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Steffen Krach (SPD) ist Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung im Senat von Berlin.

© Kai-Uwe Heinrich

Staatssekretär kritisiert Bildungssenatorin: „Es fehlen klare Strukturen und feste Regeln“

Staatssekretär Steffen Krach (SPD) hatte als erster Sozialdemokrat öffentlich Berlins gescholtene Bildungssenatorin kritisiert. Diese reagierte diplomatisch.

Keine Entspannung in Sicht: Nachdem erst der Landeselternausschuss, dann die Grünen und schließlich die Opposition Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) traktiert hatten, stellte sich am Wochenende auch noch ein Parteifreund in die Phalanx der Kritiker. „Not amused“ sei die Spitze der Bildungsverwaltung gewesen über die jüngsten Äußerungen von Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krachs (SPD) im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint: Krach ist der erste prominente Sozialdemokrat, der unverhohlen Kritik an Scheeres’ Politik geübt hatte.

Und nun? Öffentliche Reaktionen blieben am Montag zunächst aus: Weitere Sozialdemokraten mochten sich Krach noch nicht anschließen – vielleicht um der Senatorin weiteren Gesichtsverlust zu ersparen. Aber das Scheeres-kritische Hintergrundrauschen wird lauter.

Krach hatte im Interview unter anderem die jüngsten Schritte der Senatorin zur Qualitätsverbesserung thematisiert. Dort hatte er die Ernennung des Kieler Bildungsforschers Olaf Köller zum Leiter einer neuen Schul-Qualitätskommission einen wichtigen, aber auch „überfälligen“ Schritt genannt. Ein vergiftetes Kompliment also.

Zudem sprach er von „beunruhigten Eltern“ und davon, dass „ein einheitliches Konzept, klare Strukturen und feste Regeln“ fehlten: Mithin deutliche Kritik an Scheeres, deren Staatssekretär Krach war, solange sie das Wissenschaftsressort verantwortet hatte

Der Superstar im Senat

Inzwischen ist Krach dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) zugeordnet, der seit 2016 auch Wissenschaftssenator ist. Durch die Erfolge der Berliner Universitäten gilt Krach als eine Art Superstar im Senat. Somit wächst die Zahl jener, die Krach zutrauen, die festgefahrene und immer wieder in Abgründe blickende Berliner Schulpolitik als Bildungssenator neu zu beleben, bevor 2021 die nächste Wahl zum Abgeordnetenhaus ansteht: Dann wird die SPD das Bildungsressort genau 25 Jahre lang innehaben.
Die Gescholtene selbst hatte also am Montag die Wahl zwischen Angriff und Verteidigung und entschied sich am Nachmittag für den defensiven Weg: „Wir sind uns in diesen Fragen prinzipiell einig. Staatssekretär Krach hat gut gesehen, dass wir für unser Qualitätspaket bereits im Januar einige Maßnahmen aus Hamburg übernommen haben. Auch habe ich den angesehenen Bildungsforscher Olaf Köller für unsere Qualitätskommission gewinnen können“, ließ sich die Senatorin zitieren.

Allerdings wissen nicht nur Krach und Scheeres, sondern auch alle deutschen Bildungsfachleute, dass Hamburg seinen Erfolgskurs mittels ambitionierter Reformen schon vor vielen Jahren eingeschlagen und dass der dortige Bildungssenator Ties Rabe (SPD) im selben Jahr wie Scheeres sein Amt angetreten hatte, nämlich 2011, sodass Scheeres’ Verweis auf den Januar 2019 wenig Eindruck machen dürfte.

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