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Blick vom Rathausturm. Noch ist hier ein Parkplatz zu sehen. Aber das soll sich in absehbarer Zukunft ändern.

© Sigrid Kneist

Stadtentwicklung in Berlin: Am Rathaus Tempelhof entsteht ein neues Wohnquartier

500 Wohnungen sollen im Tempelhofer Zentrum entstehen. Geplant sind außerdem Neubauten für Polizei, Hallenbad und Kultur.

Das Tempelhofer Zentrum wird in den kommenden Jahren komplett neu gestaltet. Der alte Polizeiabschnitt in der Götzstraße wird abgerissen, ebenso das dortige Schwimmbad und die Bibliothek. Der Betonanbau am Rathaus, der sich den Tempelhofer Damm entlangzieht, kommt ebenfalls weg. Stattdessen wird an anderer Stelle neu gebaut. Auch ein neues Wohnquartier mit 500 Wohnungen soll entstehen. Das sieht das Projekt „Neue Mitte Tempelhof“ vor, das am Dienstag von Senat und Bezirksamt vorgestellt wurde – passenderweise in den Galerieräumen im Rathaus, die auch dem Abriss anheim fallen werden. Das voraussichtliche Investitionsvolumen wird den Planungen zufolge mit 185 Millionen Euro beziffert.

Die Pläne sind Teil des Stadtumbau-Programms des Senats. Die „Neue Mitte Tempelhof“ ist eins von 14 beschlossenen Stadtquartieren, die zügig entwickelt werden sollen. „Wir schaffen nicht nur zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum auf landeseigenen Flächen, sondern durch den Neubau der Infrastruktureinrichtungen auch ein weit über das Quartier hinaus ausstrahlendes kulturelles und soziales Zentrum“, sagte Sebastian Scheel, Staatssekretär für Wohnen.

2021 soll mit dem Neubau des Polizeigebäudes begonnen werden

In Tempelhof erwies es sich jetzt als vorteilhaft, dass Polizei, Schwimmbad und Bücherei derart in die Jahre gekommen sind, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt und neu gebaut werden muss. Besonders schlimm sind die Zustände auf dem Polizeiabschnitt. Vor gut einem Jahr waren dort in den Sanitärräumen Rohre gebrochen, so dass sich ein Schwall Abwasser ergoss. Das Polizeigebäude soll deswegen auch als erstes ersetzt werden. „Wir sind in der guten Situation, dass wir erst neu bauen können und dann abreißen, so dass wir die Einrichtungen nur kurz schließen müssen“, sagte die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD). Mit dem Neubau des Polizeigebäudes soll um das Jahr 2021 begonnen werden. Derzeit ist der Abschnitt ziemlich nahe am Tempelhofer Damm. Der Neubau wird ein paar hundert Meter weiter an der Götzstraße entstehen.

Etwas später soll dann auch mit dem Bau eines neues Schwimmbades begonnen werden; der Standort wird direkt neben dem alten liegen. Das neue Bad wird aber nicht für das allgemeine Schwimmen zur Verfügung stehen, sondern für Schulen und Vereine; auch als Bewegungsbad soll es genutzt werden.

Die Bücherei wird in einem Kulturkomplex am Tempelhofer Damm unterkommen, der daneben Räume für die Volkshochschule, Musikschule, die Galerie und Veranstaltungen beherbergen soll. In die alte Bibliothek – laut Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) „an sich ein schönes Gebäude“ – hätten bei einer Sanierung zwölf Millionen Euro in den aufgrund seiner Architektur nicht mehr zeitgemäßen Bau investiert werden müssen.

Zwischen dem geplanten Kulturkomplex und dem Rathaus ist ein kleiner Park geplant. Hinter dem Rathaus soll ein weiterer Verwaltungstrakt entstehen.

„Die Akzeptanz vor Ort ist sehr wichtig“

Erst wenn die Infrastrukturbauten fertig sind, werden die alten abgerissen und die Grundstücke, die sich im Langeseigentum befinden, für den Wohnungsbau genutzt. Nach dem bisherigen Zeitplan ist mit dem Bau des neuen Quartiers nicht vor 2026 zu rechnen. Laut Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) sollen die Wohnungen je zur Hälfte im geförderten und im freien Wohnungsbau entstehen. Die allermeisten Kleingärten der Kolonie Feldblume in der Gegend können erhalten bleiben; einige Parzellen an der Götzstraße müssen allerdings weichen. Der Baustadtrat zeigte sich auch überzeugt davon, dass man für die Pfadfinder, die um ihr Vereinsheim auf einem bezirklichen Grundstück bangen, „eine innovative Lösung“ finden wird.

Viel Wert legt Oltmann auf die Einbindung und Beteiligung der Anwohner und der ansässigen Gewerbetreibenden und Einzelhändler. „Die Akzeptanz vor Ort ist sehr wichtig“, sagte Oltmann. Aus diesem Grund wurde die Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung Stern, die seit gut 40 Jahren Erfahrungen auf diesem Gebiet hat, mit dem Dialogprozess betraut.

Da sich der gesamte Entwicklungsprozess in der Tempelhofer Mitte bis mindestens 2030 hinziehen wird und die Anwohner während der derzeitigen langen Planungsphase keinen Fortschritt sehen, soll mit einer kleinen Maßnahme im angrenzenden Franckepark begonnen werden. Dort wird ab dem kommenden Jahr der Spielplatz erweitert und großzügiger gestaltet.

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