungen im 20-stöckigen Büroturm über der Passage am Kurfürstendamm vorsahen. Dann aber herrschte plötzlich Stille.

Als die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Herbst darum bat, über Details des 500-Millionen-Euro-Projekts in einem Workshop zu beraten, hieß es, dafür sei es zu früh.

Der Baustadtrat beklagt das „Jammerspiel“

Die kurze Euphorie mancher Bezirkspolitiker ist längst verflogen, Baustadtrat Marc Schulte (SPD) spricht von einem „Jammerspiel“. Gelassen bleibt Martin Woelffer, der das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm leitet. Die Boulevardbühnen im Karree sollen abgerissen werden und in einen Theaterneubau umziehen. Intendant Woelffer hat es damit aber nicht eilig. Ohnehin fehlt noch eine Ersatzspielstätte für die Dauer der geplanten Bauarbeiten.

Vorteilhaft sind die Verzögerungen für die Ausstellung „The Story of Berlin“ mit dem alten Atomschutzbunker, denn für diese ist kein Ersatz in Sicht. Auch „City Music“ profitiert. Der Plattenladen hatte seinen ursprünglichen Standort am Breitscheidplatz wegen des dortigen Hochhausprojekts „Upper West“ räumen müssen und zog im Ku’damm-Karree in Räume des früheren Elektronikmarkts.

Unterdessen gibt es nun doch einen Auftakttermin für den Workshop mit Bezirks- und Investorenvertretern – wenn auch nicht Ende März oder Anfang April, wie es die BVV zuletzt erwartet hatte, sondern erst am 15. Mai.

Ballymore will den Neubau nicht alleine finanzieren

Ballymore hatte den Gebäudekomplex im Herbst 2008 gekauft. Offenbar gibt es noch mehrere Hürden. Man sei „weiterhin auf der Suche nach einem Finanzierungspartner“, teilte ein Sprecher mit. Diese Auskunft überrascht, denn vor einem Jahr hatten Ballymore-Manager den Eindruck erweckt, man könne alles alleine finanzieren. Auf Nachfrage erläuterte der Sprecher nun, damit sei nur die Projektentwicklung gemeint gewesen. Dass für die eigentlichen Baukosten ein Finanzierungspartner benötigt werde, sei bei derart großen Vorhaben normal.

Darüber hinaus ist aus glaubwürdigen Quellen zu hören, die irische „Bad Bank“ Nama setze das Unternehmen unter Druck, sich zwischen dem Ku’damm-Karree und einem Projekt in Prag zu entscheiden. Ballymore gehört zu den vielen irischen Firmen, die als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 von der staatlichen Aufsichtsbehörde kontrolliert werden.

Allerdings stellt Ballymore-Direktor Paul Keogh die Sache in einem Schreiben an den Tagesspiegel anders dar: Jedes Projekt habe ein separates Planungsteam und werde einzeln nach den Erfolgsaussichten bewertet. „Es ist nie eine Entweder-oder-Situation.“ Am Ku’damm sei man „engagiert wie immer“, um zusammen mit dem Bezirk eine Lösung zu erreichen. Das sei „nicht leicht“, der Fortschritt könne langsam sein, doch „hinter den Kulissen“ werde viel gearbeitet.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, die Planung könne abgespeckt werden, etwa durch den Verzicht auf einen neuen Stadtplatz an der Uhlandstraße. Mehr als ein Gerücht scheinen Hinweise darauf zu sein, dass der verstorbene frühere Eigentümer des Ku’damm-Karrees, Rafael Roth, die Immobilie mit Geschäftspartnern zurückkaufen wollte. Nach seiner Kenntnis stimme dies, bestätigt Stadtrat Schulte. Roth bewohnte ein Penthouse auf dem Dach des Büroturms. Dem Vernehmen nach hatte der 79-Jährige kurz vor seinem Tod im September 2013 einen Flug nach Großbritannien gebucht, um mit Ballymore zu verhandeln.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false