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Problembau. Das Sporthallen- und Hortgebäude der Schöneberger Spreewald-Grundschule beschäftigt die Justiz seit zwei Jahrzehnten.

© Monika Skolimowska/dpa

Spreewald-Schule in Schöneberg: 20 Jahre vor Gericht

Der Streit um die Sporthalle der Brennpunktschule gehört zu den wohl längsten Gerichtsverfahren der Berliner Nachkriegsgeschichte. Nun gibt es neuen Zündstoff.

Vielleicht wäre ein Turm aus den mit Gerichtsakten gefüllten Büroordnern inzwischen höher als das ganze berühmt-berüchtigte Gebäude selbst: Der Streit um die markante Sporthalle der Schöneberger Spreewald-Schule hat sich zu einem der wohl längsten Gerichtsverfahren der Berliner Nachkriegsgeschichte entwickelt. Nun gibt es neuen Zündstoff, und das hat mit dem bekannten Streit um den Wachschutz an der Schule zu tun.

Um die Dimension der Auseinandersetzung zu verstehen, muss man tief ins Archiv steigen. Dort finden sich seit 1989 Hinweise auf das Bauvorhaben am Winterfeldtplatz, das der damals schon erfolgreiche Architekt Hinrich Baller realisieren sollte: Er bot der staunenden Öffentlichkeit einen zurückgesetzten von viel Grün umgebenen spektakulären Bau an, der aus einer Sporthalle mit einer auf dem Dach befindlichen Kita bestand.

Die Freude währte aber nicht lange: Bereits 1998 war von „Schäden an der Dachabdichtung“ und von Firmenpleiten die Rede. Als zwei Jahre später die Teil(!)-Eröffnung gefeiert wurde, waren die Kosten bereits von 38,4 auf 61 Millionen D-Mark geklettert – und das jetzige Gerichtsverfahren bereits anhängig.

Der Altbau der Spreewaldschule liegt hinter der Sporthalle.
Der Altbau der Spreewaldschule liegt hinter der Sporthalle.

© Susanne Vieth-Entus

„Das läuft seit 1999“, erinnert sich Baller, dessen architektonische Handschrift in Berlin etwa 200 Gebäude tragen, darunter das Philosophische Institut der FU, zahlreiche Wohnhäuser und eine weitere Sporthalle, die aber in Charlottenburg liegt. Mit dem Bauamt dort habe es keine Probleme gegeben: „Da herrscht Ordnung“, wie Baller es ausdrückt. Auf das Bauamt in Tempelhof-Schöneberg hingegen ist er nicht gut zu sprechen.

Aber auch umgekehrt sparte dieses Bauamt nie mit Kritik an dem Architekten – und zog schließlich vor das Landgericht, um Geld von Baller zu erstreiten. Warum es etwa 15 Jahre lang dauerte, bis es zu einer Entscheidung kam, ließ sich am Montag nicht klären. Es ging wohl um komplizierte gutachterliche Abwägungen. Am Ende siegte Baller, und der Bezirk wandte sich an das Kammergericht, wo der Fall abermals seit Jahren anhängig ist.

Bevor hier eine Entscheidung fällt, könnte nun aber ein neuer Streit hinzukommen, denn der Bezirk will einen knapp zwei Meter hohen Zaun um das Areal ziehen, wodurch Baller sein Urheberrecht gefährdet sieht. Brisant ist, dass der Bezirk mit den Planungen bereits begonnen hat, ohne Baller zu informieren – was aber notwendig gewesen wäre, da sich das Erscheinungsbild des Geländes durch einen solchen Zaun ändern würde.

Undicht. Das Dach des Schulhortes hat wieder schadhafte Stellen.
Undicht. Das Dach des Schulhortes hat wieder schadhafte Stellen.

© Susanne Vieth-Entus

Baller kündigt eine Einstweilige Verfügung an

Bildungsstadtrat Oliver Schworck (SPD) hatte sich kürzlich zuversichtlich gezeigt, dass der Zaun, der den Wachschutz an der Spreewald-Schule überflüssig machen soll, noch dieses Jahr errichtet werde. Auf Nachfrage hatte er auch gesagt, dass mit Baller Kontakt aufgenommen worden sei, was dieser bestreitet. Schworck erklärte dazu, dass er „aus Gesprächen innerhalb der Verwaltung meinte verstanden zu haben", dass es bereits eine Kontaktaufnahme gegeben habe:

„Das mag ein Missverständnis meinerseits gewesen sein, was ich bedauere“. Sein Amt sei aber „bereits dabei, diesen Umstand zu klären“, so Schworck weiter. Baller kündigte gegenüber dem Tagesspiegel eine Einstweilige Verfügung an für den Fall, dass der Bezirk den geplanten Zaun baue: Er schlägt vor, seinen eigenen niedrigen Originalzaun zu erhöhen.

Zu niedrig: Über diesen Zaun steigen nicht nur am Wochenende Schulfremde. Nun will das Bezirksamt zwischen dem alten Zaun und dem Kombibau (rechts) einen Zaun ziehen,
Zu niedrig: Über diesen Zaun steigen nicht nur am Wochenende Schulfremde. Nun will das Bezirksamt zwischen dem alten Zaun und dem Kombibau (rechts) einen Zaun ziehen,

© Susanne Vieth-Entus

Die Spreewald-Schule wartet unterdessen darauf, dass sie nach zweijähriger Pause ihren Hort wieder nutzen kann, der vor Jahren in die Kitaräume über der Sporthalle eingezogen war: Der Hort ist gesperrt, weil ein zweiter Fluchtweg fehlte. Und nun ist auch noch die Dachabdichtung „fehlerhaft“. Die Bau- und Justizgeschichte vom Winterfeldtplatz ist noch nicht auserzählt.

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